Das Dörpmuseum Münkeboe (Dorfmuseum Münkeboe) ist ein einzigartiges Freilichtmuseum in Ostfriesland, das sich der Bewahrung und Präsentation traditioneller Handwerkskünste und des ländlichen Lebens vergangener Jahrhunderte widmet. Es liegt in Münkeboe, einem Ortsteil der Gemeinde Südbrookmerland und bietet seinen Besuchern eine authentische Zeitreise in das Leben der ostfriesischen Bevölkerung im 18. und 19. Jahrhundert.
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Bewertung: Dörpmuseum Münkeboe
Geschichte
Das Dorf Münkeboe wurde erstmals 1771 im Kirchenregister von Engerhafe erwähnt und hat seine Ursprünge als Moorkolonie. Es wurde 1764 gegründet und diente als Siedlung für Kolonisten, die das unwegsame Moor urbar machten. Der Name „Münkeboe“ bedeutet „Mönchshütte“ und lässt darauf schließen, dass die ersten Siedler auf Überreste eines ehemaligen Klosters stießen.
Die Reste der heute zum Museum gehörigen Windmühle sollten 1980 abgerissen werden. Interessierte Bürger konnten den Eigner überzeugen, die Mühle einem Verein zwecks Wiederaufbau zu überlassen. Bei der Gründung eines entsprechenden Vereins wurde als weiteres Ziel festgelegt, dass Werkstätten, landwirtschaftliche Geräte und andere Einrichtungen aus der Umgebung vor dem Verfall behütet und zur Ausstellung kommen sollten. So wurde nach Fertigstellung der Mühlenrestauration 1987 schon 1988 mit dem Bau der weiteren Anlagen begonnen. 1992 wurden auch diese Maßnahmen abgeschlossen.
Um die Geschichte dieser Siedler lebendig zu halten, wurde das Dörpmuseum Münkeboe gegründet. Es zeigt eindrucksvoll die Herausforderungen des dörflichen Lebens, die Entwicklung verschiedener Handwerke und die Entstehung einer eigenständigen ostfriesischen Kultur.
Aufbau und Themenschwerpunkte
Das Museum ist in mehrere Bereiche gegliedert, die unterschiedliche Aspekte des traditionellen Dorflebens beleuchten. Dabei sind viele Gebäude und Werkstätten originalgetreu rekonstruiert oder mit historischen Gegenständen ausgestattet. Zu den wichtigsten Bestandteilen des Museums gehören:
Windmühle Münkeboe
Die Mühle Münkeboe ist ein beeindruckendes Beispiel eines zweistöckigen Galerieholländers mit Windrose. Ihr Bau begann im Jahr 1852 und wurde 1854 fertiggestellt. Rund ein Jahrhundert lang war sie ununterbrochen in Betrieb und diente zur Verarbeitung von Getreide. Ein heftiger Sturm führte jedoch zur Zerstörung der Mühlenflügel, woraufhin auch die Kuppel entfernt wurde. In den 1980er-Jahren drohte sogar der vollständige Abriss der Mühle. Dank engagierter Bemühungen konnte dies jedoch verhindert werden, und nach einer umfassenden Restaurierung wurde die Mühle 1987 wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt. Heute beheimatet sie nicht nur eine funktionierende Mühlenanlage, sondern auch Ausstellungen zu historischen Handwerksberufen, darunter eine Schusterei, eine Töpferei und ein Mühlenbaubetrieb.

Fluttermühle
Auf dem Gelände des Museums befindet sich ein Nachbau einer Fluttermühle. Diese spezielle Form einer Windpumpe war früher typisch für die Region und wurde hauptsächlich genutzt, um Wasser aus tiefer gelegenen Gebieten auf ein höheres Niveau zu heben. Ihr Funktionsprinzip ist denkbar einfach: Eine Archimedische Schraube wird direkt – ohne den Einsatz eines Getriebes oder einer Umlenkung – durch die Flügelwelle angetrieben. Dadurch steht das Flügelkreuz in einem charakteristischen schrägen Winkel zum Himmel. Heute finden Fluttermühlen vor allem bei der Bewässerung von Feuchtbiotopen Verwendung.
Bäckerei und Kolonialwarenladen
Der historische Kolonialwarenladen vermittelt anschaulich, wie es einst möglich war, auf begrenztem Raum eine Vielzahl an Gütern des täglichen Bedarfs anzubieten. Direkt nebenan befindet sich eine traditionelle Bäckerei, die gelegentlich noch in Betrieb genommen wird. Die gesamte technische Ausstattung für das Backen ist erhalten geblieben. Zudem steht unmittelbar neben dem Gebäude ein gemauerter Feldbackofen, der ebenfalls genutzt werden kann.
Dorfschule
Eine Nachbildung einer historischen Dorfschule mit nur einem einzigen Klassenraum ist ebenfalls Teil des Museums. Diese wurde der ehemaligen Dorfschule von Moorhusen nachempfunden. Das Innere wurde originalgetreu ausgestattet: Lehrerpult, Schulbänke für je zwei Schüler, eine Tafel sowie alte Landkarten stammen aus der historischen Einrichtung von Moorhusen und Münkeboe.
Torfschiff
Das ausgestellte Torfschiff diente einst dem Transport von Torf aus der Umgebung von Münkeboe zum Hafen von Norden. Auf der Rücktour wurden stattdessen Baumaterialien und Dünger befördert. Das Schiff wurde dabei nicht durch Motoren, sondern durch zwei Männer an Land fortbewegt, die es mit Seilen entlang der Kanäle zogen. Das hier präsentierte Exemplar ist ein Original. Nachdem es 1950 nicht mehr benötigt wurde, versenkte und überdeckte man es mit Erde. Später legte der Museumsverein das Schiff wieder frei und restaurierte es sorgfältig.
Gattersägewerk
Im Sägewerk werden Baumstämme zu Brettern, Bohlen und Kanthölzern verarbeitet. Dabei wird der auf einer Lore liegende Stamm durch ein in der Höhe verstellbares, horizontal bewegliches Sägeblatt geführt. Angetrieben wird das Sägeblatt von einem kraftvollen Dieselmotor mit einem Hubraum von 30 Litern.
Stellmacherei
In der Stellmacherei lagern zahlreiche Werkzeuge und Maschinen, die für den Bau von hölzernen Wagen, Pumpen, Kutschen und Rädern benötigt wurden. Hier finden sich unter anderem Hobelbänke, Lehren für Räder, Abrichtmaschinen sowie unterschiedlichste Hobel, Sägen und viele weitere Handwerksgeräte.
Dorfschmiede
Die Schmiede beherbergt neben den traditionellen Handwerkzeugen wie Esse mit Blasebalg, Hammer, Amboss, Zangen und einer handbetriebenen Bohrmaschine auch eine Dampfmaschine mit Generator. Ergänzt wird die Ausstattung durch einen Dieselmotor, der als Ersatzantrieb für den Fall dient, dass Windkraft nicht ausreicht. In einem separaten Anbau befindet sich eine dieselgetriebene Hammerschmiede.
Kolonistenhaus
Moorkolonisten waren Menschen, die im 19. Jahrhundert die Randgebiete der Moore besiedelten, entwässerten und den Torf als Brennstoff abbauten. Um Ackerflächen zu gewinnen, verbrannten sie zudem Teile der Moorböden. Im Museum wird ein solches Kolonistenhaus als Massivbau aus gebrannten Ziegeln dargestellt. Es besteht aus zwei Hauptbereichen: Der Wohntrakt umfasst eine Küche, Schlafnischen (Butzen) und einen Esstisch. Die angrenzende Scheune diente als Dreschdiele, Lagerraum für Heu und Stroh sowie als Stallung für das Vieh. Sie verfügt zudem über eine einfache Plumps-Toilette. Heute wird die Scheune als Ausstellungsraum für Webutensilien, Glasblaswerkzeuge, Waschmaschinen und eine Goldschmiedewerkstatt genutzt.
Gulfhofanlage mit Remise
Diese Rekonstruktion eines historischen Gulfhofs wurde mit originalen Baumaterialien errichtet. Der Begriff „Gulf“ bezeichnet den zentralen Bereich, in dem Heu und Stroh gelagert wurden. Das Museum nutzt die Anlage, um eine Vielzahl von landwirtschaftlichen Geräten zu präsentieren, darunter Dreschmaschinen, Schrotmühlen, historische Traktoren, Mähmaschinen, Kartoffelroder, Pflüge, Eggen und weiteres Handwerkszeug. Unter dem Dach der Remise sind zusätzlich Gerätschaften wie Heuwender, Anhänger und weitere Dreschmaschinen ausgestellt.
Dorfkrug mit Destille
Der Dorfkrug ist nicht nur mit Theke, Zapfanlage, Stühlen, Bänken und Tischen ausgestattet, sondern beherbergt auch eine kupferne Destille. Besonders bemerkenswert ist ein Gerät zum illegalen „Schwarzbrennen“ von Alkohol, das nach dem Zweiten Weltkrieg häufig genutzt wurde.
Spritzenhaus
Im Spritzenhaus sind zahlreiche feuerwehrtechnische Geräte und Uniformen aus verschiedenen Epochen ausgestellt. Besonders hervorzuheben sind die historischen Spritzpumpen, die sowohl von Hand als auch mit Motor betrieben wurden. Eine der alten Handspritzen wurde mit viel Hingabe von Dennis Dieling und Günter Meints restauriert und gilt als besonders wertvolles Ausstellungsstück.
Interaktive Erlebnisse
Ein besonderes Highlight des Museums ist die Möglichkeit, nicht nur zuzusehen, sondern auch mitzumachen. An Aktionstagen, werden viele Handwerksberufe von ehrenamtlichen Handwerkern vorgeführt. Besucher können:
- Mit der Säge arbeiten und Holz verarbeiten
- Schmiedearbeiten ausprobieren
- Traditionelles Brot im Feldbackofen backen
- Beim Blaufärben von Stoffen mithelfen
Diese Mitmach-Angebote machen das Museum besonders lebendig und eignen sich hervorragend für Familien mit Kindern, die Geschichte durch eigenes Erleben besser begreifen.
Events und kulturelle Angebote
Das Dörpmuseum ist nicht nur ein Ort für Geschichtsinteressierte, sondern auch eine kulturelle Begegnungsstätte. Neben den regelmäßigen Aktionstagen gibt es zahlreiche besondere Veranstaltungen, darunter:
- Hochzeiten im Museum: Seit 2002 kann man sich im Dörpmuseum trauen lassen – eine romantische Kulisse für Paare, die sich in historischem Ambiente das Jawort geben möchten.
- Maibaumaufstellen: Ein traditionelles ostfriesisches Fest, bei dem das Dorf zusammenkommt.
- Handwerkstage: Hier zeigen Experten, wie alte Handwerkskunst wieder zum Leben erweckt wird.
- Teezeremonien: In der gemütlichen Teestube des Museums können Besucher die ostfriesische Teekultur mit frisch aufgebrühtem Tee und Rosinenbrot genießen.
Anfahrt, Öffnunsgzeiten und EIntritt
Das Dörpmuseum Münkeboe liegt in der Mühlenstraße 3a, 26624 Südbrookmerland und ist gut ausgeschildert. Es gibt ausreichend Parkmöglichkeiten, sodass auch größere Gruppen problemlos anreisen können.
Weitere Informationen zu Öffnungszeiten, Eintrittspreisen, Events, Sonderveranstaltungen, Gruppenführungen oder Anfragen sind auf der offiziellen Website des Museums zu finden.
Fazit
Das Dörpmuseum Münkeboe ist weit mehr als eine Sammlung alter Gebäude – es ist ein lebendiges Freilichtmuseum, das Geschichte erlebbar macht. Die Kombination aus authentischer Darstellung, interaktiven Erlebnissen und kulturellen Veranstaltungen macht es zu einem besonderen Ausflugsziel für Familien, Schulklassen und Geschichtsinteressierte.
Besonders die Aktionstage sorgen für Begeisterung, da Besucher die alten Handwerke nicht nur sehen, sondern auch selbst ausprobieren können. Der niedrige Eintrittspreis macht das Museum zu einer äußerst erschwinglichen Freizeitaktivität.
Wer sich für das ländliche Leben vergangener Jahrhunderte interessiert, wird hier eine faszinierende Zeitreise erleben. Das Museum vermittelt nicht nur Wissen, sondern lässt Besucher für ein paar Stunden Teil der Geschichte werden. Ein Besuch lohnt sich für jeden, der das ursprüngliche Ostfriesland entdecken und hautnah erleben möchte!
Kontakt und Location
Dörpmuseum Münkeboe
Mühlenstraße 3a
D-26624 Münkeboe
Telefon: 04942/646
E-Mail: otto.klatt@doerpmuseum-muenkeboe.de
Webseite: Jetzt besuchen
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