Aurich (ostfriesisches Platt: Auerk) ist die Kreisstadt des Landkreises Aurich in Ostfriesland, gelegen im Nordwesten Niedersachsens. Sie ist sowohl hinsichtlich der Einwohnerzahl (nach Emden) als auch der Fläche (nach Wittmund) die zweitgrößte Stadt Ostfrieslands. Mit einer Bevölkerung von 43.375 Einwohnern (Stand: 31. Dez. 2023) besitzt Aurich den Status einer selbständigen Gemeinde sowie einer Mittelstadt und wird in der niedersächsischen Raumordnung als Mittelzentrum eingestuft.
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Geografie
Aurichs Landschaft wird von Geest- und Moorgebieten geprägt, während zahlreiche Schutzgebiete die Natur bewahren. Mit einer Vielzahl an Nachbargemeinden und einer differenzierten Stadtgliederung ist die Stadt ein bedeutender Knotenpunkt Ostfrieslands.
Lage
Die Kreisstadt Aurich befindet sich im Zentrum der Ostfriesischen Halbinsel und erstreckt sich über eine Fläche von 197,29 Quadratkilometern. Die Stadt misst in Nord-Süd-Richtung 16 Kilometer und in Ost-West-Richtung 19 Kilometer.
Das Einzugsgebiet Aurichs reicht weit über die Stadtgrenzen hinaus. Viele Behörden und Unternehmen beschäftigen nicht nur Einwohner der Stadt und ihrer Nachbargemeinden, sondern auch Menschen aus weiter entfernten Regionen. Dank ihrer zentralen Lage in Ostfriesland ist die Kreisstadt zudem ein bedeutender Einkaufsstandort mit einem Einflussbereich, der über die unmittelbaren Nachbargemeinden hinausreicht.
Die niedersächsische Raumordnung weist Aurich als Mittelzentrum aus. Ein Antrag auf Hochstufung zu einem Mittelzentrum mit oberzentralen Teilfunktionen, ähnlich wie es 2007 der Nachbarstadt Emden gewährt wurde, wurde von der Stadtpolitik befürwortet, jedoch vom Land Niedersachsen abgelehnt. Ebenso wurde der Vorschlag verworfen, gemeinsam mit Leer und Emden ein Mittelzentrum mit oberzentralen Funktionen zu bilden.
Geologie
Das mittlere Ostfriesland war einst stärker von Moorlandschaften geprägt als heute. Zwischen den Niedermooren am Rand der Geest und den Hochmooren auf den Kuppen des Ostfriesischen Geestrückens entstanden Siedlungen auf sandigen Erhebungen der Grundmoräne. Die Auricher Innenstadt befindet sich auf einer solchen Erhebung, die sich etwa drei bis neun Meter über dem Meeresspiegel erhebt.
Das Stadtgebiet ist von Geest- und Moorlandschaften dominiert, wobei rund drei Viertel der Fläche landwirtschaftlich genutzt werden. Die Stadt weist im innerostfriesischen Vergleich eine überdurchschnittlich hohe Waldfläche auf. Mit einem Waldanteil von etwa zehn Prozent zählt die Stadt nach der Samtgemeinde Hage und der Gemeinde Friedeburg zu den am stärksten bewaldeten Kommunen Ostfrieslands. Neben Forstgebieten sind es vor allem Wallhecken, die das Landschaftsbild in den höher gelegenen Außenbezirken prägen.
Nachbargemeinden
Aurich grenzt an zahlreiche Gemeinden – mehr als jede andere Kommune in Ostfriesland. Die Nachbargemeinden sind (im Uhrzeigersinn, beginnend im Westen): Südbrookmerland und Großheide (beide im Landkreis Aurich), Eversmeer, Westerholt, Neuschoo und Blomberg (alle in der Samtgemeinde Holtriem, Landkreis Wittmund), Dunum (Samtgemeinde Esens, Landkreis Wittmund), die Kreisstadt Wittmund selbst sowie Friedeburg (ebenfalls Landkreis Wittmund). Im Süden und Osten sind Wiesmoor, Großefehn und Ihlow (alle im Landkreis Aurich) direkte Nachbarn. Auch wenn die Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinden nicht einzeln gezählt werden, bleibt Aurich die ostfriesische Stadt mit den meisten direkten Nachbargemeinden.
Stadtgliederung
Im Zuge der Gemeindegebietsreform von 1972 wurden zahlreiche zuvor eigenständige Gemeinden in Aurich eingegliedert. Aus den dabei entstandenen 21 Ortsteilen wurden elf Ortschaften gebildet, in denen Ortsräte die lokalen Angelegenheiten vertreten.
Die Bevölkerungsdichte innerhalb der Stadt variiert stark. Während der historische Stadtkern eine Dichte von über 2.000 Einwohnern pro Quadratkilometer aufweist – vergleichbar mit einer Großstadt –, zählt der ländlich geprägte Stadtteil Brockzetel, der von Wald, Moor und Landwirtschaftsflächen dominiert wird, nur rund 20 Einwohner pro Quadratkilometer, was nicht einmal ein Elftel des deutschen Durchschnitts entspricht.
Schutzgebiete
Aurich verfügt über eine Vielzahl von Natur- und Landschaftsschutzgebieten sowie geschützten Naturdenkmälern. Zu den bedeutendsten zählen:
- Naturschutzgebiet Kollrunger Moor (seit 2007 geschützt, 279 Hektar), das sich auf dem Gebiet von Aurich und der Nachbargemeinde Friedeburg befindet. Es gehört zum Fauna-Flora-Habitat-Gebiet „Kollrunger Moor und Klinge“ und umfasst sowohl verbliebene Hochmoorflächen als auch wiedervernässte Gebiete nach dem Torfabbau.
- Naturschutzgebiet Brockzeteler Moor (171 Hektar, seit 1986), das sich in unmittelbarer Nähe befindet.
- Naturschutzgebiet „Ewiges Meer und Umgebung“ (1.180 Hektar, seit 1990), das im Nordwesten Aurichs liegt. Das „Ewige Meer“ selbst gehört zur Nachbargemeinde Eversmeer. Dieses Gebiet ist Teil des FFH-Gebietes „Ewiges Meer, Großes Moor bei Aurich“ sowie des EU-Vogelschutzgebiets „Ewiges Meer“.
- Naturschutzgebiet Leyhörn (646 ha, seit 1994). Das Leyhörn-Gebiet befindet sich im Mündungsbereich der Leybucht in die Nordsee (Gemeinde Krummhörn) und ist ein bedeutender Rast- und Brutplatz für zahlreiche Vogelarten. Es zählt zum EU-Vogelschutzgebiet „Ostfriesische Seemarschen“ und ist ein wichtiger Bestandteil des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer.
- Landschaftsschutzgebiet Berumerfehner-Meerhusener Moor (1.726 Hektar, seit 1973), das das Naturschutzgebiet „Ewiges Meer“ umrahmt.
- Landschaftsschutzgebiet „Egelser Wald und Umgebung“ (871 Hektar, unter Schutz seit 1966).
- Landschaftsschutzgebiet „Ihlower Forst und Niederung des Krummen Tiefs“ (833 Hektar, seit 1986 geschützt).
- Mehrere kleinere Schutzgebiete wie „Upstalsboom und Umgebung“ (6,4 Hektar, seit 1965), „Wilhelminenholz“ (3,2 Hektar, seit 1964) und „Popenser Gehölz und Umgebung“ (15,6 Hektar, seit 1972).
Auch Naturdenkmäler sind in Aurich zahlreich vertreten. Seit 1941 unter Schutz stehen das Großsteingrab Tannenhausen und die Lindenallee auf dem Auricher Stadtwall. Weitere geschützte Alleen sind die Linden- und Buchenallee an der Esenser Straße (seit 1969) sowie die Buchenallee Moltkebahn (seit 1983). Hinzu kommen zahlreiche einzelne Bäume sowohl in der Innenstadt als auch in den Außenbereichen.
Geschichte
Die Ursprüngen der Stadt Aurich reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück. Erstmals wird die Siedlung Aurechove im Jahr 1276 in einer friesischen Rechtsaufzeichnung, dem Brokmerbrief, erwähnt. Archäologische Funde aus dem Jahr 2009 belegen, dass die ältesten Spuren menschlicher Besiedlung im Kerngebiet der Stadt, in Form von Gefäßbruchstücken, aus dem 9. Jahrhundert stammen.
Das frühe Siedlungszentrum entwickelte sich um die Lambertikirche, welche von Graf Moritz von Oldenburg gestiftet und dem Heiligen Lambertus, dem 703 ermordeten Bischof von Maastricht, geweiht wurde. Ihr massiver Kirchturm, der seit 1662 seine heutige Form besitzt, ist eines der markanten Wahrzeichen der Stadt.
Im späten Mittelalter war die Region von Machtkämpfen zwischen verschiedenen Häuptlingsfamilien geprägt. Erst um 1350 konnten sich die Cirksena als herrschendes Adelsgeschlecht durchsetzen. Sie residierten zunächst in Emden, verlegten jedoch nach Konflikten mit den städtischen Repräsentanten 1561 ihren Sitz nach Aurich.
Nach dem Aussterben der Cirksena fiel Ostfriesland an Preußen. Am 7. Juni 1744 wurde Aurich kampflos von 500 preußischen Soldaten und Beamten übernommen. Wenige Wochen später, am 23. Juni, unterstellte sich Ostfriesland offiziell der preußischen Krone. Die Stadt blieb Verwaltungszentrum und Regierungssitz der preußischen Provinz Ostfriesland und erhielt eine Kriegs- und Domänenkammer.
Während der napoleonischen Herrschaft wurde Ostfriesland als „Departement de l’Ems-Oriental“ in das französische Kaiserreich eingegliedert. Die Stadt diente als Verwaltungssitz des Präfekten. Nach dem Wiener Kongress wurde die Stadt dem Königreich Hannover zugeordnet, ehe sie nach dem Deutschen Krieg 1866 erneut preußisch wurde. Trotz der wechselnden Herrschaftsverhältnisse behielt Aurich seine Funktion als Verwaltungszentrum Ostfrieslands, jedoch ohne größere Industrialisierung. Wirtschaftlich blieb die Stadt vor allem durch den Viehhandel geprägt, der bereits seit dem 14. Jahrhundert eine bedeutende Rolle spielte.
Im 20. Jahrhundert gewannen die Nationalsozialisten ab Mitte der 1920er Jahre zunehmend an Einfluss. Bei den Reichstagswahlen 1932 stimmten 44,2 % der Wahlberechtigten im Regierungsbezirk Aurich für die NSDAP. Mit den Wahlen von 1932 und 1933 endete die Demokratie, während Juden, Kommunisten und andere politisch und gesellschaftlich unerwünschte Gruppen systematisch ausgegrenzt, verfolgt und ermordet wurden. Zugleich erfuhren die Nationalsozialisten von großen Teilen der Bevölkerung erhebliche Zustimmung, was sich unter anderem in große Kundgebungen mit Tausenden Anhängern zeigte.
Die Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 machte auch vor Aurich nicht halt. Die gewaltsamen Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung führten dazu, dass die Stadt zwei Jahre später als „judenfrei“ gemeldet wurde.
Während des Zweiten Weltkriegs blieb die Stadt größtenteils von schweren Luftangriffen verschont. Dennoch wurde Aurich dreimal bombardiert, wobei insgesamt 17 Menschen ums Leben kamen und 24 verletzt wurden. Besonders gravierend war der Angriff am 27. September 1943, bei dem 30 Gebäude zerstört und zahlreiche weitere schwer oder leicht beschädigt wurden.
Im Herbst 1944 mussten KZ-Häftlinge des provisorischen Konzentrationslagers Engerhafe in Handarbeit Panzergräben rund um Aurich ausheben. Täglich zogen rund 2000 Gefangene durch die Stadt, viele von ihnen starben innerhalb der zwei Monate. Insgesamt fanden 188 Häftlinge den Tod. Diese Befestigungsmaßnahmen waren Teil des sogenannten „Friesenwalls“ der NSDAP.
Am 3. Mai 1945 protestierten Auricher Bürger auf dem Marktplatz gegen die weitere Verteidigung der Stadt gegen die vorrückenden kanadischen Truppen. Johann von Essen versuchte, eine weiße Fahne als Kapitulationszeichen zu hissen, wurde jedoch von der Gestapo verhaftet und erst durch die aufgebrachte Bevölkerung befreit. Durch Verhandlungen nicht namentlich bekannter Auricher Bürger mit den Kanadiern wurde die Stadt kampflos übergeben und so vor einer Zerstörung bewahrt.
Nach Kriegsende nahm die Bevölkerung der Stadt durch Flüchtlinge stark zu. Während die Stadt zu Kriegsbeginn 7.089 Einwohner zählte, waren es Ende 1945 bereits 10.350. Die wirtschaftliche Situation blieb schwierig, insbesondere aufgrund fehlender Arbeitsplätze.
Ein wirtschaftlicher Aufschwung setzte in den 1990er Jahren mit dem Wachstum des 1984 gegründeten Windenergieanlagenherstellers Enercon ein, der in zwei Jahrzehnten zu einem bedeutenden Industrieunternehmen mit vierstelliger Mitarbeiterzahl heranwuchs. Die Branche geriet jedoch mit der Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes 2014 in eine Krise, woraufhin Enercon alle Investitionen in Deutschland einstellte. 2019 kündigte das Unternehmen einen massiven Stellenabbau an und kritisierte die Energiepolitik der Bundesregierung. Während der Corona-Pandemie erlitt das Unternehmen weitere wirtschaftliche Rückschläge und erhielt Staatshilfen in Höhe von 500 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds.
Wappen der Stadt Aurich
Das Wappen der Stadt Aurich zeigt auf silbernem Hintergrund mit grünem Boden zwischen zwei Bäumen einen gekrönten roten Schild mit einem goldenen gotischen „A“. Die Stadtfarben sind Rot und Gold. Das Dienstsiegel trägt das Wappen mit der Umschrift „Stadt Aurich (Ostfriesland)“.
Die Stadtwappen entwickelten sich aus Stadtsiegeln. Die Stadt erhielt am 16. März 1539 von Graf Enno II. die Stadtrechte sowie das Recht, ein Siegel zu führen. Im Jahr 1736 wurde ein größeres und repräsentativeres Siegel eingeführt, aus dem wahrscheinlich auch das erste Wappen entstand. Dieses zeigte bereits das goldene „A“ auf rotem Grund, verziert mit einer goldenen Königskrone. Es war von Laubgebinden umgeben und wurde von zwei Bäumen flankiert. Das Design spiegelte den schmuckfreudigen Stil der Rokokozeit wider.
1903 erschien das Wappen ohne Krone, was auf die zunehmende Ablehnung monarchistischer Symbole hindeutete. 1937 wurde die Krone wieder eingeführt, diesmal üppiger gestaltet, während die Laubgebinde entfielen. 1955 wurde das Wappen erneut angepasst: Die Krone wurde fest auf den Schild gesetzt, womit eine Rückbesinnung auf das älteste Siegel erfolgte. Seit der Hauptsatzung vom 18. Oktober 1956 ist dieses Wappen das offizielle Stadtwappen von Aurich.
Das goldene „A“ im Wappen symbolisiert den Upstalsboom, eine historische Stätte westlich von Aurich im Ortsteil Rahe. Dieser Hügel war ursprünglich eine Grabstätte aus der Bronzezeit und später ein Versammlungsort der friesischen Landesgemeinden.

Eingemeindungen
Im Rahmen der niedersächsischen Gebietsreform wurden am 01. Juli 1972 mehrere Gemeinden, darunter Brockzetel, Dietrichsfeld und Plaggenburg, nach Aurich eingemeindet. Dadurch verdoppelte sich die Einwohnerzahl der Stadt und überschritt die Marke von 30.000 Einwohnern, womit die Stadt zur zweitgrößten Kommune Ostfrieslands wurde. Am 01. Januar 1979 erfolgte ein Gebietsaustausch mit der Nachbargemeinde Südbrookmerland, wodurch Aurich etwa 100 Einwohner verlor.
Namensentwicklung
Die Herkunft des Stadtnamens ist nicht eindeutig geklärt. Eine Theorie besagt, dass er sich auf eine Person namens Affo und dessen Besitz bezieht. Eine andere Hypothese sieht den Ursprung in einem Gewässer, an dem die Stadt errichtet wurde. Frühere Schreibweisen des Namens reichen von Aurichove über Auwerckhove bis hin zu Aurickeshove.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Aurich bietet eine beeindruckende Vielfalt an Kultur, Geschichte und Sehenswürdigkeiten. Die Stadt beherbergt renommierte Theater, darunter die Landesbühne Niedersachsen Nord und das traditionsreiche Niederdeutsche Theater. Museen wie das Historische Museum oder das interaktive MachMitMuseum „miraculum“ laden zum Entdecken ein. Architektonische Highlights, Sportvereine und kulturelle Veranstaltungen machen die Stadt in Ostfriesland zu einem lebendigen Zentrum in der Region.
Theater
Die Stadt dient als Spielort für die Landesbühne Niedersachsen Nord, die im Laufe des Jahres etwa zehn Inszenierungen in der Stadt aufführt. Veranstaltungsort ist die Stadthalle Aurich, die bei Reihenbestuhlung rund 500 Sitzplätze bietet. Neben der Landesbühne treten gelegentlich auch andere Theatergruppen wie das Ohnsorg-Theater dort auf.
Ein fester Bestandteil der Theaterlandschaft ist das Niederdeutsche Theater Aurich. Gegründet 1923 als „Spöldeel“ des Heimatvereins Aurich, setzt sich diese Laienspielbühne für den Erhalt der niederdeutschen Sprache ein. Mit rund 60 Mitgliedern, darunter etwa 30 aktive Darsteller, präsentiert das Theater jährlich zwei Aufführungen. Die Proben und Versammlungen finden in den Räumlichkeiten der ehemaligen Gartenbauversuchsanstalt Aurich-Haxtum statt, während das Ostfrieslandhaus Aurich als ständiger Spielort dient.
Museen und Ausstellungen
Das Historische Museum ist in der „Alten Kanzlei“ untergebracht, einem historischen Gebäude in der Innenstadt. Ursprünglich um 1530 als Stadthaus für Johann, den Bruder von Graf Enno II., errichtet, diente es später als Rats- und Weinhaus. Seit 1985 beherbergt es Exponate zur Geschichte, Kunst und Kultur Aurichs und Ostfrieslands von der Steinzeit bis zur Gegenwart.
Das MachMitMuseum „miraculum“ in der Burgstraße ist ein interaktives Kinder- und Jugendmuseum. Es vermittelt durch wechselnde Ausstellungen komplexe Themen auf spielerische Weise. Die Konzepte werden gemeinsam mit der Kunstschule „miraculum“ und Jugendlichen entwickelt. Die Umsetzung übernahmen zunächst die Jugendprojektwerkstätten der Kreisvolkshochschule Aurich, später „Allerhand“ in Großefehn, inzwischen erfolgt dies in Eigenregie.
Das Mühlenfachmuseum Stiftsmühle befindet sich in der mit 29,95 Metern zweithöchsten Mühle Ostfrieslands. 1977 vor dem Verfall bewahrt, wurde der Galerieholländer in ein Museum umgewandelt. Auf fünf Etagen zeigen Exponate wie Maschinen, Mahlgeräte und Mühlenmodelle den Mahlbetrieb, der zu bestimmten Zeiten vorgeführt wird.
Der Kunstpavillon am Ellernfeld wurde 1803 als Gartenhaus errichtet. Das klassizistische Gebäude diente unter anderem als Kindergarten und Obdachlosenunterkunft, bevor es 1969 von der Stadt erworben wurde. Nach der Sanierung wurde es zur Heimat des Kunstvereins Aurich und dient heute als Kunstausstellungsraum.
Das Energie-, Bildungs- und Erlebniszentrum (EEZ) im Stadtteil Tannenhausen repräsentiert Aurich seit 2015 als „Stadt der regenerativen Energien“.
Bauwerke
In Aurich stehen zahlreiche denkmalgeschützte Gebäude. Seit 2007 ist die Stadt Teil eines städtebaulichen Förderprogramms Niedersachsens, das bis 2019 Investitionen von rund 19 Millionen Euro in die Altstadtsanierung vorsieht.
Zu den bedeutendsten Bauwerken zählen:
- Abfahrt von Schiffen ankündigte und heute vom Heimatverein Aurich genutzt wird.
- Die Lambertikirche, die seit 1835 ihre heutige Form hat und durch ihre markanten Glockentürme das Stadtbild prägt.
- Das Haus Hanstein, das älteste erhaltene Gebäude der Stadt, das durch seine detailreiche Fassade und historischen Bauelemente besticht. In unmittelbarer Nähe befinden sich das Evertssche Haus sowie das Alte Bürgerhaus aus dem 17. Jahrhundert.
- Der Sous-Turm, eine umstrittene 25 Meter hohe Plastik auf dem Marktplatz, die als Symbol für den Fortschritt und die Industriegeschichte Aurichs betrachtet wird.
- Der ehemalige Schlossbezirk, einst Residenz der ostfriesischen Fürsten, heute Sitz von Gerichten und Behörden. Die Schlossanlage umfasst mehrere historische Gebäude, darunter den Marstall von 1588 sowie das Hauptgebäude aus den Jahren 1851 bis 1855, das im englischen Tudorstil erbaut wurde

Vereine
Sportliches Aushängeschild der Stadt ist der Handballverein OHV Aurich. Der größte Sportverein ist der MTV Aurich mit mehr als 2500 Mitgliedern. Neben Basketball und Volleyball werden auch friesische Sportarten wie Boßeln und Klootschießen betrieben.
Der Verein Playground betreibt eine 3500 m² große Skateboarding-Halle, die größte ihrer Art in Deutschland.
Der Kunstverein Aurich organisiert jährlich mehrere Kunstausstellungen und Workshops im Kunstpavillon.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Auricher Filmklappe: Ein Kurzfilmwettbewerb für Schüler mit Preisverleihung im Kino.
- Seaside-Festival: Ein jährliches Rock- und Metal-Festival in Tannenhausen.
- Auricher Wissenschaftstage: Ein Forum für Nachwuchsforscher mit renommierten Referenten.
- Musikalischer Sommer in Ostfriesland und Gezeitenkonzerte: Klassikkonzerte an verschiedenen Veranstaltungsorten.
- Auricher Stadtfest: Ein buntes Fest in der Innenstadt.
- Weihnachtsmarkt: Eine Besonderheit ist das „Knusperhäuschen“ mit Gebäckcollagen von Grundschülern.
Sprache und Namen
Neben Hochdeutsch wird in Aurich Ostfriesisches Platt gesprochen. Die Stadt hat das Recht auf zweisprachige Ortseingangsschilder (Aurich/Auerk).
Der häufigste Nachname ist „Janssen“ mit 1158 Einträgen im Telefonbuch, gefolgt von „Meyer“, „Saathoff“, „Harms“ und „Hinrichs“.
Seit dem Jahr 2004 ist die Stadt Aurich berechtigt, zweisprachige Ortsschilder in Hochdeutsch und Plattdeutsch aufzustellen.
Wirtschaft und Infrastruktur
Aurich gilt als wirtschaftliches Zentrum Ostfrieslands und vereint eine vielfältige Wirtschaftsstruktur. Neben dem öffentlichen Sektor spielen Industrie, Handel, Tourismus und Dienstleistungen eine bedeutende Rolle. Besonders der Windkraftsektor, angeführt von Enercon, prägt die Stadt. Herausforderungen wie Inflation und Fachkräftemangel beeinflussen die wirtschaftliche Entwicklung. Auch die Infrastruktur, von Straßen bis zu Medien, trägt zur regionalen Bedeutung der Stadt bei.
Branchen und Unternehmen
Über Jahrhunderte hinweg war Aurich als Sitz zahlreicher Behörden bekannt und wurde daher als „Schreibtisch Ostfrieslands“ bezeichnet. Auch heute noch zählt der öffentliche Sektor mit mehreren tausend Beschäftigten zu den bedeutenden Arbeitgebern der Stadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gewann die Industrie zunehmend an Bedeutung, wobei insbesondere der Windkraftsektor eine Schlüsselrolle einnahm. Aktuell steht die lokale Wirtschaft vor Herausforderungen wie Energieknappheit, den Folgen der Corona-Pandemie, Inflation und Fachkräftemangel.
Die Industrie der ostfriesischen Stadt ist maßgeblich von Elektrotechnik und Maschinenbau geprägt. Besonders hervorzuheben ist der Windenergieanlagen-Hersteller Enercon, der im Jahr 2019 mit einem Marktanteil von etwa drei Prozent weltweit zu den größten Onshore-Windenergieanlagenproduzenten zählte. In Deutschland belegte Enercon seit den 1990er Jahren fast durchgängig die Spitzenposition und hielt 2020 mit 43 Prozent den größten Marktanteil (nach installierter Leistung), gefolgt von Vestas. Eine Studie aus dem Jahr 2022 zeigte jedoch, dass Enercon auf Platz drei abrutschte. Das Unternehmen ist der bedeutendste Arbeitgeber der Stadt und trägt mit zweistelligen Millionenbeträgen zur Gewerbesteuer bei. Dadurch entsteht eine wirtschaftliche Abhängigkeit der Stadt und Region von einem einzelnen Unternehmen.
Ein weiteres global führendes Unternehmen mit Sitz in Aurich ist WIMA, ein Hersteller von Folienkondensatoren mit 110 Beschäftigten. Innerhalb des deutschen Elektronikbauteilesektors ist diese Marktführerschaft eine Besonderheit. Das Elektrotechnikunternehmen Rolf Janssen mit etwa 400 Mitarbeitern hat sich unter anderem auf Kraftwerkstechnik und Schiffselektrik spezialisiert. Zudem sind in der Stadt die Nahrungsmittelindustrie – darunter die Molkerei Rücker GmbH – sowie der Stahl- und Metallbau vertreten. Ein weiteres bekanntes Unternehmen ist Auricher Süßmost, das sich auf die Apfelsaftproduktion spezialisiert hat. Hier werden täglich bis zu 150 Tonnen Äpfel verarbeitet, die von regionalen Obstbauern und Privatpersonen geliefert werden. Außerdem ist Aurich – neben der Stadt Norden – ein Sitz der Sparkasse Aurich/Norden.
Dank der Nähe zur Küste spielt auch der Tourismus eine zentrale Rolle in der Wirtschaft der Stadt. Im Jahr 2010 überschritt Aurich erstmals die Marke von 200.000 Übernachtungen. In den Jahren 2020 und 2021, die durch die Corona-Pandemie geprägt waren, wurden 149.400 bzw. 180.800 Übernachtungen gezählt. Zusätzlich zieht die Stadt zahlreiche Tagestouristen an, die ihren Urlaub in Ostfriesland verbringen.
Seit den 2010er Jahren haben sich mit der größten Skatehalle Deutschlands und der Boulderhalle Kluntje für Sportklettern neue Sportangebote etabliert. Der Badesee Tannenhausen bietet Wassersportmöglichkeiten wie Wakeboarding und Wasserski über eine kreisförmige Liftanlage, die auch für Anfänger geeignet ist. In direkter Nähe befinden sich ein Freibad sowie Ferienwohnungen, die fußläufig erreichbar sind. Sämtliche Einrichtungen bieten Kurse und Verleihservices für Tagesgäste an.
Aurich nimmt aufgrund seiner zentralen Lage innerhalb Ostfrieslands eine bedeutende Stellung im Einzelhandel ein. Die Einzelhandelszentralität lag 2007 bei 153 Prozent, wobei 387 Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von rund 121.000 Quadratmetern einen Jahresumsatz von über 325 Millionen Euro erwirtschafteten. 2015 sank die Einzelhandelszentralität auf 115 Prozent, mit 326 Betrieben, die auf einer Gesamtfläche von 128.325 m² einen Umsatz von 304,1 Millionen Euro generierten.
Dienstleistungsunternehmen tragen etwa 40 Prozent zur Bruttowertschöpfung bei, gefolgt vom verarbeitenden Gewerbe mit 35 Prozent und dem Handel mit 15 Prozent. Die verbleibenden 10 Prozent entfallen auf die Landwirtschaft, die insbesondere in den ländlichen Stadtteilen von Bedeutung ist. In Aurich befindet sich der Umschlagplatz des Vereins Ostfriesischer Stammviehzüchter (VOSt), einer eingetragenen Genossenschaft für den Handel mit Milchvieh. Die Viehhallen sind im Gewerbegebiet Schirum im Süden der Stadt angesiedelt. Einige Landwirte in Aurich betreiben zudem ökologische Landwirtschaft mit Ackerbau und/oder Tierhaltung.
Klinische Versorgung in Aurich
Die Ubbo-Emmius-Klinik (benannt nach dem Greetsieler Theologen, Historiker, Pädagogen Ubbo Emmius) in der Wallinghausenser Straße 8-12 in Aurich bietet eine Vielzahl von Fachabteilungen, darunter Gynäkologie und Geburtshilfe, die jährlich etwa 3.390 stationäre Patienten versorgen. Darüber hinaus verfügt die Klinik über spezialisierte Abteilungen für Innere Medizin, Chirurgie, Orthopädie sowie ein hochmodernes Diagnostikzentrum. Die Kardiologie mit der 24/7-Rufbereitschaft in zwei Herzkatheterlaboren bildet einen besonderen Schwerpunkt. Mit ihrer zentralen Lage und modernen Ausstattung bietet die Klinik eine umfassende Versorgung für die Bevölkerung der Region Ostfriesland. Die Ubbo-Emmius-Klinik ist Akademisches Lehrkrankenhaus der European Medical School Oldenburg-Groningen und hat eine eigene Schule zur Ausbildung von Pflegefachkräften.
Ubbo-Emmius-Klinik
Wallinghausenser Straße 8-12
D-26603 Aurich
Telefon: 04941/94-0
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Verkehr
Straßenverkehr
Aurich wird von den Bundesstraßen 210 (Emden–Wilhelmshaven) und 72 (Norddeich–Schneiderkrug) durchquert, die zwischen Georgsheil und Aurich auf derselben Trasse verlaufen. Eine direkte Anbindung an das Autobahnnetz besteht bislang nicht. Eine geplante Ortsumgehung, die sogenannte B 210n, soll von der A 31 bei Riepe um Aurich herum bis zur B 210 in Richtung Wittmund führen. Das Projekt ist jedoch aufgrund der damit verbundenen Eingriffe in die Landschaft umstritten, und eine Bürgerinitiative setzt sich gegen dessen Umsetzung ein.
Die Hauptverkehrsadern der Stadt gehören zu den meistbefahrenen Straßen Ostfrieslands. Im Jahr 2005 wurden auf der B 72 in Aurich-Extum etwa 28.000 Fahrzeuge gezählt – die höchste Verkehrsbelastung unter den ostfriesischen Bundesstraßen. Auch der östliche Abschnitt des Innenstadtrings (B 72) war mit knapp 26.300 Fahrzeugen stark frequentiert. Besonders hoch ist der Schwerverkehrsanteil, da das Industriegebiet Sandhorst im Norden der Stadt liegt, während die Absatzmärkte überwiegend südlich angesiedelt sind.
Eisenbahnverkehr
Die nächsten Bahnhöfe mit Personenverkehr befinden sich in Marienhafe und Emden. Die Bahnstrecke Abelitz–Aurich, die seit 1883 bestand, wurde 1967 im Personenverkehr eingestellt. Eine Machbarkeitsstudie untersucht derzeit die Möglichkeit einer Weiterführung der Strecke bis Wittmund, wo ein Anschluss in Richtung Oldenburg und Wilhelmshaven bestünde. Damit ist Aurich im Jahr 2024 nach Bergkamen und Monheim am Rhein die drittgrößte deutsche Stadt ohne Schienenpersonenverkehr.
Kreisbahn Aurich
1899 wurde in Aurich ein Streckenast der Kreisbahn eröffnet, die Städte wie Leer, Aurich, Esens und Wittmund sowie den Küstenort Bensersiel miteinander verband. Die schmalspurige Strecke wurde 1967 stillgelegt, Teile der Trasse dienen heute als Radwege.
Kanäle
Der Ems-Jade-Kanal, der zwischen 1880 und 1888 gebaut wurde, verbindet Aurich mit Emden und Wilhelmshaven. Mit einer Gesamtlänge von 72,3 Kilometern dient er heute fast ausschließlich der Sportschifffahrt. In der regionalen Politik wird über einen Ausbau diskutiert, um eine leistungsfähige Verbindung zwischen dem JadeWeserPort in Wilhelmshaven und Emden zu schaffen. Bereits 1798/1799 wurde mit dem Treckfahrtstief eine Wasserverbindung zwischen Aurich und Emden geschaffen, die später in den Ems-Jade-Kanal integriert wurde.
Flugverkehr
Die nächstgelegenen Flugplätze befinden sich in Leer, Norddeich und Emden. Der nächstgelegene internationale Flughafen ist Bremen. In Brockzetel befindet sich zudem das Segelfluggelände Brockzetel.
Medien
Aurich ist Sitz der Tageszeitung Ostfriesische Nachrichten, die sich auf den Altkreis der Stadt konzentriert. Zudem liegt die Stadt im Verbreitungsgebiet der Ostfriesen-Zeitung, die hier eine Bezirksredaktion für Aurich und Wittmund unterhält. Das Anzeigenblatt Heimatblatt/Sonntagsblatt erscheint zweimal wöchentlich, während die Auricher Bürgerzeitung monatlich veröffentlicht wird.
Der Bürgerrundfunksender Radio Ostfriesland betreibt in Aurich eines seiner drei Studios. Im Stadtteil Popens unterhält der Norddeutsche Rundfunk den Grundnetzsender Ostfriesland für Fernsehen (DVB-T) und Radio (DAB, UKW).
Fazit
Aurich, die Kreisstadt Ostfrieslands, vereint historische Bedeutung mit wirtschaftlicher Dynamik. Einst Residenz ostfriesischer Grafen, entwickelte sich die Stadt zu einem modernen Mittelzentrum mit starken wirtschaftlichen Strukturen. Besonders prägend war der Wandel von einer Beamtenstadt zu einem wichtigen Standort der Windenergiebranche mit Enercon als größtem Arbeitgeber.
Zentral gelegen, dient die Stadt als Verwaltungs-, Einkaufs- und Wirtschaftszentrum. Trotz fehlender direkter Autobahnanbindung sorgt ein gut ausgebautes Straßennetz für Mobilität. Die geplante Bahnstreckenreaktivierung könnte die Verkehrsanbindung verbessern.
Die Stadt bietet zahlreiche Sehenswürdigkeiten wie die Lambertikirche und das Schlossareal. Naturschutzgebiete wie das Kollrunger Moor oder die Leyhörn unterstreichen die ökologische Vielfalt. Kulturelle Veranstaltungen und ein breites Sportangebot, darunter die größte deutsche Skatehalle, steigern die Lebensqualität.
Herausforderungen bestehen durch wirtschaftliche Schwankungen in der Windenergiebranche und demografische Veränderungen. Dennoch bleibt Aurich dank wirtschaftlicher Stabilität, zentraler Lage und vielfältigem Angebot eine lebenswerte Stadt in Ostfriesland.
Stadtverwaltung Aurich
Stadt Aurich
Bürgermeister-Hippen-Platz 1
D-26603 Aurich
Telefon: 04941/12-0
E-Mail: info@stadt.aurich.de
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