Südbrookmerland liegt in Ostfriesland zwischen Aurich und Emden und entstand 1972 durch den Zusammenschluss von zehn Gemeinden. Mit 18.541 Einwohnern ist sie die drittgrößte Kommune im Landkreis Aurich. Geprägt von Landwirtschaft und Tourismus, spielt das Große Meer als viertgrößter Binnensee Niedersachsens eine zentrale Rolle. Viele Einwohner pendeln zur Arbeit nach Aurich und Emden, insbesondere ins Volkswagenwerk.
Wetter in Südbrookmerland
Bewertung: Gemeinde Südbrookmerland
Historisch gehört die Gemeinde zum Brokmerland, das im Mittelalter besiedelt wurde. Während einige Moorkolonien wirtschaftlichen Erfolg brachten, scheiterte die Besiedlung von Moordorf, das lange als Symbol für Armut galt. Heute erinnern Kirchen in Victorbur, Wiegboldsbur und Engerhafe sowie das Moormuseum in Moordorf an die Geschichte der Region.
Geografie
Lage
Südbrookmerland liegt im Nordwesten Deutschlands in Ostfriesland, zentral im Landkreis Aurich und im Städtedreieck Aurich, Emden und Norden. Die Gemeinde grenzt direkt an Aurich und Emden und erstreckt sich über eine Niederungszone am Westrand des oldenburgisch-ostfriesischen Geestrückens. Zahlreiche flache Binnenseen, darunter das Große Meer und das Sandwater, prägen die Landschaft.
Mit einer Fläche von 96,8 km² ist Südbrookmerland die sechstgrößte Gemeinde im Landkreis Aurich. Die Einwohnerzahl beträgt 19.010, was einer Bevölkerungsdichte von 196 Einwohnern/km² entspricht – über dem ostfriesischen und niedersächsischen Durchschnitt. Die größte Nord-Süd-Ausdehnung beträgt rund 15 km, die Ost-West-Ausdehnung etwa 11,5 km. Der Verwaltungssitz in West-Victorbur liegt neun Kilometer westlich von Aurich und 18 Kilometer nordöstlich von Emden. In der niedersächsischen Raumordnung wird die Gemeinde als Grundzentrum geführt.
Nachbargemeinden
Das zentral gelegene Südbrookmerland grenzt an sieben Nachbargemeinden, mehr als jede andere kreisangehörige Kommune. Im Südwesten befindet sich die Gemeinde Hinte, während im Westen und Nordwesten die Gemeinden Wirdum, Upgant-Schott und Rechtsupweg (alle Teil der Samtgemeinde Brookmerland) angrenzen. Im Norden schließt Großheide an, im Osten die Stadt Aurich und im Osten sowie Süden die Gemeinde Ihlow. Zudem grenzt die Gemeinde im Süden auf einem kleinen Abschnitt an die kreisfreie Stadt Emden.
Besonders enge wirtschaftliche und soziale Verbindungen bestehen zu den Städten Aurich und Emden. Diese fungieren als zentrale Einkaufs- und Arbeitsorte für viele Einwohner Südbrookmerlands. Besonders das Volkswagenwerk in Emden ist ein bedeutender Arbeitgeber für die Region.
Gemeindegliederung
Südbrookmerland setzt sich aus zehn ehemals eigenständigen Gemeinden zusammen, die nach der Übernahme Ostfrieslands durch das Königreich Hannover entstanden und bis zur Gebietsreform 1972 selbstständig waren. Die früheren Gemeinden umfassten meist mehrere Dörfer mit heute noch gebräuchlichen Namen, die auf Ortsschildern und in amtlichen Bezeichnungen erhalten blieben. Die genauen Grenzen der Dörfer sind oft schwer zu bestimmen, da sie in Karten nicht separat ausgewiesen sind.
Die drei größten Ortsteile sind Moordorf (6.246 Einwohner), Victorbur (4.069 Einwohner) und Münkeboe (1.698 Einwohner). Moordorf hat überregionale Bedeutung, während Georgsheil ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt ist. Victorbur fungiert als Verwaltungszentrum der Gemeinde.
Hier sind die Ortsteile mit den dazugehörigen Dörfern und ihren Einwohnerzahlen (Stand April 2021):
- Bedekaspel (Bedekaspel, Bedekaspeler Marsch, Wochenendsiedlung) – 368 Einwohner
- Forlitz-Blaukirchen (Blaukirchen, Moorhusen, Forlitz) – 206 Einwohner
- Moordorf – 6.246 Einwohner
- Moorhusen – 1.317 Einwohner
- Münkeboe – 1.698 Einwohner
- Oldeborg (Engerhafe, Fehnhusen, Oldeborg, Upende, Teile von Upende-Victorbur) – 1.653 Einwohner
- Theene (Hinter-Theene, Theene, Ekels mit Alt- und Neu-Ekels) – 1.335 Einwohner
- Uthwerdum (Abelitz, Georgsheil, Uthwerdum, Victorburer Marsch) – 1.229 Einwohner
- Victorbur (Ost-, Süd-, West-Victorbur, Teile von Upende-Victorbur) – 4.069 Einwohner
- Wiegboldsbur (Neu-Wiegboldsbur, Wiegboldsbur) – 505 Einwohner
Diese Siedlungsstruktur spiegelt die historische Entwicklung und das dörfliche Erbe der Region wider.
Landschaftsbild
Das Gebiet von Südbrookmerland umfasst Marsch, Geest und Moor und vereint damit drei typische Landschaftsformen Ostfrieslands. Die Geestinseln, Überbleibsel aus der Weichsel-Kaltzeit, bilden die ältesten Siedlungskerne. Der Boden besteht aus Sanden und Kiesablagerungen, durchzogen von Flüssen, die fruchtbare Niederterrassen hinterlassen haben.
Im Norden wurden die ehemals ausgedehnten Moore größtenteils entwässert und urbar gemacht. Heute existieren nur noch kleine Hochmoorreste. Im Westen schließt sich die Marsch an, geprägt von jüngeren Wattablagerungen und älteren Brackwasserzonen. Die Region muss durch ein ausgeklügeltes Grabensystem und Schöpfwerke entwässert werden, um Überflutungen zu verhindern.
Zentrale Gewässer sind das Große Meer, der viertgrößte See Niedersachsens, sowie das Loppersumer Meer. Das hydrologische System der Region verbindet diese Gewässer mit dem ostfriesischen Wasserstraßennetz und ermöglicht sowohl touristische als auch funktionale Nutzung, wie Hochwasserschutz und Wasseraufbereitung. Ein wichtiger Wasserlauf ist das Knockster Tief, das seinen Ursprung am Nordwestufer des Großen Meeres hat. Es durchfließt das Loppersumer Meer und mündet in Richtung Ems. Diese Verbindung ist nicht nur für die Entwässerung von Bedeutung, sondern auch für den Bootstourismus in der Region.
Flächennutzung und Naturraum
Südbrookmerland ist stark von der Landwirtschaft geprägt, die rund 72 % der Gesamtfläche einnimmt und damit leicht unter dem ostfriesischen Durchschnitt, jedoch deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 52,3 % liegt. Die landwirtschaftlichen Flächen werden vor allem für Viehzucht und Ackerbau genutzt.
Gewässer nehmen etwa 5 % des Gemeindegebiets ein, wobei das Große Meer und das Loppersumer Meer die bedeutendsten Wasserflächen sind. Ergänzt werden sie durch zahlreiche Entwässerungsgräben und Kanäle, die historisch sowohl zur Trockenlegung als auch für die Schifffahrt genutzt wurden.
Moore machen heute nur noch 0,13 % der Fläche aus, da viele Gebiete entwässert und für die Landwirtschaft nutzbar gemacht wurden. Der Waldanteil liegt bei 0,3 %, was unter dem ostfriesischen Durchschnitt von 2,6 % und weit unter dem Bundesdurchschnitt von 29,8 % liegt. Neben wenigen aufgeforsteten Flächen prägen Wallhecken und vereinzelte Baumreihen das Landschaftsbild. In früheren Zeiten wurden Wälder für Bauholz und landwirtschaftliche Nutzflächen gerodet, während heute der Erhalt und die Wiederaufforstung zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Schutzgebiete
Südbrookmerland verfügt über eine Vielzahl an Naturschutz- und Landschaftsschutzgebieten. Das größte Naturschutzgebiet (NSG) ist der Südteil des Großen Meeres mit 498 Hektar, das seit 1974 unter Schutz steht. Ebenfalls geschützt ist das Loppersumer Meer, das seit 1988 auf einer Fläche von 48 Hektar als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. Seit 1982 gehört zudem das 54 Hektar große NSG Groen Breike, das sich die Gemeinde mit Ihlow teilt, zu den geschützten Gebieten.
Das Landschaftsschutzgebiet (LSG) Victorburer und Georgsfelder Moor wurde 1994 eingerichtet. Es umfasst 381 Hektar und liegt sowohl in Südbrookmerland als auch in Aurich. Bereits seit 1972 steht das LSG Großes Meer und Umgebung unter Schutz. Mit einer Fläche von 2148 Hektar umfasst es das Große Meer, das Loppersumer Meer und die Hieve. Dieses Gebiet erstreckt sich größtenteils über Südbrookmerland, kleinere Teile liegen in Hinte und Emden. Zudem ist das LSG Teil des EU-Vogelschutzgebiets Ostfriesische Meere. Das Große Meer und das Loppersumer Meer bilden gemeinsam das FFH-Gebiet Großes Meer, Loppersumer Meer.
Zusätzlich gibt es mehrere Naturdenkmale. Seit 1941 sind die Alleebäume in Blaukirchen und die sogenannten Kriegereichen in Bedekaspel unter Schutz gestellt. 1989 wurde das Naturdenkmal Ackerende in Wiegboldsbur hinzugefügt.
Geschichte
Entstehung und Namensherkunft
Die Gemeinde Südbrookmerland wurde am 1. Juli 1972 durch den Zusammenschluss der Gemeinden Bedekaspel, Forlitz-Blaukirchen, Moordorf, Moorhusen, Münkeboe, Oldeborg, Theene, Uthwerdum, Victorbur und Wiegboldsbur gebildet. Der Name verweist auf die mittelalterliche friesische Landesgemeinde Brookmerland, die jedoch einst ein weit größeres Gebiet umfasste.
Der Begriff „Brookmerland“ leitet sich vom altfriesischen Wort „brōk“ für Moor- oder Bruchlandschaft ab. Dies deutet darauf hin, dass die Region von Mooren, Binnengewässern und sumpfigen Gebieten geprägt war. Der Name bedeutet sinngemäß „Land der Mannen aus dem Moor“.
Ur- und Frühgeschichte
Zahlreiche archäologische Funde belegen eine frühe Besiedlung. Ein Kernbeil aus der Mittelsteinzeit wurde 2004 in Moorhusen entdeckt, weitere Fundstücke stammen aus verlandeten Binnenseen bei Upende. Besonders bekannt ist die Goldscheibe von Moordorf aus der Nordischen Bronzezeit (1500–1300 v. Chr.), die vermutlich einem Sonnenkult diente.
Mittelalter
Im frühen Mittelalter bildete das Südbrookmerland eine Grenze zwischen verschiedenen Gauen und kirchlichen Einflussgebieten. Die Region wurde durch Innere Kolonisation urbar gemacht, was sich heute noch in den Reihendörfern widerspiegelt.
Wiegboldsbur, das im 9. Jahrhundert urkundlich als „Uuibodasholta“ erwähnt wurde, ist eine der ältesten Siedlungen. Die Besiedlung folgte dem sogenannten „Aufstreckrecht“, bei dem Siedler ihre Parzellen ins Moor ausdehnten. Noch heute sind diese Flurformen sichtbar. Der Wohlstand durch Landwirtschaft und Handel ermöglichte im 13. Jahrhundert den Bau großer Kirchen, etwa in Engerhafe und Marienhafe.
Herrschaft der tom Brok und der Cirksena
Im 14. und 15. Jahrhundert herrschten zunächst die tom Brok über das Brookmerland. Nach der Niederlage Ocko II. tom Broks in der Schlacht auf den Wilden Äckern 1427 übernahmen die Cirksena aus Greetsiel die Herrschaft. Sie wurden 1464 von Kaiser Friedrich III. zu Grafen von Ostfriesland erhoben und teilten das Brookmerland in Verwaltungseinheiten.
Frühe Neuzeit
Die Reformation brachte den Wechsel zum lutherischen Bekenntnis, mit Ausnahme Bedekaspels, das calvinistisch geprägt blieb. Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) belastete die Region durch Truppeneinquartierungen schwer. Die Weihnachtsflut 1717 richtete ebenfalls massive Zerstörungen an.
Nach dem Aussterben der Cirksena fiel Ostfriesland 1744 an Preußen. Unter Friedrich II. begann die planmäßige Urbarmachung des Moors, wodurch Moordorf (1767), Moorhusen (1770) und Münkeboe (1771) entstanden. Die ersten Siedler lebten unter schwierigen Bedingungen in einfachen Lehmhütten.
19. und 20. Jahrhundert
Nach 1815 wurde Ostfriesland dem Königreich Hannover zugeschlagen. In dieser Zeit entstanden befestigte Straßen, etwa die Chaussee von Emden nach Aurich. Am Kreuzungspunkt entwickelte sich Georgsheil, das 1844 nach König Georg V. benannt wurde.
Die Industrialisierung erfasste das Südbrookmerland kaum, jedoch verbesserten Infrastrukturprojekte wie der Abelitz-Moordorf-Kanal (1870–1894) die landwirtschaftlichen Bedingungen. 1883 wurde das Gemeindegebiet durch die Bahnstrecke Abelitz–Aurich an das Eisenbahnnetz angeschlossen.
In der Weimarer Republik existierte in Moordorf eine starke KPD-Ortsgruppe. Die politischen Konflikte zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten eskalierten in den 1920er-Jahren mehrfach.
Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg
Nach der Machtergreifung 1933 wurden zahlreiche Kommunisten verhaftet. In Moordorf fanden rassenhygienische Untersuchungen statt, die dazu führten, dass zahlreiche Einwohner als „minderwertig“ eingestuft und 59 Menschen zwangssterilisiert wurden.
Von Oktober bis Dezember 1944 existierte in Engerhafe ein Außenlager des KZ Neuengamme, in dem 188 Häftlinge starben. Das Südbrookmerland wurde im Krieg durch Bombenangriffe und Tieffliegerbeschuss getroffen. Am 5. Mai 1945 endete der Krieg mit dem Einmarsch kanadischer Truppen.
Nachkriegszeit und Gemeindebildung
Nach dem Krieg nahm die Gemeinde Flüchtlinge auf, was zu Wohnraummangel führte. Die wirtschaftliche Lage verbesserte sich mit dem Bau des Volkswagenwerks Emden 1964. Viele Einwohner fanden dort Arbeit.
Mit der niedersächsischen Gebietsreform entstand am 1. Juli 1972 die Gemeinde Südbrookmerland durch den Zusammenschluss von zehn Orten. Die Infrastruktur wurde ausgebaut, Gewerbegebiete entstanden und die Bevölkerung wuchs kontinuierlich.
Heute ist Südbrookmerland eine moderne Gemeinde mit starker wirtschaftlicher Anbindung an die Region.

Wappen
Das Wappen der Gemeinde zeigt einen goldenen, dreifach bekrönten Adler auf rotem Grund, der aus einer goldenen Sonnenscheibe emporsteigt. Im Schildfuß befinden sich zehn goldene Schindeln. Die Gestaltung geht auf das Wappen der mittelalterlichen Häuptlinge tom Brok zurück, die das Brookmerland beherrschten. Die goldene Scheibe symbolisiert die Sonnenscheibe von Moordorf, den bedeutendsten archäologischen Fund der Region. Die zehn Schindeln stehen für die zehn ehemals eigenständigen Gemeinden, die 1972 zur Gemeinde Südbrookmerland fusionierten.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Südbrookmerland ist aufgrund des mittelalterlichen Bauverbots für Steinhäuser im Brokmerbrief arm an historischen Profanbauten. Lediglich die Kirchen und einige spätere Bauwerke zeugen von der Geschichte der Region. Burgen existierten einst in Engerhafe und Oldeborg, sind jedoch nicht erhalten geblieben.
Museen
Südbrookmerland beherbergt mehrere Heimat- und Freilichtmuseen, die die regionale Geschichte und Lebensweise veranschaulichen.
- Moormuseum Moordorf: Thematisiert das Leben der Moorkolonisten und zeigt auf einem 1,5 Hektar großen Gelände Nachbildungen historischer Lehmhäuser. Seit seiner Eröffnung 1984 zählte es bis 2009 insgesamt 1,3 Millionen Besucher.
- Dörpmuseum Münkeboe: Zeigt historische Werkstätten, eine Kornwindmühle, ein Gulfhof-Ensemble sowie ein rekonstruiertes historisches Dorf. Jährlich besuchen etwa 10.000 Gäste das Museum.
- Mühle Wiegboldsbur: Neben der historischen Mühle werden alte landwirtschaftliche Maschinen und Handwerkskunst ausgestellt. Zudem gibt es eine funktionierende Schmiede und eine Backstube.

Kirchen und Orgeln
Mehrere romanische Kirchen aus dem 13. Jahrhundert sind in der Gemeinde Südbrookmerland erhalten geblieben:
- St.-Victor-Kirche in Victorbur (ca. 1250): Enthält kunsthistorisch wertvolle Elemente wie den barocken Altar von 1657 und eine Orgel von 1817.
- Kirche Wiegboldsbur (ca. 1250): Eines der ältesten Gotteshäuser der Region mit bedeutendem Altar von 1653 und einer fast unveränderten Orgel von 1818.
- Kirche Engerhafe (1250–1280): Beinhaltet eine barocke Kanzel von 1636 und eine wertvolle Orgel, von der nur noch der Prospekt erhalten ist.
- Bedekaspeler Kirche: Nach der Weihnachtsflut 1717 wurde sie 1728 neu errichtet, der gotische Westturm blieb erhalten.
- Kirche Forlitz-Blaukirchen: Ein klassizistisches Bauwerk mit Elementen aus Vorgängerkirchen wie einer Kanzel von 1744 und einer Orgel von 1869.
- Historistische Kirchen: Die Martin-Luther-Kirche in Moordorf (1893), die Baptistenkapelle Moorhusen (1900) und die Kirche zum guten Hirten in Münkeboe (1927) prägen das Ortsbild.
Profanbauten
- Gedenkstätte KZ Engerhafe: Erinnerung an ein Außenlager des KZ Neuengamme, in dem 188 Häftlinge starben.
- Historische Mühlen: Münkeboe (1854) und Wiegboldsbur (1812) sind restaurierte Galerieholländer. Die Wasserschöpfmühle Agnes (1920) wird heute zur Biotopbewässerung genutzt.
- Woldenhof in Wiegboldsbur: Ein Gulfhof aus dem Jahr 1858, heute ein Schulbauernhof des NABU.
Sport
- Fußball: Die beliebteste Sportart der Gemeinde, fast jeder Ortsteil verfügt über einen eigenen Verein. Fußballplätze befinden sich in Engerhafe, Moordorf, Moorhusen, Münkeboe, Theene (Neu-Ekels), Uthwerdum (Georgsheil), Victorbur und Wiegboldsbur. Der SV Georgsheil unterhält zudem eine Leichtathletik-Abteilung.
- Tennis & Leichtathletik: Tennisplätze gibt es in Münkeboe, Uthwerdum und Wiegboldsbur. In Moorhusen befindet sich eine Leichtathletikanlage, die dem Schulzentrum angegliedert ist. Die Drei-Felder-Sporthalle am Schulzentrum Moorhusen dient lokalen Vereinen und Turnieren, darunter der jährlich zum Jahreswechsel ausgetragene Supercup für Freizeitfußballer. Zusätzlich verfügen die Schulen über eigene Sporthallen. In Moordorf bietet ein öffentlicher Calisthenics-Trainingspark Möglichkeiten zur körperlichen Betätigung.
- Weitere Sportarten: Neben mehreren Tennisvereinen gibt es eine Reithalle und zahlreiche Boßelvereine. Wassersportler finden am Großen Meer, am Schweitief in Engerhafe sowie am Marscher Tief in Abelitz kleinere Sportboothäfen. Das Große Meer ist aufgrund der konstanten Winde und der geringen Wassertiefe besonders bei Surfern beliebt. Zudem gibt es dort einen Badestrand.
Sprache
Neben Hochdeutsch wird in Südbrookmerland noch vielfach Ostfriesisches Platt gesprochen. Mehrere Kindergärten wurden als „mehrsprachige Einrichtungen“ ausgezeichnet, und Plattdeutsch ist in offiziellen Sitzungen sowie bei Feierlichkeiten gebräuchlich.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die Wirtschaftsstruktur der Gemeinde Südbrookmerland wird maßgeblich von der Landwirtschaft, kleineren Gewerbebetrieben und dem Fremdenverkehr geprägt. Eine ausgeprägte Industrialisierung ist kaum vorhanden. Der Großteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist in den Bereichen Handel, Gastgewerbe und Verkehr tätig (35 Prozent). Das produzierende Gewerbe beschäftigt 31 Prozent der Erwerbstätigen, während der Dienstleistungssektor 30 Prozent ausmacht. Lediglich 3 Prozent der Beschäftigten arbeiten in der Land- und Forstwirtschaft.
Arbeitsmarkt und Pendlerverkehr
Spezifische Arbeitsmarktdaten für Südbrookmerland werden nicht separat erfasst. Die Gemeinde gehört zum Zuständigkeitsbereich der Agentur für Arbeit Emden-Leer und bildet gemeinsam mit Aurich, Wiesmoor, Großefehn und Ihlow die Geschäftsstelle Aurich. 2020 lag die Arbeitslosenquote in dieser Region bei 7 Prozent. Südbrookmerland ist stark von Auspendlern geprägt: 6186 Einwohner pendeln täglich zur Arbeit in andere Gemeinden, während nur 1710 Personen von außerhalb in die Gemeinde einpendeln. Dies führt zu einem negativen Pendlersaldo von 4476 (Stand: 2022). Insgesamt gibt es in Südbrookmerland 7535 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, verteilt auf 334 Betriebe.
Gewerbe und Versorgung
In Georgsheil befindet sich eines der wenigen Industrieunternehmen der Gemeinde – ein Gießerei-Zweigwerk des Windkraftanlagen-Herstellers Enercon. Die Nahversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs konzentriert sich auf die Ortsteile Moordorf und (West-)Victorbur. Dort befinden sich größere Einkaufsmöglichkeiten und ein kleineres Gewerbegebiet mit Supermarkt, Gartencenter sowie verschiedenen Handwerksbetrieben. Da Südbrookmerland als Grundzentrum eingestuft ist, gibt es kaum großflächige Warenhäuser.

Tourismus
Der Fremdenverkehr hat sich insbesondere in den Ortsteilen Bedekaspel und Forlitz-Blaukirchen etabliert, wo sich die Erholungsgebiete Großes Meer und Kleines Meer befinden. Diese Region bietet mit rund 600 Wochenendhäusern, einem Campingplatz und Freizeiteinrichtungen attraktive Erholungsmöglichkeiten. Zudem gibt es seit 2012 insgesamt 30 Wohnmobil-Stellplätze und einen Segelbootshafen am Großen Meer. Der Wassersport spielt eine große Rolle, begünstigt durch die stetigen Winde und die geringe Tiefe der Seen.
Westlich des Großen Meeres liegt das Loppersumer Meer, das gemeinsam mit den anderen beiden Binnenseen über den seit 2009 existierenden „Drei-Meere-Weg“ miteinander verbunden ist. Dieser ermöglicht Wanderungen und Radtouren entlang der Seen. Um die Durchfahrt für Boote zu gewährleisten, wurden statt Brücken zwei Pünten (Kurbelfähren) errichtet. Entlang des Weges befinden sich auch Aussichtspunkte, die die Region für Naturfreunde und Touristen noch attraktiver machen.
Landwirtschaft
Die Landwirtschaft in Südbrookmerland befindet sich in einem strukturellen Wandel. Zwischen 1991 und 2007 reduzierte sich die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe um fast zwei Drittel, während die verbleibenden Höfe ihre Flächen vergrößerten. Technische Fortschritte führten zu einem Rückgang der in der Landwirtschaft tätigen Bevölkerung.
Die landwirtschaftliche Nutzung dominiert das Landschaftsbild: Über 71 der insgesamt knapp 97 Quadratkilometer Gemeindefläche werden landwirtschaftlich genutzt. Aufgrund der Bodenqualität dominiert die Milchwirtschaft, wodurch die Region zum bedeutenden Milcherzeuger im Landkreis Aurich beiträgt. Allerdings leiden die Milchbauern unter niedrigen Milchpreisen. Der Ackerbau konzentriert sich auf den Anbau von Futtermitteln wie Mais, der überwiegend zur Silagegewinnung und für Biogasanlagen genutzt wird. Die Ausweitung des Maisanbaus führte zwischen 2005 und 2010 zu einem 60-prozentigen Anstieg der Anbauflächen in Ostfriesland und einer Verteuerung von Acker- und Grünland.
Einige landwirtschaftliche Betriebe haben sich auf Bio-Produkte spezialisiert und sind entsprechenden Vermarktungsorganisationen angeschlossen. Zusätzliche Einnahmen generieren Landwirte durch Windkraft- und Biogasanlagen sowie in geringerem Maße durch Ferienunterkünfte (Urlaub auf dem Bauernhof). Am Großen Meer in Bedekaspel wird weiterhin Reet geerntet, das traditionell als Dachbedeckung genutzt wird. Die Zahl der Reet-Ernter ist jedoch in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen, sodass der Bedarf heute größtenteils durch Importware gedeckt wird.
Die Fischerei spielt in Südbrookmerland wirtschaftlich keine Rolle, jedoch ist die Sportfischerei für Touristen und Einheimische von Bedeutung.
Verkehr
Straßenverkehr
Südbrookmerland liegt zentral im Städtedreieck Aurich, Emden und Norden und bildet einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt im Landkreis Aurich. In Georgsheil kreuzen sich die Bundesstraßen 210 (Emden – Wilhelmshaven) und 72 (Norddeich–Schneiderkrug). Die stark befahrene Moordorfer Ortsdurchfahrt wird täglich von etwa 18.000 Fahrzeugen genutzt. Die nächstgelegene Autobahnanschlussstelle ist Emden-Mitte an der A 31 (Bottrop–Emden) in etwa 13 Kilometern Entfernung.
Den öffentlichen Personennahverkehr sichern Buslinien. Besonders wichtig ist die Linie 410 der Weser-Ems Bus-GmbH, die Aurich und Emden verbindet. Vom ZOB Georgsheil bestehen Anschlussmöglichkeiten nach Norden. Einzelne Ortsteile werden durch eine Rufbus-Linie an Moordorf angebunden.
Schienenverkehr
Durch Südbrookmerland verläuft die eingleisige Bahnstrecke Rheine–Norddeich Mole, jedoch ohne Halt in der Gemeinde. Nächstgelegene Bahnhöfe befinden sich in Marienhafe (ca. 3 km nördlich) und Emden (ca. 16 km südlich). Von dort verkehren Regional- und Intercity-Züge in Richtung Hannover, Münster, Köln und München.
Eine weitere Bahnstrecke, Abelitz–Aurich, dient ausschließlich dem Güterverkehr. Sie wurde 2008 wieder in Betrieb genommen, nachdem sie 1996 stillgelegt worden war. Der Windkraftanlagen-Hersteller Enercon nutzte sie für Materialtransporte zum Emder Hafen. Pläne zur Wiederaufnahme des Personenverkehrs wurden 2016 verworfen, jedoch untersucht der Landkreis Aurich erneut die Machbarkeit einer Reaktivierung. In Südbrookmerland stößt dieses Vorhaben auf politischen Widerstand.
Wasser- und Luftverkehr
Die Gemeinde verfügt über zahlreiche Wasserwege, die vor allem von der Sportschifffahrt genutzt werden. Das Große Meer ist über das Knockster Tief mit dem Emder Hafen verbunden. Der Ems-Jade-Kanal bildet die südwestliche Gemeindegrenze, verfügt jedoch auf Südbrookmerlander Seite über keine Sportboothäfen.
Die nächstgelegenen Flugplätze sind in Emden und Norddeich, während der nächste internationale Flughafen in Bremen liegt.
Vorteile: Urlaub in Südbrookmerland
Südbrookmerland bietet eine reizvolle Mischung aus Natur, Kultur und Erholung und ist ein attraktives Reiseziel in Ostfriesland. Die zentrale Lage zwischen Aurich und Emden ermöglicht eine gute Erreichbarkeit, während die weitläufigen Landschaften und Schutzgebiete für Ruhe und Erholung sorgen.
Das Große Meer ist ein Paradies für Wassersportler, insbesondere für Segler, Paddler und Angler. Die flachen Gewässer eignen sich hervorragend für Anfänger und Familien. Radfahrer und Wanderer profitieren von einem gut ausgebauten Wegenetz durch idyllische Marsch- und Moorlandschaften.
Neben den landschaftlichen Reizen bietet Südbrookmerland auch kulturelle Highlights. Historische Kirchen in Victorbur, Engerhafe und Wiegboldsbur laden zur Erkundung ein, während das Moormuseum in Moordorf Einblicke in die Geschichte der Moorsiedlungen gibt. Das Dörpmuseum Münkeboe vermittelt anschaulich das frühere Leben in Ostfriesland mit historischen Gebäuden und traditionellem Handwerk. Die Ostfriesische Teekultur ist in den lokalen Teestuben erlebbar, wo Besucher die regionale Gastfreundschaft genießen können.
Ein weiterer Vorteil ist die familienfreundliche Atmosphäre. Ferienhäuser und Campingplätze bieten flexible Unterkünfte, während zahlreiche Freizeitmöglichkeiten wie Bootsverleih, Reiterhöfe und Naturerlebnisse für abwechslungsreiche Tage sorgen. Besonders für Naturliebhaber ist das Schutzgebiet rund um das Große Meer mit seiner vielfältigen Vogelwelt ein Highlight.
Wer während seines Aufenthalts größere Städte erkunden möchte, erreicht Emden und Aurich in kurzer Zeit. Hier laden Museen, Einkaufsstraßen und kulturelle Veranstaltungen zu Tagesausflügen ein.
Durch die Kombination aus aktiver Erholung, kulturellen Erlebnissen und der Nähe zu Nordsee und Großstädten ist Südbrookmerland ein ideales Ziel für einen entspannten und zugleich abwechslungsreichen Urlaub.
Die touristischen Angebote werden von der Südbrookmerland Touristik GmbH koordiniert, die Besuchern Informationen zu Unterkünften, Freizeitmöglichkeiten und Veranstaltungen bietet. Durch gezielte Förderung des Tourismus trägt sie dazu bei, die Region nachhaltig zu entwickeln und erlebbar zu machen.
Fazit
Südbrookmerland ist eine Gemeinde mit tief verwurzelter Geschichte, einzigartiger Landschaft und einem harmonischen Zusammenspiel aus Tradition und Moderne. Die historische Entwicklung von den mittelalterlichen Landesgemeinden bis zur heutigen Verwaltungseinheit prägt das kulturelle Erbe der Region. Wirtschaftlich steht die Gemeinde auf mehreren Säulen: Landwirtschaft, Tourismus und die Nähe zu den Städten Aurich und Emden, insbesondere als Pendlerregion zum Volkswagenwerk.
Die zahlreichen Natur- und Landschaftsschutzgebiete unterstreichen die ökologische Bedeutung der Region und bieten vielfältige Erholungsmöglichkeiten für Einwohner und Besucher. Mit einer stetigen Weiterentwicklung der Infrastruktur, insbesondere im Bereich der nachhaltigen Landwirtschaft und des sanften Tourismus, bleibt Südbrookmerland eine lebenswerte und zukunftsorientierte Gemeinde in Ostfriesland.
Gemeindeverwaltung
Gemeinde Südbrookmerland
Westvictorburer Straße 2
D-26624 Südbrookmerland
Telefon: 04942/209-0
E-Mail: info@suedbrookmerland.de
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