Das Moormuseum Moordorf ist ein einzigartiges Freilichtmuseum in der Gemeinde Südbrookmerland in Ostfriesland, das die herausfordernde 200-jährige Geschichte einer Moorkolonie eindrucksvoll darstellt. Auf einer Fläche von 3,2 Hektar erleben Besucher hautnah die Lebens- und Arbeitsbedingungen der ersten Siedler, die sich in der unwirtlichen Moorlandschaft niederließen. Das Museum, oft als „Museum der Armut“ bezeichnet, bietet einen tiefen Einblick in die Entwicklung Moordorfs und die Entbehrungen seiner Bewohner.
Wetter in Moordorf
Bewertung: Moormuseum Moordorf
Geschichte des Moormuseums
Die Idee zur Gründung des Moormuseums entstand 1978, als ein engagierter Arbeitskreis begann, nach einem geeigneten Standort zu suchen. Fündig wurde man auf einem ehemaligen Müllplatz, der sich auf einer Moorfläche befand. Dank finanzieller Unterstützung, unter anderem durch die Alma-Ihnen-Stiftung und die Gemeinde Südbrookmerland, konnte das Gelände erworben und für museale Zwecke hergerichtet werden. Am 9. Februar 1979 wurde der Verein Moormuseum Moordorf gegründet, der seither den Betrieb des Museums verantwortet. Nach intensiven Vorbereitungen und dem Bau des ersten Ausstellungsgebäudes wurde das Museum am 13. Juli 1984 feierlich eröffnet. Seitdem hat es sich zu einem bedeutenden kulturellen Anziehungspunkt in der Region entwickelt.
Das Moormuseum Moordorf feierte im Jahr 2018 sein 40-jähriges Bestehen mit einer Reihe besonderer Veranstaltungen und Aktionen.
Ausstellung und Museumsareal
Das Moormuseum Moordorf erstreckt sich über eine abwechslungsreiche Landschaft aus abgetorftem, landwirtschaftlich genutztem Leegmoor und ursprünglichem Hochmoor. Zahlreiche originalgetreu rekonstruierte Gebäude aus verschiedenen Epochen illustrieren die Entwicklung der Siedlungs- und Wohnkultur in Moordorf:
- Plaggenhütten: Diese einfachen Behausungen aus Torf und Plaggen waren die ersten Unterkünfte der Moorkolonisten im 18. Jahrhundert. Sie zeugen von den primitiven Lebensbedingungen der frühen Siedler.
- Lehmhütten: Mit fortschreitender Besiedlung verbesserten sich die Baumaterialien und Techniken. Lehmhütten boten besseren Schutz vor den rauen Witterungsbedingungen und stehen für den bescheidenen Wohlstandszuwachs der Bewohner.
- Steinbauten: Im 19. und 20. Jahrhundert wurden zunehmend feste Häuser aus Stein errichtet. Einige dieser Gebäude wurden ins Museumsgelände transloziert und vermitteln einen authentischen Eindruck vom damaligen Alltagsleben.
Ein besonderes Highlight des Museums ist der Bohlenweg, der über ein Stück erhaltenes Hochmoor zu einer Aussichtsplattform führt. Von dort aus können Besucher die einzigartige Flora und Fauna des Moores bestaunen, darunter seltene Pflanzen wie den Sonnentau.

Thematische Schwerpunkte
Das Moormuseum Moordorf widmet sich intensiv der Darstellung verschiedener Aspekte des Lebens in der Moorkolonie:
- Torfabbau: Als wichtigste Einnahmequelle der Siedler wird der mühsame Prozess des Torfstechens detailliert erläutert. Historische Werkzeuge und Maschinen veranschaulichen die Entwicklung vom händischen Abbau bis zur maschinellen Torfgewinnung.
- Moorbrandkultur: Diese spezielle Form der Landwirtschaft, bei der Moorflächen durch kontrolliertes Abbrennen urbar gemacht wurden, wird anschaulich präsentiert.
- Handwerk und Techniken: Traditionelle Handwerksberufe wie Korbflechter, Schmied oder Weber werden mit originalen Werkstätten und Vorführungen lebendig gehalten.
- Alltagsleben: Die Einrichtung der Wohnhäuser zeigt den bescheidenen Lebensstil der Moorkolonisten und gibt Einblicke in ihre sozialen Strukturen und Bräuche.
Die Goldscheibe von Moordorf
Der Moordorfer Vitus Dirks fand die Goldscheibe im März 1910 beim Torfgraben. Er erkannte ihren Wert nicht und ließ seine Kinder damit spielen, bevor er sie in seinem Stubenschrank aufbewahrte. Erst 1919 verkaufte er die Scheibe zusammen mit einem antiken Keramikgefäß für drei Mark an einen Händler, der sie wiederum an den Auricher Altmetallhändler David Rück weitergab. Als dieser nach Nürnberg zog, nahm er die Scheibe mit und bot sie 1920 dem British Museum in London an. Aufgrund des hohen Kaufpreises lehnte das Museum jedoch ab.
Kurz darauf entdeckte ein Archäologe des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz die Scheibe in einem Schaufenster und erwarb sie für 450 Mark. 1926 wurde sie schließlich dem Provinzialmuseum Hannover überlassen, dem heutigen Niedersächsischen Landesmuseum Hannover, wo sie bis heute aufbewahrt wird.
Kopien der Goldscheibe sind im Moormuseum Moordorf, im Ostfriesischen Landesmuseum Emden und im Historischen Museum Aurich ausgestellt. Insgesamt existieren mindestens 74 Nachbildungen.
Bereits in den 1920er Jahren gelang es durch einen Zeitungsaufruf, den Finder und den genauen Fundort zu ermitteln. 1927 führte das Niedersächsische Landesmuseum eine Nachuntersuchung durch. Dabei zeigte sich, dass sich unter dem nun abgetorften Gelände vermutlich ein 75 Zentimeter hoher Hügel befunden hatte. Eine rechteckige Grube von 57 Zentimetern Breite und 2,3 Metern Länge konnte nachgewiesen werden. Die Scheibe könnte somit aus einem Grab stammen oder als rituelle Opfergabe deponiert worden sein. Nach damaligen Erkenntnissen gehörte sie wahrscheinlich zu einer Bestattung einer herausragenden Persönlichkeit mit priesterlichen Funktionen in einem Grabhügel.
Das Ostfriesische Landesmuseum Emden präsentierte die Scheibe im ersten Halbjahr 2013 in der deutsch-niederländischen Archäologieausstellung „Land der Entdeckungen – Archäologie des friesischen Küstenraums“ erstmals in Ostfriesland.

Die Goldscheibe hat einen Durchmesser von 14,5 Zentimetern, eine Materialstärke von 0,14 Millimetern und wiegt 36,17 Gramm. Sie besteht aus nahezu reinem Gold mit einem geringen Anteil von 0,1 Prozent Silber und 0,03 Prozent Blei. Ihre Materialzusammensetzung weicht von bekannten mitteleuropäischen Goldgruppen ab. Untersuchungen aus dem Jahr 1982 ergaben, dass das Gold möglicherweise aus dem östlichen Mittelmeerraum stammt.
Veranstaltungen und Bildungsangebote
Neben der Dauerausstellung organisiert das Moormuseum Moordorf regelmäßig Sonderveranstaltungen und Workshops. Dazu zählen historische Handwerksvorführungen, thematische Führungen und kulturelle Events wie die Kunstausstellung MuseuMenta, bei der Künstler aus dem norddeutschen Raum ihre Werke präsentieren. Für Schulklassen und Gruppen werden pädagogische Programme angeboten, die das Leben und Arbeiten in der Moorkolonie erlebbar machen.
Projekttage für Schulklassen
Das Moormuseum Moordorf bietet speziell für Schulklassen und interessierte Gruppen praxisorientierte Projekttage an, die alte Handwerkstechniken erlebbar machen. In einem dreistündigen Programm erhalten die Schüler zunächst eine einstündige Führung durch das Museum, gefolgt von praktischen Workshops im Mattenflechten und Lehmwaltern. Beim Mattenflechten lernen die Kinder, wie aus Binsen oder Hanfband Matten hergestellt werden – eine Tradition, die in Moordorf einst weit verbreitet war. Das Lehmwaltern vermittelt die Technik des Lehmbauens, bei der Lehm und Stroh zu stabilen Wänden verarbeitet werden. Die selbst gefertigten Matten und Lehmstränge dürfen die Schüler als Erinnerung mit nach Hause nehmen. Für diese Aktivitäten sollten Gummistiefel und alte Kleidung mitgebracht werden.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise
Das Museum ist in der Saison vom 20. März bis zum 31. Oktober täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Der letzte Einlass erfolgt um 17:00 Uhr. Außerhalb der Saison sind Besuche für Gruppen nach vorheriger Absprache möglich.
Die Eintrittspreise betragen für Erwachsene ab 16 Jahren 6,00 € und für Kinder ab 6 Jahren 3,50 €. Zudem werden ermäßigte Tarife für Gruppen und Familien angeboten.
Führungen finden in den Monaten Juli und August jeweils dienstags und donnerstags um 11:15 Uhr statt. Dieses Angebot richtet sich an Einzelbesucher und Familien ohne vorherige Anmeldung. Für größere Gruppen ist eine Anmeldung erforderlich.
Bedeutung für die Region
Das Moormuseum Moordorf leistet einen wertvollen Beitrag zur Bewahrung und Vermittlung der regionalen Geschichte. Es erinnert an die harten Lebensbedingungen der Moorkolonisten und sensibilisiert für die kulturelle und ökologische Bedeutung der Moorlandschaften.
Besonders für die Gemeinde Südbrookmerland, in der das Moormuseum Moordorf liegt, ist es ein bedeutendes kulturelles Zentrum. Die Gemeinde, die aus mehreren Ortsteilen besteht und rund 19.000 Einwohner zählt, trägt maßgeblich zur Unterstützung des Museums bei. Das Moormuseum fungiert nicht nur als historisches Denkmal, sondern auch als touristischer Magnet, der Besucher aus ganz Deutschland und den Niederlanden anzieht.
Mit jährlich bis zu 35.000 Gästen fördert das Museum die regionale Wirtschaft, indem es den Tourismus ankurbelt und die Bedeutung Südbrookmerlands als kulturelles Ziel in Ostfriesland unterstreicht. Durch Kooperationen mit örtlichen Schulen, Vereinen und kulturellen Institutionen wird das Museum aktiv in das Gemeindeleben eingebunden und trägt zur Identitätsbildung der Region bei.
Fazit
Ein Besuch im Moormuseum Moordorf gleicht einer Zeitreise in die Vergangenheit, die die Härten, aber auch die bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit und den Überlebenswillen der Moorkolonisten eindrucksvoll verdeutlicht. Die authentischen Nachbauten von Behausungen und Werkstätten sowie die anschaulichen Erklärungen zur alltäglichen Arbeit und den kulturellen Gegebenheiten vermitteln ein umfassendes Bild vom Leben in einer der unwirtlichsten Regionen Norddeutschlands.
Das Moormuseum Moordorf, das sich in der Gemeinde Südbrookmerland befindet, ist nicht nur ein bedeutender Ort der Erinnerung, sondern auch ein wichtiger Bestandteil der regionalen Identität. Mit seinen interaktiven Angeboten, Sonderausstellungen und Bildungsprogrammen leistet es einen wertvollen Beitrag zur Geschichtsvermittlung und zur Bewahrung der einzigartigen Moorlandschaft.
Kontakt und Location
Moormuseum Moordorf
Victorburer Moor 7a
D-26624 Südbrookmerland
Telefon: 04942/2734
E-Mail: moormuseum.moordorf@ewetel.net
Webseite: Jetzt besuchen
Kommentieren