Harlesiel, ein charmantes Küstenörtchen in Niedersachsen, ist seit 1972 ein Ortsteil der ostfriesischen Stadt Wittmund. Es liegt an der Nordsee und dient als Fährhafen zur Insel Wangerooge. Zusammen mit dem benachbarten Carolinensiel bildet Harlesiel das Nordseeheilbad Carolinensiel-Harlesiel, eine der beliebtesten Urlaubsregionen der ostfriesischen Küste. Mit seiner malerischen Lage, seiner reichen Geschichte und modernen touristischen Infrastruktur bietet Harlesiel Besuchern eine einzigartige Mischung aus Natur, Kultur und Erholung.
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Bewertung: Harlesiel
Geografie
Harlesiel befindet sich etwa zwei Kilometer nördlich von Carolinensiel und liegt an der heutigen Mündung der Harle in die Nordsee. Der Ort ist eingebettet zwischen Neuharlingersiel im Westen und Schillig am östlichen Ende der Ostfriesischen Halbinsel. Zusammen mit Carolinensiel bildet es ein Nordseeheilbad. Die Entfernung zur Kreisstadt Wittmund im Süden beträgt etwa 15 Kilometer.
Die historische Bedeutung des Ortes zeigt sich unter anderem in seiner Lage an der sogenannten „Goldenen Linie“. Diese Grenzlinie, die im 17. Jahrhundert das Fürstentum Ostfriesland von der Grafschaft Oldenburg trennte, ist heute die Grenze zwischen den Landkreisen Wittmund und Friesland. Bemerkenswert ist, dass der östliche Teil des Hafens sowie der Flugplatz Harle zur Gemeinde Wangerland im Landkreis Friesland gehören, während Harlesiel selbst zur Gemarkung Carolinensiel zählt.
Geschichte
Die Geschichte Harlesiels ist geprägt von der Einpolderung der Harlebucht, dem Bau bedeutender Wasserbauwerke und der Entwicklung als touristisches Ziel. Vom 16. Jahrhundert bis heute hat der Ort eine beeindruckende Transformation durchlaufen, die seine wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung unterstreicht.
Die Einpolderung der Harlebucht
Die Entstehung Harlesiels ist eng mit der Einpolderung der Harlebucht verbunden. Bereits 1550 begann man, die Harlebucht trockenzulegen, um Land zu gewinnen. Der erste größere Erfolg war 1730 die Gründung von Carolinensiel nach der Eindeichung des Polders Carolinengroden. 1765 wurde zur Hochwassersicherung die Friedrichsschleuse errichtet, die ein wichtiger Meilenstein in der regionalen Wasserwirtschaft war.
Bau des Elisabethgroden und Fähranleger
Der Bau des Elisabethgroden im Jahr 1895 markierte einen weiteren Wendepunkt in der Geschichte Harlesiels. Mit diesem Polder erreichte die Landgewinnung ihren vorläufigen Abschluss. An der Nordseite des Polders wurde ein Fähranleger errichtet, von dem aus Schiffe Urlauber zur Insel Wangerooge brachten. Zuvor war dies nur von der Friedrichsschleuse aus möglich.
Moderne Entwicklung im 20. Jahrhundert
In den 1950er Jahren entstanden neue Deichlinien, die schließlich zur Gründung Harlesiels als eigenständigem Ort führten. Zwischen 1953 und 1957 wurde ein neuer Hafen am Wattenmeer gebaut. Zugleich entstand ein Schöpfwerk, das den Hafen in einen Binnen- und Außenhafen teilte und die Entwässerung der ehemaligen Harlebucht sicherstellte. Die Eisenbahnstrecke Jever–Harle wurde bis in das Vordeichgelände verlängert, wo ein eigener Bahnhof entstand. Dies erleichterte die Anreise von Reisenden erheblich, die sich auf tideabhängige Fährzeiten einstellen mussten. Die Strecke wurde jedoch 1989 stillgelegt.
Integration in den Nationalpark
Der Hafen von Harlesiel liegt heute in einem Bereich, der seit 1986 Teil des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer ist. Dieses einzigartige Naturschutzgebiet steht unter besonderem Schutz, da Sturmfluten es regelmäßig überfluten können.
Das Schöpfwerk Harlesiel
Ein zentrales Bauwerk in Harlesiel ist das Schöpfwerk am Deich zum UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer. Es spielt eine entscheidende Rolle für die Wasserwirtschaft der Region. Das Schöpfwerk sorgt dafür, dass überschüssiges Oberflächenwasser aus dem Einzugsgebiet der Harle, das sich bis nach Wittmund erstreckt, sicher in die Nordsee abgeleitet wird. Der Betreiber des Schöpfwerks ist die Sielacht Wittmund, eine Körperschaft des öffentlichen Rechts.
Das ursprüngliche Schöpfwerk wurde mit zwei elektrischen und einer Dieselpumpe ausgestattet, die zusammen 15,3 m³ Wasser pro Sekunde fördern konnten. Doch nach 40 Jahren Betriebszeit wurden 1993 modernere Pumpen mit einer Gesamtleistung von 24 m³ pro Sekunde installiert. Diese Verbesserung war notwendig, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Neben der mechanischen Leistungsfähigkeit wurde die Anlage 2011 modernisiert, um den Betrieb effizienter und flexibler zu gestalten. Dadurch können heute auch bei geringeren Außenwasserständen größere Wassermengen abgeführt werden.

Trotz dieser Verbesserungen bleibt das Schöpfwerk ein kritischer Punkt im Hochwasserschutzsystem der Region. Bei extremen Wetterbedingungen, wie langanhaltendem Regen oder Sturmfluten, können dennoch Überschwemmungen auftreten. Ein weiteres Problem ist der Brückendurchlass der Harle in Carolinensiel, der eine Engstelle darstellt. Um die Hochwassersicherheit zu erhöhen, wurde zwischen 2015 und 2019 ein Hochwasserschutzpolder südlich von Wittmund errichtet, der bis zu 470.000 m³ Wasser aufnehmen kann.
Der Hafen von Harlesiel
Der Hafen von Harlesiel ist in zwei Bereiche unterteilt: den Außenhafen und den Binnenhafen. Beide spielen eine wichtige Rolle für den Tourismus und die Infrastruktur der Region.
Außenhafen
Der Außenhafen wurde in den 1950er Jahren gebaut und dient als zentraler Umschlagplatz für den Fähr- und Güterverkehr zur Insel Wangerooge. Die Zufahrt zum Hafen wird durch Molen geschützt, die die Schiffe vor den Gezeitenkräften des Wattenmeers abschirmen. Die Deutsche Bahn betreibt ganzjährig den Fährverkehr zur Insel, wobei die Fahrzeiten tideabhängig sind.
Auf der Westseite des Hafens finden sich Liegeplätze für Fischerboote, während auf der Ostseite Lager- und Umschlagseinrichtungen für den Güterverkehr angesiedelt sind. Diese Einrichtungen liegen im Vordeichgelände und sind daher nicht vor Sturmfluten geschützt.
Binnenhafen
Der Binnenhafen, auch Mahlbusen genannt, dient als Speicherraum für das Schöpfwerk. Mit einer Wasserfläche von 12 Hektar wird er heute vor allem als Yachthafen genutzt. Seine wirtschaftliche Bedeutung ist jedoch gering. Oberhalb des Binnenhafens befindet sich der historische Museumshafen Carolinensiel, der heute ausschließlich als Liegeplatz für Traditionsschiffe genutzt wird.

Schleuse
Zwischen Außen- und Binnenhafen wurde eine Schleuse errichtet, die es Schiffen ermöglicht, die beiden Hafenteile zu passieren. Die Schleuse ist saisonal in Betrieb und hat eine nutzbare Kammerlänge von 18,50 Metern. Schiffe mit höherem Tiefgang oder größeren Aufbauten können die Schleuse nur bei bestimmten Wasserständen passieren. Für sie wird die Straßenbrücke am Schöpfwerk angehoben.
Verkehr
Harlesiel ist durch verschiedene Verkehrsmittel gut erreichbar. Neben dem Straßenverkehr spielt der Schiffsverkehr eine zentrale Rolle.
Schiffsverkehr
Der Außenhafen dient als Dreh- und Angelpunkt für den Fährverkehr zur Insel Wangerooge. Dieser wird von der Deutschen Bahn in Zusammenarbeit mit der Reederei Warrings organisiert. Pro Jahr nutzen mehr als 200.000 Reisende diesen Service. Die Fähren transportieren nicht nur Passagiere, sondern auch Gepäck und Güter, die auf der Insel benötigt werden.
Zusätzlich starten im Sommer Ausflugsschiffe vom Außenhafen zu Rundfahrten ins Wattenmeer. Diese Touren bieten Besuchern die Möglichkeit, die einzigartige Flora und Fauna des UNESCO-Weltnaturerbes zu erleben.
Straßenverkehr
Die Bundesstraße 461 endet direkt am Fährterminal von Harlesiel, was sie zu einer wichtigen Verbindung für den Individualverkehr macht. Die Straße zweigt östlich von Wittmund von der Bundesstraße 210 ab und bietet eine direkte Verbindung zum Hafen. Für Reisende stehen Parkplätze sowohl vor als auch hinter dem Deich zur Verfügung. Diese Parkplätze sind in Langzeit- und Tagesbereiche unterteilt. Langzeitgäste können ihre Fahrzeuge in hochwassergeschützten Parkgaragen abstellen, während Tagesgäste auf nahegelegenen Flächen parken können. Seit der Umgestaltung der Deichlinie im Jahr 2019 wird die Zufahrt zum Außenhafen über eine Deichrampe geführt, die als Ersatz für die alte Bahntrasse dient. Der Hafenbereich verfügt zudem über eine kleine Busstation, von der aus Verbindungen zu umliegenden Städten wie Wittmund, Jever und Norden angeboten werden.
Flugverkehr
Östlich des Hafens liegt der Flugplatz Harle, der seit 1972 eine Schlüsselrolle für die Anbindung der Insel Wangerooge spielt. Mit einer asphaltierten Start- und Landebahn von 510 Metern Länge und 20 Metern Breite ermöglicht der Flugplatz regelmäßige Verbindungen zwischen dem Festland und den Ostfriesischen Inseln. Die Betreiber, FLN Frisia-Luftverkehr, bieten neben Linienflügen auch Charterflüge an, die eine flexible und komfortable Alternative zur Fähre darstellen. Das Empfangsgebäude des Flugplatzes ist modern ausgestattet und bietet Reisenden Parkmöglichkeiten sowie eine bequeme Zufahrt zu den Abflughallen. Besonders in der Hauptsaison nutzen viele Urlauber die schnellen Flugverbindungen, um lange Wartezeiten an den Fähren zu umgehen.
Ehemaliger Schienenverkehr
Die Bahnstrecke Jever–Harle, die 1888 eröffnet wurde, war einst eine bedeutende Verbindung für den Tourismus und die Versorgung der Region. Die Züge der Strecke, die speziell auf die tideabhängigen Fahrzeiten der Fähren abgestimmt waren, ermöglichten eine direkte Anreise bis zum Hafen. 1989 wurde die Strecke stillgelegt, und der Bahnhof Harle in ein Fährterminal umgewandelt. Heute erinnern nur noch wenige Relikte wie Gleisreste am ehemaligen Bahnhofsgelände an die einstige Bedeutung der Bahn. Das Areal wurde nach der Stilllegung in die Infrastruktur des Hafens integriert und dient heute als Parkplatz sowie als Zugang zu den Fähr- und Fluganlagen.
Tourismus
Harlesiel ist ein vielseitiges Reiseziel, das Natur, Entspannung und Aktivität in einzigartiger Weise verbindet. Vom malerischen Strand mit zahlreichen Freizeitmöglichkeiten über moderne Campinganlagen bis hin zu umfassenden Wellnessangeboten in der „Cliner Quelle“ bietet der Ort ein unvergessliches Erlebnis für jeden Geschmack. Mit seiner modernen Infrastruktur und den attraktiven Angeboten wird Harlesiel zu einem idealen Ort für Familien, Naturliebhaber und Erholungssuchende gleichermaßen.
Strand und Aktivitäten
Harlesiel ist ein beliebtes Ziel für Urlauber, die die Nordseeküste und das Wattenmeer erkunden möchten. Bereits 1959 wurden auf der westlichen Hafenseite ein Campingplatz, eine Minigolfanlage und ein beheiztes Meerwasserfreibad gebaut. Letzteres bietet nicht nur Erfrischung an warmen Tagen, sondern auch Entspannung in komfortabler Umgebung. Neben dem Freibad sorgen Strandkörbe, eine Strandbar sowie ein Soccer-Feld und ein Trampolin für abwechslungsreiche Unterhaltung. Besonders für Kinder bietet Harlesiel zahlreiche Möglichkeiten, sich auszutoben.
Strandkörbe können in Harlesiel online über die Tourismusseite Carolinensiel/Harlesiel gebucht werden.
Campingplatz Harlesiel
Der Campingplatz von Harlesiel zeichnet sich durch seine moderne Ausstattung aus. Ein zentral gelegenes Sanitärgebäude mit Familienbädern und barrierefreien Zugängen gewährleistet einen angenehmen Aufenthalt für alle Gäste. Für den täglichen Komfort stehen Waschmaschinen, Trockner, eine Kochgelegenheit sowie Geschirrspülbecken zur Verfügung. Ein WLAN-Zugang ermöglicht es den Gästen, jederzeit mit der Welt verbunden zu bleiben. Zusätzlich bietet der Platz spezielle Stellflächen für Hundebesitzer, einen Brötchenservice und die Möglichkeit, Gasflaschen auszutauschen. Im nahegelegenen Restaurant Wattkieker können Besucher regionale Spezialitäten genießen.
Gesundheits- und Wellnesszentrum Cliner Quelle
Ein weiteres Highlight ist die Cliner Quelle. Dieses moderne Zentrum bietet ein ganzheitliches Gesundheits- und Wellnesskonzept. Neben einem Sole- und Erlebnisbad können Besucher den X-Force Fitness Club nutzen, die Saunalandschaft genießen oder sich im Kosmetik- und Wellnesszentrum verwöhnen lassen. Darüber hinaus werden Kur-, Ernährungs- und Gesundheitsberatungen angeboten, um den Aufenthalt so erholsam und wohltuend wie möglich zu gestalten. Mit dieser Vielfalt ist Harlesiel nicht nur ein Ort der Erholung, sondern auch ein Zentrum für Aktivurlaub und Gesundheitsbewusstsein.
Raddampferfahrt mit der Concordia II
Ein besonderes Highlight ist die Raddampferfahrt mit der Concordia II. Die gemütliche Fahrt startet in Carolinensiel und führt entlang der Harle, vorbei an der Promenade von Carolinensiel bis hin nach Harlesiel. Sie bietet eine einzigartige Perspektive auf die malerische Umgebung und ist ein entspannendes Erlebnis für die ganze Familie.
Fazit
Harlesiel ist weit mehr als nur ein Fährhafen zur Insel Wangerooge. Es vereint eine faszinierende Geschichte mit einer beeindruckenden Küstenlandschaft und bietet ein vielfältiges Angebot für Erholungssuchende und Aktivurlauber. Ob als Ausgangspunkt für spannende Ausflüge auf die Inseln, als idyllischer Ort zum Entspannen oder als Zentrum für Natur- und Kulturerlebnisse – Harlesiel begeistert mit seiner Vielseitigkeit. Moderne Infrastruktur, abwechslungsreiche Freizeitmöglichkeiten und die einzigartige Verbindung von Tradition und Innovation machen es zu einem unverzichtbaren Juwel an der ostfriesischen Küste, das jährlich zahlreiche Besucher anzieht.
Kontakt und Location
Tourist-Information – Nordseeheilbad Carolinensiel-Harlesiel
D-Nordseestraße 1
D-26409 Carolinensiel-Harlesiel
Telefon: 04464/94930
E-Mail: info@carolinensiel.de
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