Esens (die Bärenstadt) ist eine Kleinstadt im Landkreis Wittmund in Ostfriesland und fungiert als Verwaltungssitz der Samtgemeinde Esens. Die Stadt spielte historisch eine zentrale Rolle im Harlingerland, das erst 1600 endgültig zur Grafschaft Ostfriesland kam. Seit 1885 gehört Esens zum Landkreis Wittmund. Der Stadtteil Bensersiel ist ein staatlich anerkanntes Seeheilbad mit einem Yacht- und Fischkutterhafen. Von dort aus besteht eine Fährverbindung zur Insel Langeoog, was Bensersiel zu einem bedeutenden touristischen Knotenpunkt macht.
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Bewertung: Stadt Esens
Geografie
Lage
Die Stadt Esens liegt am nördlichen Rand des oldenburgisch-ostfriesischen Geestrückens, rund vier Kilometer vom Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer entfernt. Das Umland ist geprägt von einer Mischung aus kleinen Dörfern und weitläufigen Streusiedlungen, die sich harmonisch in die natürliche Landschaft einfügen. Die Kreisstadt Wittmund befindet sich etwa 16 Kilometer südwestlich von Esens, während die Stadt Aurich in einer Entfernung von rund 26 Kilometern liegt.
Esens ist von mehreren Gemeinden umgeben, die die Stadt landschaftlich und wirtschaftlich einbetten. Im Nordosten grenzt sie an Neuharlingersiel, ein bedeutender Küstenort mit touristischer Relevanz. Südöstlich liegt die Gemeinde Stedesdorf, die für ihre landwirtschaftlichen Flächen bekannt ist. Im Südwesten erstreckt sich Moorweg, eine eher ländlich geprägte Region, während Holtgast im Westen mit seiner natürlichen Umgebung zur Vielfalt des Stadtgebietes beiträgt.
Gliederung
Im Zuge der niedersächsischen Gebietsreform am 01. Juli 1972 wurden die bis dahin eigenständigen Gemeinden Bensersiel und Sterbur in die Stadt Esens eingegliedert. Seitdem gehört Esens zur Samtgemeinde Esens, die neben der Stadt selbst die umliegenden Gemeinden Dunum, Holtgast, Moorweg, Neuharlingersiel, Stedesdorf und Werdum umfasst. Diese Zusammenlegung stärkte die regionale Verwaltung und förderte eine engere Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden.
Geologie
Der geologische Untergrund von Esens ist geprägt von Ablagerungen aus der Eiszeit, darunter Sand, Ton und Mergel. Diese Sedimente entstanden durch verschiedene geologische Prozesse während der letzten Kaltzeiten. Am östlichen Stadtrand sind zudem kleine Flachmoorlinsen eingebettet, die sich aus organischem Material in feuchten Senken entwickelt haben. Nördlich der Stadt beginnt das fruchtbare Marschland, das sich bis an die Küste erstreckt und durch die Ablagerungen der Nordsee geformt wurde. Dieses Gebiet ist besonders für die landwirtschaftliche Nutzung geeignet und bildet einen wichtigen Bestandteil der regionalen Landschaft.
Gewässer
Das wichtigste Gewässer im Stadtgebiet ist das Benser Tief, ein weit ins Binnenland reichender Sielzug. Dieser dient in erster Linie der Entwässerung der tiefer gelegenen Gebiete hinter dem Deich und sorgt für einen geregelten Wasserabfluss. Das Benser Tief ist ein bedeutendes Entwässerungssystem, das durch ein Siel in Bensersiel in die Nordsee mündet. Diese Wasserverbindung spielt nicht nur eine essenzielle Rolle für den Hochwasserschutz, sondern hat auch eine gewisse Bedeutung für die regionale Schifffahrt und die Freizeitnutzung.
Klima
Das Klima in Esens ist stark von der Nähe zur Nordsee geprägt und entspricht einem gemäßigten, maritimen Klima. Charakteristisch sind milde Winter und kühle Sommer, bedingt durch den ausgleichenden Einfluss des Meeres. Die durchschnittlichen Temperaturen liegen im Winter selten unter dem Gefrierpunkt, während die Sommermonate durch moderate Werte um die 20 °C gekennzeichnet sind.
Esens gehört zu einer der niederschlagsreicheren Regionen Deutschlands, mit einer jährlichen Niederschlagsmenge von etwa 850 bis 1.000 mm. Die Niederschläge verteilen sich relativ gleichmäßig über das gesamte Jahr, wobei die Herbst- und Wintermonate tendenziell etwas feuchter ausfallen. Der häufige Westwind sorgt zudem für eine hohe Luftfeuchtigkeit und eine kontinuierliche Luftbewegung, was das Klima besonders für Allergiker vorteilhaft macht.
Geschichte
Frühe Geschichte und Mittelalter
Esens wurde im Mittelalter als Handels- und Marktort auf dem geschützten Geestrand nahe der Küste gegründet. Die Besiedlung begann um das Jahr 800 nach Christus, und im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich Esens zu einem wirtschaftlichen Zentrum der Region. Besonders prägend war die Herrschaft von Balthasar von Esens, genannt „Junker Balthasar“ im frühen 16. Jahrhundert. Er widersetzte sich den Bremer Kaufleuten und damit der Hanse, was die Stadt zu einem eigenständigen Machtfaktor machte. Ihm zu Ehren wird noch heute ein Fest gefeiert. Nach seinem Tod im Jahr 1540 fiel Esens durch Erbschaft zunächst an die Grafschaft Rietberg und im Jahr 1600 an die Grafen von Ostfriesland.
Zeit unter preußischer Herrschaft
Mit dem Aussterben des Ostfriesischen Fürstenhauses im Jahr 1744 gelangte Esens in preußischen Besitz. Dies führte zur Entfestigung der Stadt und zum Abriss der nicht mehr benötigten Burg. Die einst eigene Münze wurde nach Aurich verlegt, und Esens verlor zunehmend an politischer Bedeutung, blieb aber ein regionales Zentrum.
Nach einer kurzen Phase der Zugehörigkeit zum Königreich Hannover wurde die Stadt 1866 erneut preußisch. Mit der Kreisreform wurde Wittmund anstelle von Esens zur Kreisstadt bestimmt. Trotz der administrativen Herabstufung blieb Esens ein wichtiger lokaler Handelsplatz, vor allem durch die Anbindung an das Eisenbahnnetz im Jahr 1883.
Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Esens am 27. September 1943 Ziel eines Luftangriffs, bei dem 165 Menschen ums Leben kamen. Besonders tragisch war die Zerstörung eines „Armen- und Arbeiterhauses“, in dessen Keller 102 Kinder starben. Nach dem Krieg nahm Esens zahlreiche Flüchtlinge auf, was die Bevölkerung erheblich wachsen ließ.
Wirtschaftlicher Aufschwung und Stadtentwicklung
Wirtschaftlich erholte sich die Stadt in den 1950er Jahren, als der Tourismus gefördert wurde. 1951 wurde der Bade- und Verkehrsverein Esens-Bensersiel gegründet, und ab 1960 investierte man verstärkt in den Fremdenverkehr. 1965 wurde die gesamte Altstadt als Sanierungsgebiet ausgewiesen, wodurch zahlreiche Modernisierungen erfolgten, darunter die Umwandlung der Steinstraße zur ersten Fußgängerzone Ostfrieslands im Jahr 1974. Für die gelungene Stadtsanierung erhielt Esens 1984 den ersten Preis im niedersächsischen Wettbewerb „Bauen und Wohnen in alter Umgebung“.
Eingemeindung und touristische Entwicklung
Mit der Gebietsreform von 1972 wurden die Gemeinden Bensersiel und Sterbur in die Stadt Esens eingegliedert. Gleichzeitig wurde Esens Teil der Samtgemeinde Esens. Die Anerkennung als Nordseebad folgte 1990, und seit 1996 ist Bensersiel auch offiziell Nordseeheilbad. Der Tourismus wurde seither zum wichtigsten Wirtschaftsfaktor der Stadt.
Wappen
Das Wappen der Stadt Esens zeigt auf silbernem Hintergrund einen aufrecht stehenden schwarzen Bären mit roter Zunge und goldenem Halsband. In drohender Haltung steht er auf einem roten Festungsturm, der neben einem roten Palisadenzaun aufragt. Zwischen seinen Tatzen hält der Bär einen roten Backstein. Über dem Wappen befindet sich eine dreiteilige rote Mauerturmkrone, während es beiderseits von goldenen Eichenzweigen umrahmt wird.

Das Wappen geht auf das Stadtsiegel zurück, das bereits seit 1540 belegt ist. Der Bär als Wappentier stammt von der Häuptlingsfamilie Attena, die im 15. Jahrhundert über Esens, Stedesdorf und Wittmund herrschte. Er symbolisiert Stärke, Unabhängigkeit und den wehrhaften Charakter der Stadt. Die Festungselemente im Wappen erinnern an die strategische Bedeutung Esens als befestigte Stadt im Mittelalter.
Bärenstadt Esens
Eine Sage erklärt die Bedeutung des Bären im Stadtwappen von Esens: Während einer Belagerung im Mittelalter befand sich ein fahrender Musikant mit seinem Tanzbären innerhalb der Stadtmauern. Die Angreifer, die Esens nicht direkt einnehmen konnten, versuchten die Stadt auszuhungern, indem sie die Nachschubwege blockierten. Als die Vorräte zur Neige gingen und die Kapitulation bevorstand, befreite sich der Bär zufällig aus seinem Gehege. Vor Hunger brüllend kletterte er auf einen Turm und begann, mit Steinen um sich zu werfen. Die Belagerer interpretierten dies als Zeichen, dass die Stadtbewohner noch ausreichend Nahrung hätten, um sogar ein Tier zu versorgen. In dem Glauben, dass eine schnelle Kapitulation nicht bevorstand, zogen sie unverrichteter Dinge ab und die Stadt wurde gerettet. Als Zeichen der Dankbarkeit wurde der Bär in das Wappen von Esens aufgenommen und ist bis heute ein Symbol der Stadt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
Esens bietet eine Vielzahl an Museen, die Einblicke in die Geschichte, Kultur und Natur der Region geben. Von historischen Ausstellungen über die Stadtgeschichte bis hin zu interaktiven Erlebnissen zum Wattenmeer – die Museen der Stadt laden Besucher dazu ein, die Vergangenheit und Gegenwart Ostfrieslands zu entdecken.
- August-Gottschalk-Haus: Das 1899 errichtete jüdische Gemeindehaus mit Schulzimmer, Lehrerwohnung und Ritualbad (Mikwe) ist bis heute erhalten. Seit 1988 zeigt eine Ausstellung die Geschichte der Juden in Ostfriesland. Das Gebäude dient als Gedenkstätte und Veranstaltungsort. Die nahegelegene Synagoge von 1827 wurde in der Pogromnacht 1938 zerstört.
- Museum „Leben am Meer“: Untergebracht in der restaurierten Peldemühle, beleuchtet das Museum die Entwicklung der Küstenlandschaft und ihrer Besiedlung. Archäologische Funde aus dem Watt vor Bensersiel sowie Exponate zur Stadtgeschichte von Esens sind hier ausgestellt. Eine Uhrmacherwerkstatt mit funktionsfähigem Uhrwerk bildet eine weitere Attraktion.
- Stadt-Schkür: Ursprünglich eine Viehmarkthalle hinter dem ehemaligen Rathaus, wurde sie 1851 erweitert. Bis 1950 diente sie als Großvieh-Markthalle, danach als Gerätescheune der Stadt. 1982 wurde sie renoviert und beherbergt heute ein Museum mit historischen landwirtschaftlichen Geräten sowie das Café „Teediele“.
- Turmmuseum in der St.-Magnus-Kirche: 113 Stufen führen durch das 1982 eröffnete Museum im Kirchturm. Neben einem Panoramablick bis zur Küste bietet die Ausstellung Einblicke in die Geschichte der größten Kirche Ostfrieslands. Ein historisches Kirchturmuhrwerk von 1873 und das Innenleben der Rohlfs-Kirchenorgel von 1860 sind weitere Exponate.
- Nationalpark-Haus Wattenhuus Bensersiel: Hier wird das ökologische System des Wattenmeeres anschaulich vermittelt. Eine interaktive Ausstellung informiert über Ebbe und Flut, die Salzwiesen sowie die Vogelwelt der Region. Besonders beliebt ist ein präparierter Seehund, an dem Besucher mehr über seine Lebensweise erfahren.
Sehenswürdigkeiten
Esens, der Stadtteil Bensersiel und die direkte Umgebung bieten eine Vielzahl an sehenswerten Orten, die sowohl historische als auch moderne Aspekte der Stadt widerspiegeln. Von kunstvollen Skulpturen und Denkmälern über architektonisch markante Brücken bis hin zu idyllischen Parkanlagen gibt es zahlreiche Anlaufpunkte für Besucher und Einheimische. Zu den wichtigesten Sehenswürdigkeiten zählen:
- Buddy-Bären: In Esens-Bensersiel gibt es 48 künstlerisch gestaltete Buddy-Bären, die anlässlich des 475-jährigen Stadtjubiläums im Jahr 2002 aufgestellt wurden. Die Idee dazu brachte der ehemalige Bürgermeister Wilhelm Ebrecht aus Berlin mit. Sie sind inzwischen fester Bestandteil des Stadtbildes und beliebte Fotomotive.
- Deichbrücken: Zwei moderne Drehbrücken überspannen die Deichscharte in Bensersiel und fügen sich mit ihrer futuristischen Konstruktion in das maritime Stadtbild ein. Sie wurden 1995 errichtet und können seitlich verschwenkt werden, um höhere Fahrzeuge passieren zu lassen.
- Glockenspiel am Markt: Das Glockenspiel der Volksbank wurde 1995 installiert und spielt viermal täglich verschiedene Lieder, darunter das „Esens-Lied“ von Christian Verhoog. In der Weihnachtszeit gibt es ein spezielles Repertoire mit festlichen Melodien.
- Junker-Balthasar-Brunnen: Der Brunnen ehrt Junker Balthasar, der im 16. Jahrhundert als Häuptling über Esens, Wittmund und Stedesdorf herrschte. Ihm wird die Wahrung der Unabhängigkeit des Harlingerlandes zugeschrieben, auch wenn Kritiker ihn als Seeräuber sahen.
- Tidebrunnen Esens: Diese Metallplastik des Künstlers Albert Sous stellt ein zerbrochenes Wrack dar, das den Gezeiten ausgeliefert ist. Eine elektronische Steuerung sorgt dafür, dass der Wasserstand des Brunnens stets dem realen Pegel der Nordsee in Bensersiel entspricht.
- Von-Thünen-Kurpark: Eine ruhige Oase in Bensersiel, die 1981 eingeweiht wurde. Das Gelände wurde durch eine testamentarische Schenkung der Familie von Thünen der Stadt Esens vermacht und lädt zum Verweilen ein.
- Kriegerdenkmal am Kirchplatz: 1872 errichtet, erinnert das Denkmal an die im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gefallenen Soldaten aus Esens. Es besteht aus einem Sandsteinsockel mit einem darauf stehenden Adler und wurde später von einer Hecke umgeben.
- St.-Magnus-Kirche: Die evangelisch-lutherische Kirche wurde zwischen 1848 und 1854 im neugotischen Stil erbaut. Ihr Turm ist 51 Meter hoch und prägt das Stadtbild. Die Kirche bietet Platz für 1.500 Besucher und steht auf einer historischen Warft, auf der bereits um 900 eine Holzkirche errichtet wurde.

Denkmalgeschützte Häuser
Viele Gebäude in der Altstadt von Esens stehen unter Denkmalschutz und wurden aufwendig restauriert. Besonders hervorzuheben sind:
- Haus Edzards (Steinstraße 20): Ein Beispiel bürgerlicher Baukunst des 18. Jahrhunderts mit barocken Elementen und einem markanten Glockengiebel. Der Bauherr, Hillrich Euken, ließ das Gebäude 1788 errichten. Später diente es als Sitz eines Speditionsbetriebs.
- Becker-Haus (Westerstraße 9): Errichtet 1862 als Wohnhaus des Kaufmanns und Lichterfabrikanten Diedrich Müller Diedrichs. Später wurde es von der Familie Becker übernommen und mit Jugendstil-Wandmalereien versehen. Heute dient es als Kunst- und Ausstellungshaus.
- Mettcker-Haus (Am Markt 3): Das älteste Steingebäude in Esens mit markanter Freitreppe. Einst Wohnsitz von Häuptling Wibet von Stedesdorf und später von Graf Ernst von Mansfeld. Seit 1864 Sitz des Brune-Mettcker-Verlags.
- Puppenhaus (Jücherstraße 11): Die Fassade dieses denkmalgeschützten Hauses enthält sechs Alabasterfiguren, die ursprünglich zum Grabmal der Walpurgis von Rietberg in der St.-Magnus-Kirche gehörten. Heute ist es ein privates Wohnhaus.
- Ratsgaststätte (Am Markt 1): Ursprünglich 1839 als Stadthaus mit angeschlossener Stadtwaage erbaut. Diente später als Stadtgefängnis, Polizeistation und Bibliothek. Heute wird es als Gastronomiebetrieb genutzt.
- Gemeindehaus St. Magnus (Kirchplatz): Ehemalige Volksschule, die 1866 errichtet wurde. Nach einem Stadtbrand neu aufgebaut, diente sie bis 1966 als Schule. Seit 1980 beherbergt das Gebäude kirchliche Einrichtungen und Gruppenräume.
- Haus Gläske (Am Markt 6): Geburtshaus des Astronomen Johann Gerhard Behrens, der einen Planetoiden entdeckte. Das Giebelhaus stammt aus dem 18. Jahrhundert und beherbergte verschiedene Geschäfte, bevor es von der Firma Gläske übernommen wurde.
Theater
Seit 1962 ist Esens ein fester Spielort der Landesbühne Niedersachsen Nord aus Wilhelmshaven. Die Aufführungen finden in der Theodor-Thomas-Halle an der Walpurgisstraße statt, die über 382 Sitzplätze verfügt. Mit ihrem abwechslungsreichen Programm trägt die Landesbühne zur kulturellen Vielfalt der Stadt bei und bietet Theateraufführungen für verschiedene Altersgruppen und Interessen. Die regelmäßigen Inszenierungen machen das Theater zu einem wichtigen Bestandteil des kulturellen Lebens in Esens.
Regelmäßige Veranstaltungen
Das Esenser Schützenfest zählt zu den größten in Niedersachsen und ist das bedeutendste in Ostfriesland. Jährlich zieht es etwa 75.000 Besucher an. Rund 100 Schausteller sorgen für ein vielfältiges Angebot. Das Fest beginnt traditionell am Freitag vor dem zweiten Sonntag im Juli und endet am darauffolgenden Dienstag.
Weiter finden Kleinkunstfestivals, Halloween-Events und Oldtimertreffen statt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Tourismus
Der Tourismus ist der wichtigste Wirtschaftsfaktor der Stadt Esens, insbesondere durch den an der Küste gelegenen Ortsteil Bensersiel. Die touristische Entwicklung begann 1951 mit der Gründung des „Bade- und Verkehrsvereins Esens-Bensersiel“. Seitdem wuchs der Fremdenverkehr kontinuierlich.
1972 erhielt Esens/Bensersiel die staatliche Anerkennung als Küstenbadeort. In den 1970er Jahren wurde die touristische Infrastruktur durch den Bau des Seglerhafens „Frerichshafen“ (1974), des Meerwasser-Wellenbads (1974) und der Freizeitanlage „Aquantis“ (1976) weiter ausgebaut. 1979 folgte die Verleihung des Prädikats Seebad.
In den 1980er Jahren wurden weitere Projekte zur Förderung des Tourismus umgesetzt, darunter die neue Hafenzufahrt in Bensersiel (1980), der Kurpark (1980), die Jugendherberge (1987) und das Mutter-und-Kind-Heim der AWO (1987). Mit der Eröffnung des Freizeit- und Erlebnisbads „Nordseetherme“ im Jahr 1989 wurde das touristische Angebot nochmals erweitert. 1990 erhielt Bensersiel die Anerkennung als Nordseebad, 1996 folgte die Auszeichnung als Nordseeheilbad. Weiter bietet Bensersiel eine direkte Fährverbindung zur Ostfriesischen Insel Langeoog.
Der stetige Ausbau des Tourismus zeigt sich auch in den Besucherzahlen: Im Jahr 2005 wurden in Esens/Bensersiel 127.395 Gäste und 911.839 Übernachtungen verzeichnet.
Einzelhandel
Der Einzelhandel spielt eine zentrale Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung von Esens. Die Stadt bietet eine Vielzahl an Fachgeschäften, die ein breites Warensortiment bereitstellen, sowie zahlreiche Cafés und Restaurants, die zum Verweilen einladen. Besonders hervorzuheben sind die inhabergeführten Betriebe, die mit langjähriger Erfahrung und individueller Beratung zur Attraktivität der Einkaufsstadt beitragen.
Ein besonderer Vorteil von Esens ist die kompakte Innenstadt mit kurzen Wegen. Mehr als 1200 kostenfreie Parkplätze rund um das Stadtzentrum ermöglichen eine bequeme Erreichbarkeit der Geschäfte.
Die Aktionsgemeinschaft Esens und Umgebung (AEU) sowie das Stadtmarketing fördern aktiv die Belebung der Innenstadt durch zahlreiche Veranstaltungen wie das Kleinkunstfestival, Halloween-Events und Oldtimertreffen. Diese Initiativen stärken das Einkaufserlebnis und ziehen sowohl Einheimische als auch Touristen an.
Zusätzlich zu den zahlreichen Einzelhandelsgeschäften befinden sich in den Gewerbegebieten moderne Handels- und Dienstleistungsunternehmen aus verschiedenen Branchen.
Zweimal wöchentlich findet in der Stadt ein Wochenmarkt statt (Mittwoch: 7:00 bis 12:00 Uhr und Samstag: 7:00 bis 12:00 Uhr) Der Wochenmarkt bietet frische, regionale Produkte und ist ein wichtiger Bestandteil des städtischen Handelslebens.
Verkehr
Straßenverkehr
Esens und Bensersiel sind über die Landesstraße 8 an die Bundesstraße 210 angebunden, die eine wichtige Ost-West-Verbindung in der Region darstellt. Darüber hinaus führen mehrere Landes- und Kreisstraßen zu den umliegenden Gemeinden und sorgen für eine gute Erreichbarkeit.
Schienenverkehr
Esens ist derzeit der Endpunkt der Ostfriesischen Küstenbahn (KBS 393), die von Wilhelmshaven aus verläuft. Früher führte die Strecke weiter über Dornum bis nach Norden. Während der Abschnitt nach Dornum derzeit nur für Museumsbahnbetrieb genutzt wird, gibt es Überlegungen, diese Strecke aufgrund ihrer Bedeutung für den Tourismus wieder aufzubauen. Da der ursprüngliche Trassenverlauf weitgehend frei von Bebauung geblieben ist, wäre eine Reaktivierung grundsätzlich möglich.
Die NordWestBahn, ein Unternehmen der Transdev GmbH, betreibt die Strecke zwischen Wilhelmshaven und Esens mit regelmäßigen Verbindungen im Stundentakt. Seit Ende 2005 gibt es zudem eine Haltestelle in Burhafe.
Früher bestand in der Stadt auch ein Streckenast der Kreisbahn Aurich, die auf einer 1000-mm-Schmalspur die Städte Leer, Aurich, Esens und Wittmund miteinander verband. Diese diente sowohl dem Güter- als auch dem Personenverkehr. Zudem existierte eine Stichstrecke von Esens nach Bensersiel, die insbesondere für den Transport von Reisenden zur Insel Langeoog genutzt wurde. Heute sind Teile der stillgelegten Trassen als Bahnradwege erhalten geblieben.
Schiffsverkehr
Der Ortsteil Bensersiel verfügt über einen tideunabhängigen Fährhafen, von dem aus seit 1859 der Fährverkehr zur Insel Langeoog betrieben wird. Die Verbindung wird von der Langeooger Schifffahrt der Inselgemeinde Langeoog sichergestellt. Neben den regelmäßigen Fährverbindungen werden in der Saison auch touristische Ausflugsfahrten mit verschiedenen Schiffen angeboten.
Stiftungen
Die „Deutsche Teddy-Stiftung“ mit Sitz in Esens wurde am 28. September 1998 im Ahnensaal des Esenser Rathauses als Sektion von „Good Bears of the World“ gegründet. Die Stiftung steht symbolisch in Verbindung mit dem Stadtwappen von Esens, das einen Bären zeigt. Ihr Ziel ist es, Teddybären an Kinder in Notlagen zu verschenken, um traumatische Erlebnisse zu lindern.
Zur Umsetzung dieses Vorhabens werden Einsatzfahrzeuge von Polizei und Rettungsdiensten sowie Notfallstationen in Krankenhäusern mit den Teddybären ausgestattet. Die Finanzierung erfolgt über Spenden, den Verkauf von Teddybären und Sponsoring. Seit ihrer Gründung konnten mehr als 100.000 Teddybären an Kinder verteilt werden. Mittlerweile sind die Teddybären in knapp 360 Städten, Gemeinden und Landkreisen im Einsatz.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
Das Ehrenbürgerrecht ist die höchste Auszeichnung, die die Stadt Esens vergibt. Diese Ehrung wurde bisher an folgende Person verliehen:
- Ewald Neemann (1907–1996): Langjähriger Stadtdirektor von Esens, der maßgeblich zur Entwicklung der Stadt beitrug.
Frauenort
Seit dem 17. Oktober 2021 erinnert Esens mit der Auszeichnung als Frauenort an die in der Stadt geborene Sängerin Sara Oppenheimer. Der Landesfrauenrat Niedersachsen verlieh der Stadt diese Ehrung als ersten Frauenort im Landkreis Wittmund, um das Andenken an ihr Leben und Wirken zu bewahren.
Wichtige Söhne und Töchter von Esens
- Balthasar von Esens († 1540) – Freiheitskämpfer und Seeräuber
- Johann Hülsemann (1602–1661) – Lutherischer Theologe
- Philipp Heinrich Erlebach (1657–1714) – Komponist
- Christian Eberhard (1665–1708) – Fürst von Ostfriesland aus dem Haus der Cirksena
- Johann Gottfried Rohlfs (1759–1847) – Orgelbauer
- Theodore Thomas (1835–1905) – Komponist, Gründer des Chicago Symphony Orchestra
- Sara Oppenheimer (1844–1906) – Opernsängerin
- Heike Fleßner (1944–2021) – Erziehungswissenschaftlerin und Professorin
- Holger Strutwolf (*1960) – Kirchenhistoriker
- Maike Balthazar (*1962) – Handballspielerin und -trainerin
- Friedhelm Tränapp (*1963) – Brigadegeneral
- Jann Wattjes (*1992) – Autor
Fazit
Esens vereint eine lange und bewegte Geschichte mit einer modernen, zukunftsorientierten Entwicklung. Die Stadt zeichnet sich durch ihr kulturelles Erbe, ihre lebendige Gemeinschaft und ihre touristische Bedeutung, vor allem durch den Stadtteil Bensersiel, aus. Historische Bauwerke, traditionsreiche Veranstaltungen und eine gut ausgebaute Infrastruktur machen Esens sowohl für Einwohner als auch für Besucher attraktiv. Die enge Verbindung zur Nordseeküste und die naturnahe Umgebung bieten zahlreiche Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten.
Als wirtschaftlicher Schwerpunkt prägt insbesondere der Tourismus das Stadtbild, ergänzt durch einen vielfältigen Einzelhandel und eine gute Anbindung an das Verkehrsnetz. Durch kontinuierliche Stadtentwicklung, Denkmalschutz und kulturelle Initiativen bleibt die Stadt im Landkreis Wittmund ein bedeutendes Zentrum in Ostfriesland, das Tradition und Fortschritt harmonisch verbindet.
Stadtverwaltung Esens
Stadt Esens
Am Markt 2 – 4
D-26427 Esens
Telefon: 04971/206-0
E-Mail: rathaus@esens.de
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