Es war ein wunderschöner Morgen im Wattenmeer. Die Sonne schickte ihre ersten warmen Strahlen auf den feuchten Sand, während das Meer sich langsam zurückzog. In einem kleinen Röhrchen aus Sand, tief im schlammigen Boden, wachte Wattwurm Willi auf. Er streckte sich, rückelte ein wenig mit seinem runden Körper und schob eine neue Wurst aus Sand aus seinem Tunnel.
Heute war ein ganz besonderer Tag! Willi hatte sich vorgenommen, die Geheimnisse des Wattenmeers zu erkunden. Also schlängelte er sich vorsichtig nach oben und lugte neugierig aus seinem Röhrchen.
Die Entstehung des Wattenmeers
„Guten Morgen, Willi!“ rief die freche Krabbe Greta, die gerade auf Nahrungssuche war.
„Guten Morgen, Greta! Weißt du eigentlich, wie das Wattenmeer entstanden ist?“ fragte Willi neugierig.
Greta kratzte sich mit ihrer rechten Schere am Kopf. „Hmm, das weiß ich nicht so genau.“
Der Wattwurm grinste. „Das Wattenmeer gibt es schon seit vielen tausend Jahren! Früher war hier alles von Eis bedeckt. Als das Eis schmolz, stieg das Meer an und formte die Küste. Der Wind und das Wasser haben dann immer wieder Sand und Schlick angespült. So ist dieses riesige Wattgebiet entstanden!“
„Schlick ist übrigens eine weiche, matschige Erde, die aus ganz feinen Körnchen und Pflanzenteilen besteht“, erklärte Willi weiter. „Er ist wie eine dicke, feuchte Decke auf dem Wattboden und enthält viele Nährstoffe. Deshalb fühlen sich hier Muscheln, kleine Würmer und winzige Lebewesen besonders wohl. Ohne Schlick gäbe es hier nicht so viel Leben!“
Greta staunte. „Wow, das wusste ich nicht!“
Der Lebensraum der Wattwürmer
Willi grub sich wieder ein Stück in den Sand. „Ich zeige dir mal, wie wir Wattwürmer hier leben!“
Er tauchte in sein Röhrchen und begann, mit seinem Kopf den Sand einzusaugen. „Siehst du, ich fresse den Sand, filtere daraus winzige Nährstoffe und spucke den Sand wieder aus. Das sind die kleinen Häufchen auf dem Wattboden!“
„Wusstest du, dass wir Wattwürmer bis zu 40 Zentimeter lang werden können?“ fuhr Willi fort. „Wir leben tief im Schlick und können bis zu zehn Jahre alt werden!“
Greta staunte. „Wow, so groß hätte ich dich nicht eingeschätzt! Wie sorgt ihr eigentlich für Nachwuchs?“
Willi grinste. „Wir legen unsere Eier ins Wasser, wo sich dann winzige Larven entwickeln. Die treiben mit den Strömungen umher, bis sie sich wieder im Wattboden eingraben und zu richtigen Wattwürmern heranwachsen!“
Greta lachte. „Das sieht ja lustig aus! Aber gibt es hier noch mehr Tiere?“
Willi nickte. „Oh ja! Hier leben Muscheln, Krebse, kleine Fische und viele Vögel. Sie alle haben sich perfekt an das Watt angepasst. Manche verstecken sich im Schlick, andere kommen nur bei Ebbe heraus!“
Er blickte sich um. „Aber wir müssen immer aufpassen, denn wir haben auch viele Fressfeinde. Vögel wie Austernfischer und Möwen lieben es, uns aus dem Sand zu ziehen. Auch Krebse und Fische fressen unsere Larven! Deshalb müssen wir uns immer gut vergraben.“
Das Wattenmeer als Nationalpark
Während sie plauderten, näherte sich ein Trupp Wattwanderer. Ein Ranger erklärte den Kindern, warum das Wattenmeer so besonders ist.
„Das Wattenmeer ist ein geschützter Nationalpark, weil es so wertvoll für viele Tiere und Pflanzen ist. Es gibt hier einzigartige Lebewesen, die sonst nirgendwo auf der Welt vorkommen. Das Wattenmeer erstreckt sich entlang der Küsten von Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein und ist als Nationalpark Wattenmeer geschützt. Deshalb dürfen wir nur vorsichtig durch das Watt gehen und nichts zerstören.“
Willi lauschte gespannt. „Das ist wichtig, Greta! Ohne Schutz würden viele Tiere und Pflanzen verschwinden.“
Greta nickte. „Dann werde ich immer gut aufpassen, dass ich nichts durcheinanderbringe!“
Wattenmeer als UNESCO-Weltnaturerbe
Der Ranger sprach weiter. „Wusstet ihr, dass das Wattenmeer sogar ein UNESCO-Weltnaturerbe ist? Das bedeutet, dass es weltweit als besonders wertvoll anerkannt ist. Genau wie die Pyramiden in Ägypten. Die UNESCO ist eine Organisation, die besondere Orte auf der Welt schützt. Diese Orte sind entweder sehr alt, wunderschön oder wichtig für die Natur. Das Wattenmeer gehört dazu, weil hier so viele Tiere und Pflanzen leben, die es sonst kaum woanders gibt!“
Die Kinder staunten. Willi platzte fast vor Stolz. „Das bedeutet, dass unser Zuhause etwas ganz Besonderes ist! Wir müssen es gut schützen.“
Ein neuer Tag im Wattenmeer
Langsam begann die Flut wieder, das Watt zu überspülen. Willi verabschiedete sich von Greta und grub sich in sein Röhrchen zurück. „Bis bald, Greta! Morgen erkunde ich wieder etwas Neues!“
Greta krabbelte fröhlich davon. „Bis morgen, Willi! Und pass auf dich auf!“
So endete ein weiterer spannender Tag im Wattenmeer, voller Abenteuer und Geheimnisse, die darauf warteten, entdeckt zu werden.
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