In der ostfriesischen Stadt Emden zeichnet sich ein immer stärkerer Trend ab: Wohnungen werden zunehmend als Ferienunterkünfte genutzt, was sowohl positive als auch negative Folgen mit sich bringt. Diese Entwicklung wird maßgeblich durch Plattformen wie „Airbnb“ und „booking.com“ vorangetrieben, die eine einfache und schnelle Vermarktung von Unterkünften ermöglichen. Diese Dynamik hat nicht nur erhebliche Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt und die Verfügbarkeit von Wohnraum für die lokale Bevölkerung, sondern beeinflusst auch die lokale Wirtschaft und das soziale Gefüge in der Sta
Der Airbnb-Trend in Emden
Wer heute auf Plattformen wie „Airbnb“ oder „booking.com“ nach Unterkünften in Emden sucht, wird schnell fündig. Neben klassischen Hotels werden immer mehr Wohnungen und Zimmer von privaten Anbietern zur kurzfristigen Vermietung angeboten. Besonders im Stadtzentrum und in angrenzenden Vierteln wie Faldern, Wolthusen und Constantia, aber auch in Vororten wie Petkum und Larrelt, sind zahlreiche Ferienunterkünfte zu finden. Im Zeitraum vom 06. bis 08. November 2024 waren allein innerhalb des Wallrings fast 30 Unterkünfte auf Airbnb gelistet.
Auch auf „booking.com“ nimmt die Anzahl der Angebote zu. Während die Stadt Emden in Ostfriesland lediglich etwas mehr als 20 Hotels hat, stehen dort im gleichen Zeitraum über 80 Unterkünfte zur Auswahl, darunter viele Ferienwohnungen und Zimmer. Diese Entwicklung ist ein klares Indiz dafür, dass private Anbieter zunehmend auf den Tourismusmarkt drängen.
Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt
Mit der wachsenden Anzahl an Ferienunterkünften verschärft sich auch die ohnehin angespannte Wohnraumsituation in Emden. Viele Wohnungen, die früher langfristig vermietet wurden, werden nun an Urlauber vergeben. Dies macht es für Einwohner und insbesondere für Berufstätige, wie Hotelangestellte, zunehmend schwierig, geeigneten Wohnraum zu finden. Laut Janika Walter vom Dehoga-Kreisverband Emden hat die Zahl der Ferienwohnungen in den letzten Jahren erheblich zugenommen.
Die wirtschaftliche Attraktivität für Vermieter liegt auf der Hand: Ein Zimmer mit geteiltem Bad kann auf Plattformen wie Airbnb für rund 40 Euro pro Nacht angeboten werden. Bei einer Vollauslastung entspricht das etwa 1200 Euro monatlich – eine Summe, die oft über den regulären Mieteinnahmen liegt. Diese Situation trägt nicht nur zur Verknappung von Wohnraum bei, sondern kann auch Mietpreise in die Höhe treiben.
Herausforderungen
Ein weiteres Problem ist die mangelnde Transparenz bei privaten Ferienunterkünften. Viele Vermieter melden ihre Unterkünfte weder gewerblich an, noch führen sie ihre Einnahmen korrekt bei der Steuer an. Dies führt zu Wettbewerbsverzerrungen gegenüber Hotels und offiziell registrierten Ferienwohnungen. Zudem besteht die Gefahr, dass Sicherheitsvorschriften in nicht angemeldeten Unterkünften nicht eingehalten werden.
Die Stadt Emden hat diesen Trend erkannt. Laut Stadtsprecherin Theda Eilers liegen der Verwaltung immer wieder Hinweise auf nicht angemeldete Unterkünfte vor, denen nachgegangen wird. Im Zuge der Einführung der Übernachtungssteuer ab dem 1. Januar 2025 führt die Stadt eine umfassende Bestandsaufnahme durch. Ziel ist es, mehr Transparenz in den Markt für kurzfristige Vermietungen zu bringen.
Auswirkungen der Übernachtungssteuer
Die Einführung der neuen Übernachtungssteuer in Höhe von 3,5 Prozent der Übernachtungskosten könnte weitreichende Konsequenzen für den Wohnungsmarkt in Emden haben. Hotels und registrierte Ferienwohnungen sind gesetzlich verpflichtet, diese Steuer abzuführen, was dazu führen wird, dass die zusätzlichen Kosten oft direkt an die Gäste weitergegeben werden. Dies könnte dazu beitragen, die Preise in legalen Unterkünften spürbar anzuheben, was wiederum Urlauber dazu veranlassen könnte, verstärkt auf nicht registrierte und informell betriebene Ferienunterkünfte auszuweichen.
Solche Unterkünfte umgehen nicht nur die Steuerpflicht, sondern bieten häufig auch niedrigere Preise an, wodurch sich ihre Attraktivität für preissensible Reisende noch weiter erhöht. Diese Dynamik birgt das Risiko, dass die Wohnraumsituation für die lokale Bevölkerung weiter verschärft wird, da immer mehr Vermieter auf das profitablere Modell der kurzfristigen Vermietung umsteigen könnten.
Perspektiven und Lösungsansätze
Die Regulierung des Marktes für Ferienunterkünfte ist ein Thema, das nicht nur in Emden, sondern deutschlandweit diskutiert wird. Ein Schritt in die richtige Richtung ist die Einführung einheitlicher Registrierungsanforderungen, auf die sich der Rat der Stadt und das Europäische Parlament im vergangenen Jahr geeinigt haben. Diese Maßnahme könnte dazu beitragen, den Markt für kurzfristige Vermietungen transparenter zu gestalten.
Langfristig bleibt die Herausforderung, eine Balance zwischen der Förderung des Tourismus und der Sicherstellung von ausreichendem Wohnraum für die lokale Bevölkerung zu finden. Dabei dürfen sowohl wirtschaftliche Interessen als auch soziale Aspekte nicht aus den Augen verloren werden.
Urlaubermagnet Emden
Emden zieht Urlauber aus verschiedenen Gründen an. Die Stadt in Ostfriesland bietet eine faszinierende Mischung aus maritimer Geschichte, kulturellen Highlights und einer einladenden Atmosphäre. Besonders die Lage an der Emsmündung und die Nähe zur Nordsee machen Emden zu einem beliebten Reiseziel für Menschen, die eine Kombination aus Stadt- und Naturerlebnis suchen.
Die historische Altstadt mit ihren malerischen Kanälen, auch als „Klein-Amsterdam“ bezeichnet, lädt zu Spaziergängen und Bootsfahrten ein. Sehenswürdigkeiten wie das Otto-Huus, ein Museum, das dem Komiker Otto Waalkes gewidmet ist, oder die Kunsthalle Emden, die eine beeindruckende Sammlung moderner Kunst bietet, sind ein Muss für jeden Besucher.
Der Ratsdelft (kurz: Delft), das historische Hafenbecken im Herzen der Stadt, ist ein weiteres Highlight. Hier können Besucher die beeindruckenden Museumschiffe besichtigen, darunter den Seenotrettungskreuzer „Georg Breusing“ und das Museums-Feuerschiff „Amrumbank“. Diese Schiffe bieten spannende Einblicke in die maritime Geschichte der Region und sind ein beliebter Anlaufpunkt für Familien und Technikinteressierte.
Ein weiteres Wahrzeichen ist das Historische Hafentor, das als beeindruckendes Baudenkmal die maritime Vergangenheit Emdens symbolisiert. Dieses Tor, einst ein zentraler Zugangspunkt zur Stadt, zieht heute viele Besucher mit seiner geschichtsträchtigen Architektur an. Diese Attraktionen bieten spannende Einblicke in die maritime Geschichte der Region und sind ein beliebter Anlaufpunkt für Familien und Technikinteressierte.
Darüber hinaus ist Emden ein hervorragender Ausgangspunkt für Ausflüge in die umliegende Region Ostfriesland. Fähren zu den ostfriesischen Inseln, Radtouren entlang der Deiche und Besuche in charmanten Dörfern machen den Aufenthalt besonders abwechslungsreich. Auch die Gastronomie in Emden trägt zur Attraktivität der Stadt bei: Frischer Fisch und regionale Spezialitäten ziehen sowohl Touristen als auch Einheimische gleichermaßen an.
Nicht zuletzt punktet Emden durch seine Erreichbarkeit. Mit guten Zugverbindungen, der Nähe zur Autobahn und einem kleinen Hafen ist die Stadt leicht zu erreichen, was sie für Kurzurlaube ideal macht. Die Mischung aus historischem Charme, Natur und moderner Infrastruktur erklärt, warum Emden bei Urlaubern so beliebt ist.
Fazit
Die zunehmende Nutzung von Wohnungen als Ferienunterkünfte in Emden ist eine Entwicklung mit vielen Facetten. Einerseits stärkt sie den Tourismus und bietet Vermietern wirtschaftliche Chancen, andererseits verschärft sie die Wohnraumsituation und birgt soziale wie auch steuerliche Probleme. Die Einführung der Übernachtungssteuer und die geplanten Regulierungen sind Schritte, die Transparenz und Fairness in den Markt bringen sollen.
Doch es bleibt abzuwarten, wie effektiv diese Maßnahmen umgesetzt werden und ob sie die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt entlasten können. Für Emden bedeutet dies, wachsam zu bleiben und eine nachhaltige Balance zwischen touristischem Wachstum und den Bedürfnissen der lokalen Bevölkerung zu finden. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Stadt sowohl für Einwohner als auch für Besucher lebenswert bleibt.
Kommentieren