Der Ihlower Forst (manchmal auch als „Ihlower Wald“ bezeichnet) liegt im Herzen Ostfrieslands in der Gemeinde Ihlow (Landkreis Aurich) in Niedersachsen. Dieses 350 ha große Mischwaldgebiet gilt als eine der faszinierendsten Naturlandschaften in der Region. Durch seine lange Geschichte, seine biologische Vielfalt und seine Bedeutung als Naherholungsgebiet erfreut es sich bei Einheimischen und Gästen gleichermaßen großer Beliebtheit.
Geographie
Der Ihlower Forst befindet sich südlich der Kreisstadt Aurich im gleichnamigen Landkreis und nördlich der Stadt Emden, mitten im Fehngebiet Ostfrieslands. Dank seiner relativ zentralen Lage ist er sowohl für Tagesausflügler aus Ostfriesland als auch für Touristen aus weiter entfernten Regionen gut erreichbar.
Charakteristisch sind:
- Flache Reliefstruktur: Ostfriesland ist geprägt von einer überwiegend flachen Landschaft, die sich nur in kleinen Geestrücken und Moorbereichen leicht erhebt.
- Moor- und Fehngebiete: Rund um den Ihlower Forst und im weiteren Umland befinden sich zahlreiche Moorflächen, von denen viele im Laufe der Zeit entwässert und kultiviert wurden.
- Gewässer: Entwässerungsgräben, kleine Kanäle und Teiche prägen die Umgebung des Waldes. Besonders erwähnenswert sind die in Ostfriesland typischen Fehnkanäle.
Geschichte
Ursprünge und Klosterzeit
Die Anfänge des Ihlower Forsts reichen weit zurück und sind eng mit der historischen Bedeutung des Zisterzienserklosters in Ihlow verbunden. Das Kloster, welches im 13. Jahrhundert gegründet wurde, nutzte den umliegenden Wald sowohl als Bau- als auch als Brennholzquelle. Zudem wurde der Wald zum Teil gerodet, um landwirtschaftliche Nutzflächen zu schaffen. Doch trotz aller Eingriffe blieb ein beachtliches Waldgebiet erhalten und wuchs teils in den folgenden Jahrhunderten wieder an.
Insbesondere die Klosterstätte Ihlow spielt eine bedeutende Rolle in der regionalen Geschichte. Heute steht dort ein 45m hohes begehbares hölzernes Ständerwerk (Imagination), das den ehemaligen Kirchenraum des Klosters symbolisch nachzeichnet. Besucher erhalten so einen lebendigen Einblick in die Ausmaße der einstigen Anlage.
Entwicklung in der Neuzeit
Nach der Auflösung des Klosters im Zuge der Reformation gerieten die Waldflächen unter wechselnde Verwaltung. Erst im 19. Jahrhundert wurde der Ihlower Forst systematischer aufgeforstet. Dadurch wuchs das zusammenhängende Gebiet weiter an, sodass der Wald heute eine bedeutsame Rolle für den Natur- und Landschaftsschutz in Ostfriesland spielt.
Flora und Fauna
Vegetation
Der Ihlower Forst ist heute ein Mischwaldgebiet, in dem sowohl Laub- als auch Nadelbäume heimisch sind. Typische Baumarten sind:
- Eichen (Stieleiche, Traubeneiche)
- Buchen
- Birken
- Fichten und Kiefern (v. a. durch forstliche Aufforstung)
In den feuchteren Bereichen haben sich Erlen und Eschen angesiedelt, während die höher gelegenen Geestbereiche eher mit Eichen- und Buchenbeständen bedeckt sind. Durch gezielte Waldumbau-Maßnahmen setzt man sich heute vermehrt für naturnahe Laubmischwälder ein, um die Biodiversität zu fördern und den Wald widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten und Klimaveränderungen zu machen.
Tierwelt
Das Waldgebiet bietet einer Vielzahl von Tierarten einen geschützten Lebensraum. Neben Rehen, Wildschweinen und Füchsen lassen sich auch verschiedene Vogelarten beobachten. Häufig anzutreffen sind Singvögel wie Meisen, Finken und Drosseln, aber auch Greifvögel wie Bussarde und Habichte. In den Feucht- und Moorbereichen halten sich Amphibien und Insekten auf, was für ein gesundes Ökosystem spricht.

Freizeit und Tourismus
Wanderwege und Radwandern
Der ganzjährig geöffnete Ihlower Forst ist ein beliebtes Ziel für Wanderer und Radfahre. Mehrere ausgeschilderte Routen führen durch die unterschiedlichen Waldabschnitte und bieten sowohl Anfänger als auch sportlich Ambitionierten abwechslungsreiche Touren. Typischerweise sind die Wege gut befestigt, sodass sie auch für Familien geeignet sind.
Da der Ihlower Forst ein Naturschutzgebiet ist, müssen Hunde ganzjährig an der Leine geführt werden.
Naturerlebnis und Erholung
Der Ihlower Forst lädt zum Spazierengehen, Joggen, Picknicken und zur Naturbeobachtung ein. Zahlreiche Bänke und Rastplätze ermöglichen entspannte Pausen. Auch Waldbaden, also der bewusste Aufenthalt in der Waldatmosphäre, wird immer beliebter. Die Mischung aus frischer Waldluft, dem Rauschen der Blätter und gelegentlichem Vogelgesang trägt nachweislich zur Erholung bei.
Weiter gibt es ein Naturerlebnisprogramm des Klostervereins Ihlow in Kooperation mit der Naturschutzstation „Fehntjer Tief“ und den Niedersächsischen Landesforsten. Dieses Programm umfasst vielfältige Angebote, darunter Walderlebnisspaziergänge, GPS-Schatzsuchen sowie Sonderführungen zu Waldkräutern und Beobachtungstouren. Wer den Wald intensiver erleben möchte, findet hier eine breite Auswahl an geführten Aktivitäten.
Klosterstätte Ihlow
Ein kultureller Höhepunkt inmitten des Ihlower Forsts ist die bereits erwähnte Klosterstätte Ihlow. Hier können Besucher:
- Die Überreste des Zisterzienserabtei „Schola Deï“ erkunden.
- Einen Aussichtsturm besteigen, der einen Blick auf das Waldgebiet und die historischen Anlagen ermöglicht.
- Die moderne, 45m hohe architektonisch markante Holz- und Stahlrekonstruktion (Imagination) bestaunen, die den einstigen Kirchenraum erlebbar macht.
Regelmäßig finden an der Klosterstätte Führungen, Ausstellungen und kulturelle Veranstaltungen statt, die Geschichte und Gegenwart miteinander verbinden.
Das Klostercafé im ehemaligen Forsthaus
Ein idyllischer Ort für eine entspannte Auszeit im Ihlower Forst: Das Klostercafé lädt Spaziergänger, Besucher der Klosterstätte sowie Familien und Gruppen dazu ein, inmitten der Natur zu verweilen. In gemütlicher Atmosphäre lässt sich hier eine Tasse Ostfriesentee genießen, begleitet von einem Stück der legendären, selbstgebackenen Kuchen oder Torten.

Vor oder nach einem Besuch im Café bietet sich die Gelegenheit, die Klosterstätte zu erkunden und von der Aussichtsplattform der imposanten Holz-Stahl-Rekonstruktion einen weiten Blick über große Teile Ostfrieslands zu genießen.
Auf den Spuren der Friesischen Freiheit
Ein besonderes kulturelles Erlebnis im Ihlower Forst bietet die Kunstinstallation der Künstlerin Monika Kühling, die auf dem Weg zur Klosterstätte zu entdecken ist. Diese Installation verbindet das historische Erbe der Friesischen Freiheit mit künstlerischer Ausdruckskraft und lädt dazu ein, sich in die Zeit der ostfriesischen Häuptlinge zurückzuversetzen.
Mit Bändern, Fahnen, Bannern und Tüchern hat Monika Kühling das Grundgesetz der Friesischen Freiheit, die sogenannte „Geschichte und Küren“, im Wald sichtbar gemacht. Dieses Land-Art-Projekt begleitet Wandernde auf ihrem Weg zur Klosterstätte und schlägt eine Brücke zwischen der historischen Unabhängigkeit der Friesen und dem Leitspruch der Zisterziensermönche „ora et labora“ (bete und arbeite). Beide Konzepte sind tief mit der Geschichte Ostfrieslands und der Region Ihlow verwurzelt.
Das Kloster Ihlow, das unweit des „Upstalsboom“ – dem Versammlungsort der Freien Friesen – errichtet wurde, diente als Kanzlei und Archiv der gesamtfriesischen Bewegung. Das Siegel der Ihlower Mönche entwickelte sich sogar zum Zeichen der Freien Friesen im Mittelalter.
Die Friesische Freiheit steht für Selbstbestimmung, Verantwortung, kollektives Handeln, Demokratie und Toleranz. Sie vermittelt aber auch ein Gefühl von Leichtigkeit, Farbigkeit, Weltoffenheit, Freiraum und Weite. All diese Elemente werden durch das Land-Art-Projekt von Monika Kühling eindrucksvoll dargestellt. Das Zusammenspiel von Wind, Fahnen, Bannern, den alten Bäumen und historischen Texten schafft ein einzigartiges Erlebnis und symbolisiert Lebendigkeit und Freiheit auf eindrucksvolle Weise.
Naturschutz und Waldmanagement
Schutzstatus und Ziele
Der Ihlower Forst wird teils als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen; darüber hinaus existieren in den umliegenden Moor- und Feuchtbereichen verschiedene Schutzgebiete. Ein Hauptziel der Naturschutzmaßnahmen ist es, den Wald zu einem möglichst naturnahen Laubmischwald zu entwickeln und damit die Artenvielfalt zu stärken.
Klimawandel und Waldumbau
Auch in Ostfriesland sind die Auswirkungen des Klimawandels spürbar, etwa in Form von Trockenphasen oder Sturmereignissen. Forstbehörden und Gemeinde legen daher Wert auf eine artenreiche Bestockung, um den Wald widerstandsfähiger zu machen. Ökologisch wertvolle, standortgerechte Laubbaumarten werden gefördert; Nadelmonokulturen sollen langfristig reduziert werden.
Kulturelle und Regionale Bedeutung
Der Ihlower Forst nimmt in Ostfriesland eine besondere Stellung ein, da großflächige Waldgebiete in dieser Region eher selten sind. Er dient als wichtiges Naherholungsgebiet für die umliegenden Gemeinden und für Besucher aus dem gesamten norddeutschen Raum. Durch die Verbindung von Naturerlebnis und historisch-kultureller Bedeutung (Klosterstätte Ihlow) avanciert der Wald zu einem überregionalen Anziehungspunkt.
Darüber hinaus wirkt der Forst mit seinen Feucht- und Moorbereichen als natürliche Klimaschutzzone. Er speichert Kohlenstoff, stabilisiert den Wasserhaushalt und trägt so in Zeiten sich ändernder klimatischer Bedingungen zum Umweltschutz bei.
Praktische Hinweise für Besucher
- Anreise: Der Ihlower Forst ist über die Bundesstraße B72 (Aurich–Emden) und verschiedene Landesstraßen leicht erreichbar. Parkplätze befinden sich an den offiziellen Waldzugängen und an der Klosterstätte Ihlow.
- Öffentliche Verkehrsmittel: Aus Aurich und Emden gibt es Buslinien, die in der Nähe halten (bitte aktuelle Fahrpläne beachten).
- Führungen: Die Tourist-Information Ihlow bietet je nach Saison geführte Wanderungen und Führungen durch die Klosterstätte an.
- Verhaltensregeln:
- Bitte auf den ausgewiesenen Wegen bleiben, um die Tier- und Pflanzenwelt zu schützen.
- Müll unbedingt wieder mitnehmen.
- Offenes Feuer ist verboten (außer an ausgewiesenen Grillstellen, sofern vorhanden).
- Hunde: Aufgrund des Naturschutzgebietsstatus des Ihlower Forsts sind Hunde ganzjährig anzuleinen.
Kontakt, Fragen und Location
Niedersächsische Revierförsterei Kloster-Barthe
Oldenburger Straße 50
D-26835 Hesel
Telefon: 04950/2252
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