Die Greetsieler Zwillingsmühlen, ein unverwechselbares Wahrzeichen des ostfriesischen Fischerdorfes Greetsiel in der Gemeinde Krummhörn, gehören zu den bedeutendsten historischen Denkmälern der Region. Die beiden imposanten Holländerwindmühlen stehen etwa 130 Meter voneinander entfernt am östlichen Ortseingang des Dorfes, direkt am alten Greetsieler Sieltief. Diese Bauwerke ziehen nicht nur durch ihre malerische Erscheinung zahlreiche Besucher an, sondern sind zugleich ein lebendiges Zeugnis der Mühlentradition Ostfrieslands, die bis in das 17. Jahrhundert zurückreicht und die Geschichte der Region eindrucksvoll widerspiegelt.
Bewertung: Greetsieler Zwillingsmühlen
Die grüne Mühle
Am Standort der heutigen grünen Mühle existierte bereits seit 1613 eine Bockwindmühle. Nach schweren Sturmschäden im Jahr 1662 wurde diese durch einen Neubau ersetzt. Der entscheidende Wandel kam im Jahr 1856, als die Mühle von dem Gutsbesitzer C. Bussen aus Grimersum zu einem zweistöckigen Galerieholländer umgebaut wurde. Bereits 1857 ging sie erneut in Betrieb und wurde fortan als „Bussensche Mühle“ bekannt. Diese Entwicklung markierte den Beginn einer neuen Ära für die grüne Mühle.
Bis 1964 wurde die Mühle gewerblich genutzt, bevor sie bis 1972 nur noch dem Eigenbedarf diente. Doch das Jahr 1972 brachte mit einem schweren Sturm einen Wendepunkt: Ein Flügelbruch zwang zur Stilllegung. 1975 erfolgte der Erwerb der Mühle durch den Landkreis Norden, der in enger Zusammenarbeit mit der „Vereinigung zur Erhaltung der Greetsieler Zwillingsmühlen“ umfassende Restaurierungsarbeiten initiierte. Seitdem beherbergt die grüne Mühle eine Teestube und eine Bildergalerie, die sich zu beliebten Anziehungspunkten entwickelt haben.
Am 28. Oktober 2013 richtete der Orkan „Christian“ erhebliche Schäden an, indem er Flügel und Kappe abriss. Dank zahlreicher Spenden und der engagierten Arbeit lokaler Handwerker konnten die Reparaturen 2015 abgeschlossen werden. Heute ist die grüne Mühle ein Ort, der Besucher mit einer gemütlichen Atmosphäre und historischen Einblicken begeistert.
Die rote Mühle
Auch am Standort der heutigen roten Mühle stand vermutlich einst eine Bockwindmühle. Im Jahr 1706 wurde dort ein Erdholländer errichtet, der 1736 durch einen Brand zerstört wurde. Als Ersatz entstand ein einstöckiger Galerieholländer, der jedoch 1920 ebenfalls einem Feuer zum Opfer fiel. Die heutige rote Mühle wurde 1921 aus Teilen der abgebrochenen Auricher Wallmühle als zweistöckiger Galerieholländer wiederaufgebaut, was ihre Funktionalität und ihr äußeres Erscheinungsbild prägte.
Seit 1950 ist die Mühle im Besitz der Familie Schoof, die sie bis heute betreibt. Hier werden mit Wind- und Motorkraft Schrot und Mehl für den Landwarenhandel hergestellt, was eine Verbindung zwischen traditionellem Handwerk und modernem Wirtschaften darstellt. Im Erdgeschoss der roten Mühle befindet sich ein Mühlenladen, der regionale Produkte wie Mehl, Tee und ostfriesische Spezialitäten anbietet. Der ehemalige Kornspeicher, das sogenannte Packhaus, wurde zu einem gemütlichen Café umgestaltet, das Besucher mit hausgemachten Kuchen und weiteren Leckereien empfängt.
2017 mussten die Flügel der roten Mühle aus Sicherheitsgründen abgebaut werden. Eine geplante Sanierung soll nicht nur die Funktionstüchtigkeit der Mühle wiederherstellen, sondern auch ihre Bedeutung als Wahrzeichen weiter unterstreichen.
Kulturelle Bedeutung und Erhaltungsarbeit
Die Greetsieler Zwillingsmühlen sind ein bedeutendes kulturelles Erbe Ostfrieslands. Sie bieten nicht nur Einblicke in die historische Mühlentechnik, sondern zeugen auch von der langen Tradition des Mühlenwesens in der Region und speziell in der Gemeinde Krummhörn. Mit der grünen Mühle, die durch ihre Teestube und Bildergalerie zahlreiche Besucher anzieht, und der roten Mühle, die mit ihrem Mühlenladen und Café im Packhaus kulinarische Genüsse bietet, werden beide Mühlen in vielfältiger Weise genutzt.
Die „Vereinigung zur Erhaltung der Greetsieler Zwillingsmühlen e.V.“ engagiert sich seit Jahrzehnten für die Restaurierung und Pflege dieser einzigartigen Bauwerke. Dank des unermüdlichen Einsatzes der Vereinsmitglieder, unterstützt durch Spenden und lokale Initiativen, konnten zahlreiche Projekte erfolgreich umgesetzt werden. Dies reicht von der Restaurierung der Flügel über die Sanierung der Mühlenkappen bis hin zur Modernisierung der Besucherbereiche.
Ein lebendiges Zeugnis ostfriesischer Geschichte
Die Greetsieler Zwillingsmühlen sind weit mehr als historische Bauwerke – sie verkörpern die reiche Geschichte und Kultur Ostfrieslands. Für Besucher bieten sie die einmalige Gelegenheit, in die Vergangenheit einzutauchen, die kunstvolle Mühlentechnik zu bewundern und gleichzeitig die einzigartige Atmosphäre des Fischerdorfes Greetsiel zu genießen. Ob bei einer Tasse Tee in der grünen Mühle, beim Entdecken regionaler Produkte im Mühlenladen der roten Mühle oder beim Verweilen im gemütlichen Packhaus-Café – ein Besuch dieser beiden Wahrzeichen bleibt unvergesslich.
Darüber hinaus sind die Zwillingsmühlen ein Symbol für den Gemeinschaftssinn und das Engagement der lokalen Bevölkerung, die sich aktiv für den Erhalt ihres kulturellen Erbes einsetzt. Ihre Kombination aus Tradition, Geschichte und moderner Nutzung macht sie zu einem unverzichtbaren Teil des Lebens in Ostfriesland und einer bleibenden Inspiration für kommende Generationen. Sie stehen sinnbildlich für den unerschütterlichen Gemeinschaftssinn und die Hingabe der Menschen vor Ort, die mit Leidenschaft daran arbeiten, dieses Erbe für die Zukunft zu bewahren.
Location
Greetsieler Zwillingsmühlen
Mühlenstraße 2
D-26736 Krummhörn
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