An der ostfriesischen Nordseeküste, unweit des kleinen Ortes Campen in der Gemeinde Krummhörn, ragt ein imposantes Bauwerk in den Himmel – der Leuchtturm Campen. Mit seiner beeindruckenden Höhe und seiner besonderen Bauweise ist er nicht nur ein wichtiges nautisches Hilfsmittel, sondern auch ein technisches und kulturelles Denkmal.
Bewertung: Leuchtturm Campen
Baubeschreibung
Der Campener Leuchtturm, gelegen in der Gemeinde Krummhörn in Ostfriesland (Niedersachsen) im Landkreis Aurich, ist ein beeindruckendes Bauwerk mit großer historischer und technischer Bedeutung. Mit einer Höhe von 65,3 Metern ist er der höchste Leuchtturm auf dem deutschen Festland und zeichnet sich durch seine markante Bauweise als Stahlfachwerkturm mit dreieckigem Querschnitt aus. Dieses Design, ähnlich wie bei Brückenkonstruktionen, bietet nicht nur eine imposante Ästhetik, sondern auch eine hohe Stabilität bei relativ geringem Materialeinsatz. Das zentrale Treppenrohr im Inneren führt zur Laternenkammer, die von einem grünen Dach geschützt wird und mit zwei umlaufenden Galerien ausgestattet ist. Mit einem Gewicht von etwa 300 Tonnen gehört er zu den Schwergewichten seiner Bauart.
Technische Details
Das Leuchtfeuer des Leuchtturms Campen zählt zu den leistungsstärksten in Deutschland. Seine beeindruckende Lichtstärke von 4,5 Millionen Candela ermöglicht eine Reichweite von etwa 55 Kilometern, was es zu einem unverzichtbaren Navigationshilfsmittel für die Schifffahrt in der Region macht. Besonders bemerkenswert ist die Funktion als Präzisionssektorenfeuer: Mit einem engen Öffnungswinkel von nur 0,3 Grad liefert der Leuchtturm extrem präzise Lichtsignale, die in der Navigation von entscheidender Bedeutung sind. Dieses Merkmal hebt ihn deutlich von anderen Leuchttürmen ab, deren Licht meist breiter gestreut wird. Seit den 1970er Jahren wird der Leuchtturm Campen von der Verkehrszentrale Ems fernüberwacht und -gesteuert.
Entstehung und Bau
Der Leuchtturm wurde ab 1883 im Rahmen eines deutsch-niederländischen Projekts geplant, das die Schifffahrtsroute auf der Unter-Ems beleuchten und sichern sollte. Die Gesamtkosten wurden zwischen Preußen und den Niederlanden geteilt. Neben dem Campener Leuchtturm wurden vier weitere Leuchttürme errichtet, von denen jedoch heute nur noch wenige existieren:
- Kleiner Leuchtturm Borkum, Deutschland, Leuchtturmbetrieb 2003 eingestellt
- Pilsumer Leuchtturm, Deutschland, Leuchtturmbetrieb 1919 eingestellt
- Leuchtturm Delfzijl, Niederlande, zerstört im Zweiten Weltkrieg
- Leuchtturm Watum, Niederlande, zerstört im Zweiten Weltkrieg
Die Bauarbeiten für den Leuchtturm Campen begannen 1889 und wurden 1890 abgeschlossen. Der Turm wurde als Stahlfachwerkturm konstruiert – eine damals moderne, jedoch aufwendige Bauweise, die später bei Sanierungen Schwierigkeiten bereitete.
Elektrifizierung und Technik
Der Leuchtturm Campen war nach dem Leuchtturm auf Borkum der zweite elektrisch betriebene Leuchtturm Deutschlands. Da Campen damals nicht ans Stromnetz angeschlossen war, wurde der benötigte Strom zunächst durch Dampfmaschinen, später durch ein Dieselaggregat erzeugt. Der im Maschinenhaus untergebrachte Dieselmotor von MAN aus dem Jahr 1906 gilt heute als der älteste noch funktionsfähige Dieselmotor Deutschlands.
Betrieb und Bedeutung
Am 01. Oktober 1891 wurden alle fünf Leuchttürme des Projekts in Betrieb genommen. Jedes Leitfeuer war für einen bestimmten Abschnitt der Schifffahrtsroute zwischen der Nordsee und der Stadt Emden zuständig. Der Leuchtturm Campen trägt ein Leitfeuer und dient gleichzeitig als Tagesmarke.
Erhaltungsmaßnahmen
Seit seiner Errichtung musste der Leuchtturm Campen mehrfach saniert werden. Die jüngste Sanierung begann im Jahr 2020. Der Turm erhielt eine neue Beschichtung in den Signalfarben Rot und Weiß, da Sandflug, Sonneneinstrahlung, Regen und Korrosion dem Bauwerk erheblich zugesetzt hatten. Die Arbeiten, die ursprünglich bis Oktober 2020 abgeschlossen sein sollten, verzögerten sich bis Dezember 2020. Die Kosten wurden auf etwa 600.000 Euro geschätzt.
Historische und technische Bedeutung
Der Leuchtturm Campen ist nicht nur ein wichtiges Schifffahrtszeichen und ein beeindruckendes Leuchtturm in Ostfriesland, sondern auch ein technisches Denkmal. Seine Konstruktion, der Einsatz von Elektrizität sowie die noch erhaltene Maschinenanlage machen ihn zu einem einzigartigen Bauwerk, das sowohl für die Schifffahrt als auch für die Industriegeschichte von Bedeutung ist.
Der Leuchtturm bleibt ein Symbol für die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den Niederlanden, die Bedeutung moderner Technik im 19. Jahrhundert und die Herausforderungen des Denkmalschutzes in der Gegenwart.
Tourismus
Der Leuchtturm Campen ist ein faszinierendes Ausflugsziel in Ostfriesland, das sowohl technikbegeisterte Besucher als auch Naturfreunde anspricht. Mit einer Höhe von 65,3 Metern ist er der höchste Leuchtturm Deutschlands und wird wegen seiner markanten Stahlfachwerkbauweise auch als „ostfriesischer Eiffelturm“ bezeichnet. Die nachfolgende Auflistung liefert Details und Tipps für einen Besuch:
Besichtigung
- Zeitraum: Mitte März bis Anfang November geöffnet.
- Geöffnet: Täglich, auch feiertags 11.00 Uhr – 17.00 Uhr
- Letzter Aufstieg: um 16:30 Uhr
- Öffentliche Toilette: durchgehend geöffent von 11.00 Uhr – 17.00 Uhr
- Höhepunkt: Am Tag des offenen Denkmals ist zusätzlich das historische Maschinenhaus zugänglich, in dem der Dieselmotor, ein technisches Denkmal aus dem Jahr 1906, meist im Betrieb vorgeführt wird.
- Aufstieg: Die 308 Stufen führen zur unteren Galerie des Turms. Der Aufstieg wird mit einem beeindruckenden Rundblick belohnt. Bei klarer Sicht kann man von der Nordseeinsel Borkum über die Krummhörn bis nach Emden schauen.
Information und Service
- Info-Pavillon: Direkt neben dem Leuchtturm informiert eine Ausstellung über die Geschichte, Technik und Bedeutung des Turms.
- Einzigartigkeit: Der Campener Leuchtturm ist nicht nur ein Leuchtfeuer, sondern auch ein architektonisches und technisches Highlight in der Region.
Tipps für Besucher
- Festes Schuhwerk: Der Aufstieg über die Wendeltreppe ist nichts für schwache Nerven, daher sind gute Schuhe ratsam.
- Fotomotive: Der Turm bietet sowohl von außen als auch von der Galerie großartige Gelegenheiten für Fotos.
- Familienfreundlich: Auch Kinder finden den Turm spannend, allerdings sollten sie trittsicher sein.
Ob als Tagesausflug oder Zwischenstopp – der Leuchtturm Campen bietet eine einmalige Gelegenheit, Technikgeschichte und Naturerlebnis zu verbinden.
Leuchtturm-Diplom für Kinder
Das Leuchtturm-Diplom ist eine kreative und lehrreiche Möglichkeit, Kindern den Leuchtturm Campen und seine Bedeutung näherzubringen. Mit Aufgaben und Fragen können sie spielerisch ihr Wissen über Leuchttürme erweitern und am Ende eine Urkunde mit offiziellem Stempel erhalten – ein tolles Andenken! Die zusätzlichen Diplome, wie das Leuchtturmstürmer- und das Versuchsdochmal-Diplom, machen das Erlebnis noch vielseitiger und können für verschiedene Schwierigkeitsstufen oder Themenbereiche stehen.
Ideen und Vorteile des Leuchtturm-Diploms
- Förderung von Wissen: Kinder lernen interessante Fakten über Leuchttürme, ihre Geschichte, Funktion und Bedeutung.
- Interaktivität: Durch praktische Aufgaben werden sie aktiv eingebunden.
- Motivation: Die Urkunde und der Stempel belohnen die Mühe und machen das Diplom zu einem besonderen Erlebnis.
- Familienaktivität: Eltern können gemeinsam mit den Kindern die Aufgaben lösen und so ein schönes Gemeinschaftserlebnis schaffen.
Praktische Tipps für Familien
- Besucht den Leuchtturm während der regulären Öffnungszeiten, um das Diplom zu absolvieren.
- Plant genug Zeit ein, damit die Kinder alle Aufgaben in Ruhe bearbeiten können.
- Fragt vor Ort nach weiteren Informationen oder möglichen zusätzlichen Aktivitäten.
Das Leuchtturm-Diplom ist eine wunderbare Kombination aus Spaß, Lernen und bleibender Erinnerung!
Briefmarke
Am 6. Juni 2019 gab die Deutsche Post AG ein Postwertzeichen des Leuchtturms Campen, im Rahmen der Serie „Leuchttürme“, mit einem Nennwert von 70 Eurocent heraus. Der Entwurf der Briefmarke stammt von den Grafikern Susanne Wustmann und Dieter Ziegenfeuter. Dieses Motiv reiht sich in eine beliebte Serie ein, die Leuchttürme als maritime Wahrzeichen würdigt und deren kulturelle sowie historische Bedeutung hervorhebt.
Die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister der Finanzen, Bettina Hagedorn, stellte die Briefmarke am Mittwoch, den 12. Juni 2019, in Campen-Krummhörn vor. Die Präsentation fand um 13.30 Uhr am Leuchtturm Campen, Leuchtturmstraße, 26736 Campen-Krummhörn, statt.
Fazit
Der Leuchtturm Campen ist weit mehr als ein Leuchtfeuer für die Schifffahrt. Er ist ein Meisterwerk der Ingenieurskunst, ein lebendiges Stück Geschichte und ein Anziehungspunkt für Besucher. Ob man sich für maritime Technik interessiert, die Aussicht genießen möchte oder einfach die Ruhe der ostfriesischen Landschaft sucht – ein Besuch am Leuchtturm Campen ist ein unvergessliches Erlebnis. Dank seiner Kombination aus historischer Bedeutung, technischer Innovation und touristischem Wert bleibt der Leuchtturm ein Leuchtsymbol im wahrsten Sinne des Wortes.
Location
Leuchtturm Campen
Leuchtturmstraße 5
D-26736 Krummhörn
Telefon: 04926/91880
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