Hoch oben am Himmel, wo die salzige Meeresbrise die Federn kitzelt, flog die kleine Möwe Erwin über Ostfriesland. Sein Ziel? – das hübsche Fischerdorf Greetsiel. Seine weißen Flügel glänzten in der Sonne, und seine schwarzen Augen blitzten vor Neugier. Heute wollte Erwin das Dorf erkunden – und vielleicht ein kleines Abenteuer erleben!
Die bunten Kutter und das Fischbrötchen
Mit einem eleganten Schwung landete Erwin am Hafen, wo die bunten Fischerboote sanft im Wasser schaukelten. Die Namen der Kutter klangen spannend: Seestern, Nordlicht und Condor. Aber am meisten interessierte sich Erwin für das, was auf dem Kai passierte: Ein Fischer packte gerade seinen Fang aus – dicke Krabben und glänzende Fische!
„Mmmh, das riecht lecker!“, dachte Erwin und hüpfte ein Stück näher. Doch bevor er sich eine Krabbe schnappen konnte, rief ein Mann: „He, du freche Möwe, das ist nicht für dich!“ Schnell flatterte Erwin zur Seite und landete direkt neben einem kleinen Mädchen, das in ein knuspriges Fischbrötchen biss.
„Oh, hallo!“, sagte das Mädchen lachend. „Magst du Fisch?“ Sie zupfte ein kleines Stückchen heraus und hielt es ihm hin. Erwin piepte fröhlich und schnappte es sich. „Mmmh, das ist viel besser als selbst gestohlene Krabben!“
Die Mühlen und der große Wind
Nach seinem leckeren Fischbrötchen und der aufregenden Begegnung am Hafen flog Erwin weiter. Er wollte sich die berühmten Zwillingsmühlen von Greetsiel ansehen! Schon aus der Ferne konnte er ihre großen Flügel sehen, die sich langsam im Wind drehten.
„Oh, das sieht spannend aus!“, dachte Erwin und flog neugierig näher.
Die erste Mühle war rot mit weißen Fenstern, die andere grün mit einer leuchtenden Haube. Beide standen stolz am Deich, als wären sie Wächter des kleinen Dorfes. Erwin landete auf dem Dach der roten Mühle und betrachtete das Dorf unter sich. Die Menschen spazierten gemütlich über die Brücken, und ein paar Kinder spielten mit kleinen Holzschiffen im Wasser.
„Hier oben ist es wunderschön!“, rief Erwin begeistert.
Doch plötzlich kam eine starke Windböe! Die Flügel der Mühle begannen sich schneller zu drehen – und bevor Erwin es merkte, hatte ihn der Wind erfasst!
„Huiii!“, rief er erschrocken, als er von einem Flügel hochgehoben wurde. Er ruderte wild mit den Flügeln, aber der Wind war zu stark. Plötzlich saß er auf einem der Flügel und drehte sich mit ihm mit!
„Oh nein, oh nein, das war keine gute Idee!“, piepste Erwin und hielt sich mit seinen kleinen Krallen fest.
Gerade, als er sich fragte, wie er von hier wegkommen sollte, ließ der Wind ein kleines bisschen nach – und das war seine Chance! Mit aller Kraft breitete er seine Flügel aus, machte einen großen Satz und schaffte es, sich in die Luft zu retten!
Er flatterte wild, bis er sicher auf einer Wiese neben der Mühle landete. Seine Federn waren völlig zerzaust, aber er war froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
„Puh, das war aufregend!“, keuchte Erwin.
„Beim nächsten Mal lasse ich mich lieber nicht vom Wind erwischen!“, dachte er – aber insgeheim fand er das Abenteuer doch ziemlich aufregend.
Mit einem fröhlichen Flügelschlag flog er weiter. Wo würde sein nächstes Abenteuer warten?
Der Pilsumer Leuchtturm und das große Rätsel
Nach seinem Windabenteuer hörte Erwin ein aufregendes Gespräch zwischen zwei Kindern am Deich.
„Der Leuchtturm in Pilsum hat ein Geheimnis!“, flüsterte ein Junge.
„Echt?“, fragte das Mädchen neben ihm. „Was denn für eins?“
Ein Geheimnis? Das musste Erwin genauer wissen! Er breitete seine Flügel aus und flog in Richtung des Pilsumer Leuchtturms, dem berühmten kleinen Turm mit den roten und gelben Streifen.
Als er dort ankam, setzte er sich auf das Dach des Leuchtturms und sah sich um. Das Meer glitzerte in der Ferne, und der Wind roch nach Salz und Abenteuer. Aber wo war das Geheimnis?
Da hörte er wieder die Stimmen der Kinder. Sie standen am Fuß des Leuchtturms und suchten etwas im Gras.
„Hier soll eine alte Schatzkarte versteckt sein!“, sagte der Junge.
„Vielleicht in den Steinen dort?“, meinte das Mädchen.
Erwin wurde neugierig. Mit einem eleganten Schwung flog er nach unten und pickte zwischen den Steinen herum. Plötzlich entdeckte er ein kleines Stück Papier!
„Piep-piep!“, rief Erwin aufgeregt.
„Schau mal! Die Möwe hat etwas gefunden!“, rief das Mädchen.
Der Junge hob das Papier auf und strahlte. „Das ist ja wirklich eine alte Karte! Vielleicht führt sie uns zu einem Schatz!“
Erwin fühlte sich wie ein echter Schatzsucher. Ob die Kinder wirklich einen verborgenen Schatz finden würden? Das wusste er nicht – aber er würde sie bestimmt weiterhin beobachten.
Glücklich breitete Erwin seine Flügel aus und flog zurück nach Greetsiel. Heute war wirklich ein spannender Tag gewesen!
Das geheime Versteck der Möwen
Nach seinem Windflug beschloss Erwin, sich ein wenig auszuruhen. Er flog zur alten Schleuse und entdeckte eine versteckte Stelle zwischen den Steinen. Dort saßen schon ein paar andere Möwen und schnatterten fröhlich.
„Erwin, du bist ja wieder auf Entdeckungstour!“, rief eine alte Möwe namens Käthe.
„Ja!“, piepte Erwin. „Ich habe ein Fischbrötchen probiert, bin auf einer Windmühle gelandet und habe am Pilsumer Leuchtturm eine Schatzkarte gefunden!“
Die Möwen lachten. „Greetsiel ist ein wunderbarer Ort, nicht wahr?“
Erwin nickte eifrig. „Ja! Und ich werde morgen noch viel mehr entdecken!“
Und so ging der Tag für die kleine Möwe Erwin zu Ende – voller Abenteuer, neuer Freunde und ganz viel Spaß in Greetsiel.
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