Emden – Das Emder Feuerschiff Amrumbank, ein rotes Symbol der Stadt Emden, thront am Ratsdelft und zieht jährlich zahlreiche Touristen an. Doch hinter seinem strahlenden Erscheinungsbild verbirgt sich eine turbulente Geschichte, die von finanziellen Herausforderungen, technischer Erneuerung und dem unermüdlichen Einsatz eines Fördervereins geprägt ist. Heute ist das Feuerschiff nicht nur ein Touristenmagnet, sondern auch ein beliebter Ort für Trauungen und gastronomische Erlebnisse. Doch wie kam es zu seiner Rettung? Ein Blick zurück offenbart eine Geschichte voller Rückschläge und Triumphmomente.
Die Anfänge der Rettung
Im März 2015 übernahm Heinz-Günther Buß den Vorsitz des Fördervereins „Feuerschiff Amrumbank“ und stürzte sich voller Elan in seine neue Aufgabe. Doch schon bald musste er feststellen, dass das Schiff in einem bedenklichen Zustand war, der umfassende und sofortige Maßnahmen erforderte. Bereits im Sommer desselben Jahres ereignete sich der erste ernste Zwischenfall: Ein Wassereinbruch im Kettenkasten ließ Alarmglocken schrillen. Trotz des Einsatzes von Tauchern, die das Leck lokalisieren sollten, blieb die Ursache zunächst verborgen.
Es folgte eine detaillierte Untersuchung des gesamten Schiffs, deren Ergebnisse ernüchternd waren. Zahlreiche strukturelle Schwächen und technische Defekte wurden entdeckt, die den Fortbestand des Wahrzeichens erheblich gefährdeten. „Die Liste der notwendigen Reparaturen war derart umfangreich, dass mir buchstäblich die Spucke wegblieb“, berichtet Buß heute mit einer Mischung aus Schrecken und Erleichterung, dass diese Hürde letztlich überwunden werden konnte.
Das Feuerschiff Amrumbank wurde 1915 in der Meyer-Werft in Papenburg fertiggestellt und diente ab 1917 als schwimmender Leuchtturm an verschiedenen Standorten in der Nordsee.
Finanzielle Hürden und politisches Engagement
Angesichts des desolaten Zustands des Feuerschiffs Amrumbank begann der Förderverein, um finanzielle Unterstützung zu werben. Dank des Engagements des Bundestagsabgeordneten Johann Saathoff (SPD) konnten Türen in Berlin geöffnet werden. Der Bund stellte 2,2 Millionen Euro bereit, während das Land Niedersachsen die gleiche Summe beisteuerte. Dennoch verzögerte sich die Bewilligung der Gelder aufgrund vorgezogener Landtagswahlen bis ins Frühjahr 2019.
Ein weiteres Hindernis war die Selbstbeteiligung des Fördervereins, die zehn Prozent der Gesamtkosten betrug. Diese Summe wurde durch über 21.000 Arbeitsstunden von etwa 30 ehrenamtlichen Helfern aufgebracht. Besonders mühsam war das Entfernen der Teerschicht auf dem Oberdeck, eine körperlich herausfordernde Aufgabe, die den Einsatz der Helfer forderte.
Komplikationen bei der Umsetzung
Mit der Finanzierung gesichert, schien die Sanierung auf einem guten Weg. Doch rechtliche Schwierigkeiten bei der Ausschreibung der Arbeiten führten zu mehreren Rückschlägen. Erst im dritten Versuch erhielt die Emder Werft und Dock GmbH den Zuschlag. Kurz darauf sorgte eine Nachricht über die bevorstehende Sperrung der Eisenbahnbrücke für neue Turbulenzen. Der Förderverein musste das Schiff in einer Blitzaktion ausräumen und einen vorübergehenden Liegeplatz am Tonnenhof finden. Während dieser Zeit brachen die Einnahmen aus dem Museums- und Restaurantbetrieb komplett weg.
Erneuter Rückschlag: Die Corona-Pandemie
Kaum hatte das Feuerschiff Amrumbank die Werft in Emden erreicht, brach die Corona-Pandemie aus. Die geplanten Arbeiten verzögerten sich erheblich, und die Eisenbahnbrücke stellte erneut ein Hindernis dar. Um nicht monatelang auf eine Passage zu warten, entschied der Verein, die restlichen Arbeiten am Liegeplatz im Ratsdelft von Emden durchführen zu lassen. Diese Entscheidung erhöhte die Kosten erheblich. Eine zusätzliche Finanzspritze von einer Million Euro sicherte letztlich den Abschluss der Sanierung.
Sabotage und die Folgen
Im Sommer 2021 erschütterte ein Sabotageakt die Mitglieder des Fördervereins und die gesamte Stadt Emden. In einer Nacht- und Nebelaktion schlug ein Mann ein Fenster der Kombüse ein, verschaffte sich Zutritt zum Inneren des Schiffes und verursachte gezielt schweren Schaden. Mit einer Bohrmaschine setzte er mehrere Löcher in den Rumpf des Schiffes, wodurch rund 18.000 Liter Hafenwasser in den Maschinenraum eindrangen. Der angerichtete Schaden belief sich auf 126.000 Euro und stellte den Verein vor eine enorme Herausforderung. Heinz-Günther Buß, der Vorsitzende, beschreibt den Moment, als er vom Vorfall erfuhr: „Mir zog es den Boden unter den Füßen weg. All die harte Arbeit der letzten Jahre schien auf einen Schlag bedroht.“
Zum Glück zeigte sich die Gemeinschaft solidarisch: Die Versicherung übernahm 90.000 Euro der Kosten, während der verbleibende Betrag durch eine beeindruckende Spendenkampagne und Eigenmittel des Vereins gedeckt wurde. Der Vorfall machte Schlagzeilen in der Region und löste eine Welle der Unterstützung aus. Der Täter, ein 47-jähriger Mann, wurde später ermittelt und vom Amtsgericht Emden zu einer Gefängnisstrafe von 18 Monaten verurteilt. Trotz dieses Rückschlags ermutigte der Vorfall den Verein, seine Bemühungen zur Erhaltung des Feuerschiffs mit noch mehr Entschlossenheit fortzusetzen.
Ein Happy End und der Blick nach vorn
Im Juni 2024 überprüften Bund und Land die Verwendung der Fördergelder und bescheinigten dem Verein eine zweckgemäße Mittelverwendung. Mit diesem Abschluss fiel dem Förderverein ein großer Stein vom Herzen. Am 14. Februar 2025 soll der Erfolg mit einem Grünkohlessen im Beisein von Mitgliedern, Sponsoren und beteiligten Firmen gefeiert werden.
Aktive Unterstützung
Das Emder Feuerschiff Amrumbank ist mehr als nur ein Museum oder ein Restaurant – es ist ein lebendiges Denkmal, das Geschichte und Gegenwart miteinander verbindet. Ein Besuch bietet die Gelegenheit, die faszinierende Technik des Schiffs zu entdecken, mehr über seine bewegte Vergangenheit zu erfahren und das einzigartige Ambiente an Bord zu genießen. Ob bei einer Führung, einem gemütlichen Essen oder sogar bei einer Trauung – das Feuerschiff schafft unvergessliche Erlebnisse. Zudem gibt es die Möglichkeit, den Förderverein durch eine Mitgliedschaft oder aktive Mitarbeit zu unterstützen und damit einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung dieses besonderen Wahrzeichens zu leisten. Die Tore stehen offen, um dieses maritime Juwel hautnah zu erleben.
Fazit
Die Geschichte des Emder Feuerschiffs Amrumbank ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie hartnäckiges Engagement und gemeinschaftlicher Zusammenhalt scheinbar unüberwindbare Hürden überwinden können. Vom drohenden Untergang bis zur erfolgreichen Rettung zeigt der Weg des Feuerschiffs, welche Kraft in ehrenamtlicher Arbeit und solidarischer Unterstützung liegt.
Das Schiff, einst ein Symbol für Emden als Hafenstadt, hat sich zu einem lebendigen Wahrzeichen im Ratsdelft entwickelt, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verbindet. Als kulturelles Zentrum, Ort für besondere Momente und technisches Denkmal wird das Emder Feuerschiff auch in den kommenden Jahrzehnten eine wichtige Rolle spielen – nicht nur für die Stadt Emden, sondern für alle, die von dieser außergewöhnlichen Geschichte inspiriert werden.
Museums-Feuerschiff „Amrumbank / Deutsche Bucht“ e.V.
Georg-Breusing-Promenade
D-26721 Emden
Telefon: 04921/23285 (Museum)
Telefon: 0171/8388516 (H.-G. Buß – Außerhalb der Öffnungszeiten)
E-Mail: info@amrumbank.de
Webseite: Jetzt besuchen
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