Das Ewige Meer, mit einer Wasserfläche von rund 91 Hektar (0,91 km²), ist der größte Hochmoorsee Deutschlands und ein beeindruckendes Naturdenkmal. Seine Oberfläche befindet sich auf etwa 8,5 Metern über Normalnull (NN). Umgeben von einem weitläufigen Komplex ungenutzter Flächen, die das charakteristische Hochmoorprofil bewahrt haben, bildet das Ewige Meer zusammen mit diesen Arealen das 1.290 Hektar große Naturschutzgebiet Ewiges Meer, Großes Moor bei Aurich.
Bewertung: Hochmoorsee Ewiges Meer
Geografische Lage
Das Naturschutzgebiet Ewiges Meer liegt im Nordwesten Deutschlands, genauer gesagt an der Grenze der Landkreise Wittmund und Aurich, unweit der kleinen Ortschaft Eversmeer in Ostfriesland. Es ist eingebettet in das Nenndorfer Hochmoor, ein Relikt vergangener Zeiten, das sich majestätisch auf dem Scheitel des Oldenburgisch-Ostfriesischen Geestrückens erhebt.
Dieses Gebiet Ewiges Meer repräsentiert die Kernzone des rund 33 Quadratkilometer großen Moorkomplexes Großes Moor bei Aurich und ist ein zentraler Bestandteil der ostfriesischen Moorlandschaft. Die Region besticht nicht nur durch ihre natürliche Vielfalt, sondern auch durch ihre geologische Einzigartigkeit, die sich aus der Entstehungsgeschichte und den besonderen Bedingungen dieses Hochmoors ergibt.
Beschreibung
Allgemeines
Der Hochmoorsee Ewiges Meer ist zwei bis drei Meter tief, etwa 1.650 Meter lang und bis zu 900 Meter breit. Die Entstehung des Ewigen Meeres geht auf das Zusammenwachsen mehrerer Hochmoorkörper zurück, nämlich des Berumerfehner-, Tannenhausener- und Meerhusener Moors. Diese Konstellation verhinderte das Abfließen von Niederschlagswasser und führte so zur Ausbildung eines offenen Gewässers. Typisch für Hochmoore sind konvexe Oberflächen, die auch hier einst bestanden.
Im zentralen Bereich des Hochmoors Ewiges Meer dominiert die natürliche Entwicklung. Hier sind die für aufgewölbte Regenmoore charakteristischen Bult-Schlenken-Komplexe ausgebildet. Diese feuchten, nährstoffarmen und sauren Bedingungen bieten spezialisierten Pflanzen- und Tierarten einen Lebensraum. Typische Blühtenpflanzen sind unter anderem Rosmarinheide (Andromeda polifolia), Gewöhnliche Moosbeere (Vaccinium oxycoccos), Moorlilie (Narthecium ossifragum) sowie verschiedene Arten des Sonnentaus (Drosera spec.).
Die umliegende Landschaft ist geprägt von Moorheiden mit Besenheide (Calluna vulgaris) und Glockenheide (Erica tetralix). Auch Pfeifengras (Molinia caerulea) ist weit verbreitet. Der Gehölzbewuchs ist lückig und besteht hauptsächlich aus Moorbirken (Betula pubescens), Grauweiden (Salix cinerea) und Ebereschen (Sorbus aucuparia). Aufgrund des relativ kurzen Zeitraums, seit dem die Hochmoorkörper zusammengewachsen sind, beträgt die Torfschicht um den See herum teilweise nur einen Meter.
Weitere Gewässer
Neben der Hauptwasserfläche des Hochmoorsees Ewiges Meer gibt es noch weitere sogenannte Mooraugen, darunter das „Kleine Eversmeer“ (nach Teilverlandung ca. 3,4 Hektar), die „Dobbe“ (8,7 Hektar einschließlich Verlandungszonen) sowie die beiden „Krickmeere“ (0,6 und 0,35 Hektar). Zusätzlich sind zahlreiche durch Torfgewinnung entstandene wassergefüllte Rinnen vorhanden. Diese bieten unter anderem den letzten Trauerseeschwalben Ostfrieslands einen Brutplatz.
Der Bohlenpfad
Seit Anfang der 1980er Jahre existiert am Nordrand des Ewigen Meeres ein 1,8 Kilometer langer Bohlenweg, der im Jahr 2000 durch einen Moorlehrpfad ergänzt wurde. Dieser Weg bietet eine einmalige Gelegenheit, die Hochmoorlandschaft aus der Nähe zu erleben, ohne die empfindliche Vegetation zu stören. Im November 2018 musste der Weg jedoch nach einem Unfall vorübergehend gesperrt werden. Intensive Renovierungsarbeiten folgten, um die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten. Der Zugang wurde schließlich bis zur ersten Aussichtsplattform wiederhergestellt, sodass Besucher nun zumindest einen Teil des beeindruckenden Gebietes erkunden können. Leider ist der restliche Teil des Bohlenweges (Stand August 2023) weiterhin in einem maroden Zustand und bleibt geschlossen.
Die historische Bedeutung des Bohlenweges im Moor Ewiges Meer ist ebenfalls hervorzuheben: Er ist an den Aufbau eines im Meerhusener Moor freigelegten, etwa 2.000 Jahre alten Weges angelehnt. Solche historischen Wege veranschaulichen eindrucksvoll, wie frühere Gesellschaften diese lebensfeindlichen, aber zugleich wertvollen Moorlandschaften durchquerten und nutzten. Der südliche Bereich des Naturschutzgebietes, der noch weitgehend unberührt ist, bleibt aus Gründen des Naturschutzes für Besucher unzugänglich, wodurch die einzigartige Flora und Fauna in diesem sensiblen Gebiet bewahrt werden kann.
Schutz und Renaturierung
Der Hochmoorsee Ewiges Meer ist ein zentraler Bestandteil des seit 1939 bestehenden Naturschutzgebietes Ewiges Meer, Großes Moor bei Aurich. Dieses Schutzgebiet gehört zu den ältesten seiner Art in Deutschland und genießt aufgrund seiner einzigartigen Landschaft und Biodiversität besondere Aufmerksamkeit. Darüber hinaus ist es Teil des EU-weiten Schutzgebietsnetzes Natura 2000 und wurde als Vogelschutzgebiet ausgewiesen, um insbesondere bedrohte Vogelarten wie die Trauerseeschwalbe zu schützen.
Seit 1979 setzt die Staatliche Moorverwaltung gezielte Maßnahmen um, die den Wasserspiegel im Hochmoor anheben sollen. Diese Renaturierungsarbeiten dienen der Wiederherstellung des Moorökosystems und tragen dazu bei, die seltenen Lebensbedingungen dieses Gebiets zu erhalten. Der Moorlehrpfad, der Besucher durch Teile des Naturschutzgebiets führt, informiert anschaulich über die Besonderheiten dieses einzigartigen Lebensraums. Er sensibilisiert für die Bedeutung von Hochmooren als Lebensraum spezialisierter Pflanzen- und Tierarten sowie als wichtige CO2-Senken.
Flora und Fauna
Das Moor Ewiges Meer und seine Umgebung beherbergen eine Vielzahl seltener und spezialisierter Pflanzenarten. Neben den bereits genannten Blühpflanzen finden sich dort auch diverse Torfmoose und Wollgräser (Eriophorum spec.). Die nährstoffarmen, sauren Bedingungen des Moorwassers machen das Gebiet zu einem einzigartigen Lebensraum.
Auch die Fauna ist bemerkenswert. Neben der Trauerseeschwalbe, die hier ihre letzten Brutplätze in Ostfriesland hat, sind auch weitere seltene Vogelarten wie der Kranich und verschiedene Wasservogelarten anzutreffen. Amphibien und Insekten, darunter spezialisierte Arten wie Libellen, profitieren ebenfalls von den besonderen Ökosystemen des Hochmoors.
Kulturhistorische Bedeutung
Das Moorgebiet rund um das Ewige Meer ist nicht nur ein bedeutendes Naturreservat, sondern auch ein Ort mit einer bemerkenswerten kulturhistorischen Vergangenheit. Archäologische Funde belegen die jahrtausendelange Nutzung und Besiedlung dieser Region. Besonders hervorzuheben ist die Moorleiche von Bernuthsfeld, die als eindrucksvolles Zeugnis der Menschheitsgeschichte gilt.
Ebenso bedeutsam ist der historische Bohlenweg im Meerhusener Moor, der die frühere Erschließung der Moorlandschaft dokumentiert. Darüber hinaus wurden der berühmte Pflug von Walle, ein Artefakt von landwirtschaftlicher und kultureller Bedeutung, sowie das Megalithgrab von Tannenhausen entdeckt. Dieses wird aufgrund der markanten Form seiner erhaltenen Steine im Volksmund als „Butter, Brot und Käse“ bezeichnet und steht symbolisch für die prähistorische Nutzung und Besiedlung des Moores.
Fazit
Der Hochmoorsee Ewiges Meer ist mit einer Fläche von rund 91 Hektar der größte Hochmoorsee Deutschlands und eine herausragende Besonderheit der Natur. Es steht als Symbol für die einzigartige Biodiversität und geologische wie kulturelle Bedeutung der Hochmoorlandschaften. Umgeben von einem geschützten Naturraum, bietet das Ewige Meer Lebensraum für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten, wie den seltenen Sonnentau oder die Trauerseeschwalbe, und dient als CO2-Senke von globaler Bedeutung.
Gleichzeitig erzählt das Gebiet eine Jahrtausende alte Geschichte, dokumentiert durch archäologische Funde wie Moorleichen oder historische Bohlenwege. Diese Verbindung aus Natur und Kultur macht das Ewige Meer zu einem faszinierenden Ziel für Wissenschaftler, Naturschützer und Besucher. Angesichts der Bedrohungen durch den Klimawandel und menschliche Eingriffe gewinnt der Schutz dieses Lebensraums zunehmend an Bedeutung. Renaturierungsprojekte und eine behutsame Besucherlenkung tragen dazu bei, das Moor langfristig zu erhalten und die Vielfalt dieses einzigartigen Ökosystems zu sichern.
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