Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) – auch Seenotretter – ist eine der ältesten und angesehensten Seenotrettungsorganisationen der Welt. Seit ihrer Gründung im Jahr 1865 sorgt sie für die Sicherheit der Menschen auf Nord- und Ostsee. Anders als in vielen anderen Ländern wird die Seenotrettung in Deutschland nicht vom Staat organisiert, sondern durch eine private, gemeinnützige Organisation – die DGzRS.
Besonders in der Region Ostfriesland mit ihrer komplexen Küstenlandschaft, den Ostfriesischen Inseln und den tückischen Gezeitenströmen kommt der DGzRS eine entscheidende Rolle zu. Die Gewässer vor der ostfriesischen Küste sind bekannt für ihre Sandbänke, starken Strömungen und dichten Schiffsverkehr. Die Arbeit der Seenotretter ist hier besonders anspruchsvoll.
Geschichte
Anfänge der Seenotrettung in Deutschland
Vor der Gründung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) gab es in Deutschland keine organisierte Seenotrettung. Schiffsunglücke waren an den deutschen Küsten häufig, und die Rettung Schiffbrüchiger hing meist vom Zufall ab.
Ein Wendepunkt war das Jahr 1860, als die britische Royal National Lifeboat Institution (RNLI) ein vorbildliches Rettungssystem einführte. Inspiriert davon gründeten deutsche Küstenbewohner erste kleine Rettungsvereine. Einer der ersten war der Verein zur Rettung Schiffbrüchiger in Ostfriesland im Jahr 1861, der als Vorläufer der DGzRS gilt.
Am 29. Mai 1865 schlossen sich mehrere dieser Initiativen zur Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger zusammen. Die Organisation wurde in Kiel gegründet und übernahm von Anfang an die Verantwortung für die Seenotrettung in Deutschland.
Entwicklung und Expansion
Schon bald baute die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) ein Netz von Rettungsstationen entlang der deutschen Nord– und Ostseeküste auf. 1910 existierten bereits 129 Stationen von Borkum bis nach Ostpreußen.
Mit der fortschreitenden technischen Entwicklung modernisierte die DGzRS kontinuierlich ihre Flotte. In den 1950er-Jahren begann sie mit dem Bau der ersten motorisierten Seenotrettungskreuzer, die eine Revolution für die Seenotrettung darstellten.
Heute betreibt die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) 60 moderne Rettungseinheiten auf 55 Stationen und zählt zu den führenden Organisationen im Bereich der maritimen Notfallhilfe.
Organisation und Finanzierung
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) ist eine hochprofessionelle und dennoch rein spendenfinanzierte Organisation, die den Seenotrettungsdienst für die deutschen Hoheitsgewässer in der Nord- und Ostsee übernimmt. Ihr struktureller Aufbau, ihre Einsatzkoordination und ihre Finanzierung sind einzigartig und basieren auf Unabhängigkeit sowie bürgerlichem Engagement.
Organisatorischer Aufbau der DGzRS
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) ist eine gemeinnützige, nichtstaatliche Organisation, die als Verein geführt wird. Die Mitglieder setzen sich aus Förderern, aktiven Seenotrettern, technischen und administrativen Mitarbeitern sowie ehrenamtlichen Helfern zusammen.
Leitungsstruktur
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) wird von einem ehrenamtlichen Präsidium geleitet, das sich aus erfahrenen Fachleuten aus der maritimen Wirtschaft, dem Rettungswesen, der Wissenschaft und dem Finanzwesen zusammensetzt.
Die wichtigsten Organe der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) sind:
- Präsidium – Setzt sich aus mehreren ehrenamtlichen Mitgliedern zusammen und trifft Grundsatzentscheidungen.
- Geschäftsführung – Verantwortlich für das operative Geschäft, den technischen Betrieb und die strategische Ausrichtung.
- Seenotleitung Bremen (MRCC – Maritime Rescue Coordination Center) – Die Einsatzzentrale, die sämtliche Notrufe entgegennimmt und die Rettungseinsätze steuert.
- Regionale Einsatzleitungen – Übernehmen die taktische Koordination der einzelnen Rettungsstationen vor Ort.
- Technische Abteilung – Zuständig für den Bau, die Wartung und die Modernisierung der Rettungsschiffe.
Diese Struktur gewährleistet eine schnelle und effektive Reaktionsfähigkeit bei Seenotfällen.
Die Seenotleitung Bremen (MRCC Bremen)
Die Seenotleitung Bremen, auch Maritime Rescue Coordination Center (MRCC) genannt, ist die zentrale Einsatzleitstelle der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Sie ist 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr besetzt und dient als Gehirn der gesamten Seenotrettung in Deutschland.
Aufgaben der Seenotleitung
- Koordination aller Seenotfälle in den deutschen Hoheitsgewässern der Nord- und Ostsee
- Annahme und Bewertung von Notrufen über UKW-Funk, Satellitenkommunikation, Telefon oder digitale Notrufsysteme
- Einsatzleitung und Disposition der Seenotrettungskreuzer und -boote
- Zusammenarbeit mit internationalen Seenotrettungsdiensten für grenzüberschreitende Einsätze
- Kommunikation mit anderen Rettungsdiensten, wie der Wasserschutzpolizei, Feuerwehr und Rettungshubschraubern
Die Seenotleitung Bremen arbeitet eng mit Organisationen wie der Bundeswehr (Marine), der Bundespolizei See, dem Havariekommando sowie internationalen SAR-Zentren zusammen, um eine möglichst schnelle und effiziente Hilfeleistung zu ermöglichen.
Ein besonderes System ist das SAR-Vorfeld: Die Seenotretter stehen mit Schiffen, Luftfahrzeugen und Landdiensten im engen Kontakt, um Notfälle schon im Vorfeld zu identifizieren.
Die Rettungsflotte der DGzRS
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) betreibt eine der modernsten und effizientesten Flotten für den maritimen Rettungsdienst weltweit. Sie besteht aus 60 hochmodernen Rettungseinheiten, die strategisch an den 55 Rettungsstationen entlang der Küsten platziert sind.
Schiffstypen
Seenotrettungskreuzer (SRK)
- Große, hochseetaugliche Schiffe für anspruchsvolle Einsätze bei schwerem Wetter
- Haben eine hohe Reichweite und können auch weit draußen in der Deutschen Bucht oder auf der offenen Ostsee eingesetzt werden
- Ausgestattet mit modernster Technik wie Sonar, Radar, Wärmebildkameras und Satellitenkommunikation
- Eingebautes Tochterboot, das auch in flachen Gewässern manövrieren kann
Seenotrettungsboote (SRB)
- Kleinere, wendigere Einheiten für küstennahe Einsätze
- Besonders geeignet für das Wattenmeer und Inselregionen
- Leicht transportabel und schnell einsatzbereit
Spezialboote und Luftunterstützung
- Einige Stationen nutzen Drohnen für Luftaufklärung
- Zusammenarbeit mit Rettungshubschraubern für schnelle Evakuierungen
Was bedeutet die Abkürzung SAR auf Rettungsschiffen?
SAR steht für „Search and Rescue“, was übersetzt „Suche und Rettung“ bedeutet. Dieser Begriff bezeichnet international koordinierte Rettungsdienste, die sich darauf spezialisiert haben, Menschen in Notlagen – insbesondere auf See oder in schwer zugänglichen Gebieten – aufzuspüren und zu retten.
Stationen und Standorte
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) unterhält Rettungsstationen entlang der gesamten deutschen Küste – sowohl an der Nordsee als auch an der Ostsee. Besondere Schwerpunkte liegen:
- In Ostfriesland mit Standorten in Borkum, Norddeich, Norderney und Neuharlingersiel
- In der Deutschen Bucht, wo viele Schifffahrtsrouten verlaufen
- Auf den Ostfriesischen Inseln, die jährlich von Millionen Touristen besucht werden
Finanzierung
Ein einzigartiges Merkmal der DGzRS ist ihre ausschließliche Finanzierung durch Spenden. Während viele Seenotrettungsdienste in anderen Ländern staatlich finanziert werden, erhält die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) keinerlei staatliche Zuschüsse.
Einnahmequellen
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) finanziert sich aus verschiedenen Quellen:
Private Spenden
- Einzelspenden von Privatpersonen sind die wichtigste Finanzierungsquelle
- Spendenaktionen, Erbschaften und Fördermitgliedschaften tragen zur Finanzierung bei
- Viele Unterstützer sind ehemalige Seeleute oder Menschen mit Bezug zur Seefahrt
Fördermitgliedschaften
- Mehr als 200.000 Menschen sind Fördermitglieder und leisten regelmäßig Beiträge
- Durch eine kleine monatliche Spende kann jeder dazu beitragen
Erbschaften und Vermächtnisse
- Viele Menschen setzen die DGzRS in ihrem Testament ein
- Erbschaften machen etwa ein Drittel der Einnahmen aus
Spendenaktionen und Benefizveranstaltungen
- Spendensammlungen in Häfen, auf Messen und bei maritimen Veranstaltungen
- Jährliche Aktionen wie der „Tag der Seenotretter“
Sponsoring durch Unternehmen
- Firmen aus der maritimen Wirtschaft unterstützen die DGzRS finanziell oder mit Ausrüstungen
2.4.2 Kosten der Seenotrettung
Jährlich benötigt die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) rund 40 Millionen Euro, um den Seenotrettungsdienst aufrechtzuerhalten. Die größten Kostenpunkte sind:
- Betrieb und Wartung der Rettungsschiffe
- Personal- und Ausbildungskosten für festangestellte und ehrenamtliche Retter
- Technische Innovationen für eine noch bessere Einsatztaktik
- Betrieb der Seenotleitung Bremen
Ehrenamtliche Helfer: Das Rückgrat der DGzRS
Obwohl die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) eine professionelle Organisation ist, basiert sie auf dem Ehrenamt. Viele Retter sind Freiwillige, die neben ihrem regulären Beruf in ihrer Freizeit für die Seenotrettung zur Verfügung stehen.
Aufgaben der Freiwilligen
- Mannschaft auf den Rettungsschiffen
- Wartung und Instandhaltung der Boote
- Öffentlichkeitsarbeit und Spendensammlungen
- Ausbildung neuer Rettungskräfte
Rund 800 freiwillige Seenotretter sind an den Stationen aktiv, unterstützt von etwa 180 festangestellten Crewmitgliedern.
Die DGzRS in Ostfriesland
Ostfriesland ist eine maritime Region mit besonderen Herausforderungen für die Schifffahrt. Dazu gehören:
- Tückische Gezeitenströmungen, die sich ständig verändern
- Flache Sandbänke, die selbst erfahrene Seeleute überraschen können
- Hoher Schiffsverkehr, darunter Fähren, Fischkutter und Freizeitboote
Viele Seeleute, Fischer und Wassersportler sind in dieser Region auf die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) angewiesen.
Wichtige Rettungsstationen in Ostfriesland
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) betreibt in Ostfriesland mehrere Rettungsstationen, darunter:
- Borkum – Eine der wichtigsten Stationen für die Rettung von Seeleuten und Touristen auf der Nordsee
- Norderney – Zuständig für die gefährlichen Gewässer rund um die ostfriesischen Inseln
- Norddeich – Basis für zahlreiche Rettungseinsätze in der Deutschen Bucht
- Neuharlingersiel – Hier befindet sich ein historischer Rettungsschuppen, der Einblick in die Geschichte der Seenotrettung gibt
- Langeoog, Juist und Spiekeroog – Stationen, die für die Sicherheit der Insulaner und Besucher sorgen
Berühmte Einsätze in Ostfriesland
Ein bekanntes Beispiel für die Arbeit der DGzRS in Ostfriesland ist der Einsatz des Seenotrettungskreuzers „Georg Breusing“, der von 1963 bis 1988 auf Borkum stationiert war. In dieser Zeit rettete er 1.672 Menschen.
Das Schiff ist heute als Museumsschiff im historischen Hafen Ratsdelft in Emden zu besichtigen.

Herausforderungen und Zukunft
Neue Herausforderungen für die Seenotrettung
Die Arbeit der DGzRS wird durch verschiedene Faktoren immer anspruchsvoller:
- Zunehmender Freizeitverkehr – Immer mehr Menschen nutzen Yachten, Segelboote und Jetskis
- Klimawandel – Stürme und Extremwetterlagen nehmen zu
- Moderne Technologien – Neue Navigationssysteme helfen, stellen aber auch neue Anforderungen an die Seenotrettung
Einsatzzahlen und Erfolge
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) ist rund um die Uhr einsatzbereit und verzeichnet jährlich etwa 2.000 Einsätze, in denen sie etwa 3.000 Menschen hilft.
Jüngste Zahlen zeigen, dass die Einsätze in den letzten Jahren gestiegen sind, insbesondere durch die Zunahme des Wassersports.
Zukunftspläne der DGzRS
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) setzt auf Innovationen, um noch effektiver arbeiten zu können. Dazu gehören:
- Modernisierung der Rettungsflotte
- Einsatz von Drohnen zur schnelleren Ortung von Schiffbrüchigen
- Verbesserte Ausbildung der Besatzungen
Fazit
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger ist eine unverzichtbare Institution für die Sicherheit auf See. Besonders in Regionen wie Ostfriesland, wo die maritime Umwelt viele Herausforderungen birgt, leistet die DGzRS einen unschätzbaren Beitrag zum Schutz von Menschenleben.
Ihre Arbeit – finanziert ausschließlich durch Spenden – verdient höchste Anerkennung und Unterstützung. Ob Fischer, Seefahrer oder Touristen – jeder kann in eine Notlage geraten, in der die Seenotretter das letzte Mittel zur Rettung sind.
Sitz der Gesellschaft
Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS)
Werderstraße 2
D-28199 Bremen
Telefon: 0421/53707-0
E-Mail: info@seenotretter.de
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